Navigieren durch den Wahlkampf. Wahlzeit, Herbstzeit – und wie ein Sturm überschwemmt eine Flut aus Gesichtern, Slogans und Versprechen das Land. Wir, treibend in diesem Bildermeer, sollen eine Richtung wählen, eine Zukunft entscheiden. Inmitten der visuellen Überflutung, der gekonnten Selbstinszenierung der Kandidatinnen und Kandidaten sowie unter der Oberfläche des lächelnden Politmarketings fragen wir uns: Was bestimmt unsere Wahl? Ist es Authentizität, Kompetenz oder doch das ansprechende Poster und der prägnante Slogan?
Dieser Wahlkampf lädt uns ein, tiefer zu graben und uns nicht von der Oberflächlichkeit täuschen zu lassen. «Geht wählen», erklingt es als ständiger Refrain durch Medien und Gespräche, ein Appell, dem wir alle Folge leisten sollten. Gerade als ich diesen Aufruf innerlich wiederholte, durchdrang das Klingeln meines Telefons meine Gedanken. Am anderen Ende? Ein Politiker, der um meine Stimme bat.
Direkt, persönlich, unverblümt – so präsentierte sich der Politiker, der nicht mehr nur von den Plakaten lächelte oder in Fernsehdebatten rhetorisch glänzte, sondern direkt, über mein Telefon, um meine Stimme rang. Obwohl meine erste Reaktion eine Mischung aus Überraschung und Skepsis war, hörte ich zu, stellte Fragen und konfrontierte den Politiker mit seinen Versprechungen und meiner Kritik.
Plötzlich befand ich mich mitten in dieser schier endlosen Kommunikationsflut, die weit über die visuelle Dimension hinausging und überraschend konkret und persönlich wurde. Aber ist auch dieses Gespräch nicht eine weitere Form der Inszenierung? Ist dieses vermeintlich persönliche Gespräch nicht letztlich Teil einer Strategie, die darauf abzielt, unsere Stimmen und unsere Herzen zu erobern? Weiterhin treibend in diesem Meer der Botschaften und Bilder, versuche ich, den Kopf über Wasser zu halten und meine eigene Richtung zu finden. Der Wahltag wird kommen und gehen, die Plakate verschwinden, aber die Entscheidungen, die wir treffen, prägen die Gesellschaft, in der wir leben möchten.
In unseren Händen halten wir den Kompass der Zukunftsgestaltung: Also, geht wählen!
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