Umbruch für den Kunstraum Baden

Noch bis zum 22. Oktober läuft im Kunstraum Baden die Ausstellung «Model Behavior». Es ist die letzte Ausstellung unter Claudia Spinelli.
Eine Kunstraum-Ära geht zu Ende. Claudia Spinelli hat in ihren 14 Jahren als Direktorin rund 40 Ausstellungen im Kustraum Baden organisiert, kuratiert und betreut. (Bild: Archiv | aru)

Seit über 50 Jahren betreibt Baden einen nicht kommerziell ausgerichteten Kunstraum, der sich schon lang zur geschätzten Institution in der hiesigen Kunstszene entwickelt hat. Dort werden jährlich drei bis vier Ausstellungen gezeigt, die in enger Abstimmung mit den Kunstschaffenden vom Team des Kunstraums kuratiert werden. Dabei liegt der Fokus auf Projekten, die einmalig sind und direkt für den Kunstraum konzipiert und geschaffen wurden. Gerade ist dort die Ausstellung «Model Behavior» von Beat Zoderer und Hannah Parr zu sehen. Während sich Beat Zoderer in und über die Region hinaus breiter Bekanntheit erfreut, ist die aus dem Vereinigten Königreich stammende Hannah Parr hierzulande noch wenig bekannt. Beat Zoderer selbst hatte der Kunsthistorikerin Claudia Spinelli, die den Kunstraum seit 14 Jahren leitet, vorgeschlagen, die aufstrebende Künstlerin Hannah Parr in den Kunstraum zu holen. Ihr Gegenvorschlag war die Doppelausstellung von Zoderer und Parr, wie sie realisiert wurde. «Meiner Erfahrung nach ist ein bekannter Name sehr hilfreich dabei, das hiesige Publikum zu einem Ausstellungsbesuch zu bewegen und dadurch auch neuen Namen zu grösserer Bekanntheit zu verhelfen», begründet Claudia Spinelli ihr Vorgehen.

Zweiteilige Ausstellung
In der Ausstellung «Model Behavior» zeigt Beat Zoderer eine kleine Retrospektive seines Schaffens der vergangenen Jahrzehnte. «Für mich war diese Ausstellung ein tolle Gelegenheit, in den Keller zu steigen und dort nach meinen Trouvaillen zu schauen», so Zoderer. Eine Längsseite der Ausstellung bietet damit einen kleinen Überblick über die kreative Entwicklung des renommierten Künstlers, der in Wettingen lebt und arbeitet. Hannah Parr hingegen zeigt Werke aus ihren zwei bisherigen Serien; die eine besteht aus Werken, die einen Bezug zu gebräuchlichen Bauschranken aufweisen, die andere setzt sich mit synthetischen Haaren auseinander. Gemeinsam ist es den beiden Kunstschaffenden gelungen, dass sich die beiden Teile der Ausstellung nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen.

Mit der Finissage verlassen Maria Bänziger, Claudia Spinelli und Rolf Bismarck den Kunstraum Baden. (Bild: sim)

Ende einer Ära
Am 22. Oktober findet im Beisein der beiden Kunstschaffenden die Finissage der Ausstellung statt. Es ist die letzte Ausstellung an der Haselstrasse 15, wo sich der Kunstraum Baden seit 20 Jahren befindet. Danach werden die Räumlichkeiten renoviert und anschliessend von der Eigentümerin Regionalwerke AG selbst benötigt. Der Kunstraum wird ab Januar im Merker-Areal zu finden sein. Gleichzeitig mit der Finissage verabschieden sich sowohl Claudia Spinelli als auch ihre langjährigen Mitarbeitenden Maria Bänziger und Rolf Bismarck von ihren Gästen. Gemeinsam trugen sie in den vergangenen Jahren wesentlich dazu bei, den Kunstraum Baden lebendig zu halten und die Kulturbegeisterten in der Region mit abwechslungsreichen und spannenden Ausstellungen zu versorgen. «Es war eine aufregende Zeit», resümiert Claudia Spinelli. «Immer wieder gingen neue Türen auf. Jede Ausstellung ist eine Begegnung mit einem ganz neuen Universum, ein grosses Abenteuer.»

Ausdruck ihres gemeinsamen Engagements sind ausserdem die verschiedenen Gefässe, mit denen das Kunstraum-Team für Austausch zwischen den Besucherinnen und Besuchern sowie den Kunstschaffenden sorgt. Zu diesen Rahmenveranstaltungen gehören Kunst-über-Mittag-Führungen, regelmässige Künstler­gespräche, Podiumsdiskussionen sowie Performances oder Konzerte. «Bei meiner Arbeit war es mir stets sehr wichtig, solche Begegnungen zwischen den Künstlerinnen und Künstlern sowie den Menschen zu ermög­lichen», bestätigt Claudia Spinelli.

Optimistisch in die Zukunft
Die Kunsthistorikerin verlässt einen Kunstraum Baden, dessen Finanzierungsgrundlage ganz anders ist als bei ihrem Antritt. Eine grosse Sparrunde hatte zur Folge, dass nur noch die Grundkosten von der Stadt getragen werden. «Die Mittel für die Programme musste ich zuletzt zu grossen Teilen bei Dritten generieren, was früher nicht so war. Das brachte aber auch neue Freiheiten mit sich», erläutert sie. «Ich hoffe sehr, dass es dem Kunstraum nach meinem Weggang weiterhin gut gehen wird. Die Finanzierung wird eine Herausforderung bleiben. Die Stiftungslandschaft im Aargau ist bekannterweise dürr, und die nationalen Geldgeber werden von Gesuchen aus allen Landesteilen überrannt, sodass die Geförderten immer wieder Karenzpausen einlegen müssen.»

Claudia Spinelli selbst wird sich nun eigenen, teilweise lang gehegten Projekten zuwenden. «Als Erstes werde ich die Ausstellungen, die ich in Baden von 2010 bis 2023 realisieren durfte, in Buchform bringen. Unter dem Titel ‹Kuratieren in der Provinz› möchte ich der Frage nachgehen, was die Arbeit für Institutionen in kleinen Städten auszeichnet, was sie besonders macht. Neben mir selbst werden auch Kolleginnen, die in vergleichbaren Institutionen arbeiten, zu Wort kommen und von ihren Erfahrungen und Einsichten berichten. Schliesslich macht es einen Unterschied, ob eine Ausstellung in Paris, New York oder in einer Kleinstadt stattfindet.»

Finissage und Abschied
Sonntag, 22. Oktober, 17 Uhr

Kunstraum Baden, Haselstrasse 15