«Das wird ein Gamechanger sein»

Endingen verändert sich. Am Dorfspaziergang präsentierte der Gemeinderat neue Details zum Ausbau des Dorfkerns und dessen «Neumöblierung».
Etwa 60 Interessierte folgen den Ausführungen von Ralf Werder und Andy Walder am Mühleweg. (Bild: sg)

Weniger Busverkehr, mehr Raum für die Menschen: Das seit dem Frühjahr vorliegende Betriebs- und Gestaltungskonzept soll den Dorfkern von Endingen wieder zu einem Zentrum mit echter Aufenthaltsqualität machen («Rundschau» vom 20. April). Seit neun Jahren ist die Gemeinde daran, das heute als Verkehrsknoten dienende Zentrum neu zu planen. Anstoss gaben die Herausforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes, die im aktuellen Zustand nicht konform umgesetzt werden können. Beim Dorfspaziergang mit dem Gemeinderat verriet Ammann Ralf Werder am vergangenen Sonntag neue Details zu den geplanten Massnahmen.

«Testparkplätze» bei der Metzg
Treffpunkt war bei der Metzgerei Werder, wo buchstäblich kein Stein auf dem anderen bleibt: «Hier werden demnächst zwei Parkplätze mit sogenannten Gubersteinen gepflästert», erklärte Werder. Diese verfügen über eine speziell flache Oberfläche und sind deshalb behinderten-, rollator- und kinderwagengerecht: «Da bleiben sogar die Eier im Karton unbeschädigt», scherzte er. Im neuen Dorfkern soll die Marktgasse, so heisst die Hauptstrasse in Endingen, mit einem Mittelstreifen in Guberpflästerung ausgestattet werden. In einem Test vor der Metzgerei wird der Belag in allen Jahreszeiten beobachtet. Zusätzliche Parkplätze werde es aber nicht geben, so Werder.

Der Fokus bei der Neugestaltung liegt klar auf den Menschen und dem öffentlichen Verkehr (ÖV) – nicht auf dem übrigen Verkehr. Beim Surbtal-Bistro entstehen zwar zwei neue, seitliche Kurzzeitparkplätze, hingegen müssen zwei Parkplätze auf der anderen Strassenseite, bei der Raiffeisenbank und dem neuen Minikreisel Marktgasse-Hirschengasse-Winkelstrasse weichen. Komplett neu wird der Busverkehr geregelt. Die vier regionalen Postautolinien sollen nicht mehr auf dem Marktplatz verkehren, wo sich zahlreiche Geschäfte befinden. Die Haltestellen Richtung Lengnau und Tegerfelden werden an die Strasse vorverlegt – als sogenannte Busbuchten mit erhöhten Haltekanten. Richtung Brugg gibt es an der Hirschengasse einen neuen Fahrbahnhalt.

Blick in die Zukunft: Strasse und Marktplatz werden klar getrennt. (Visualisierung: zVg)

165 Busabfahrten täglich
Die heute 165 Busabfahrten auf dem Marktplatz würden auf die drei Haltestellen verteilt, kündigte Werder an und hielt fest: «Wir wollen die Rundkurse der Busse ums Dorf dadurch reduzieren.» Um zu wenden, müssen die Busse weiter ins Gebiet Brühl bei der Wäscherei Elis fahren. Dort ist geplant, dass der Kanton eine Wende- und Umsteigeanlage erstellt.

Im Gegenzug werde der Marktplatz frei vom ÖV und könne neu «möbliert» werden, wie der Gemeindeammann berichtete. Das bestehende Bushäuschen weicht neuen Sitzgelegenheiten, Bäumen, Veloständern und einem öffentlichen runden Edelstahl-WC. Die Ein- und Ausfahrt am Platz wird nur noch vom Volg her möglich sein. Für die Anlieferungsfahrzeuge steht jedoch eine Ausfahrt in Richtung Lengnau zur Verfügung.

Das neue Dorfzentrum werde «ein absoluter Gamechanger» sein, der das Dorfleben verändere, schwärmte Ralf Werder. Der Gemeinderat wird voraussichtlich an der Sommer-Gmeind 2024 den Bruttobaukredit über circa 2,6 Millionen Franken beantragen. Baustart ist jedoch nicht vor 2027.

Hohe Investitionen
So oder so kommen über zehn Jahre Investitionen von rund 14,7 Millionen Franken (brutto) auf Endingen zu. Ein Teil davon ist bereits realisiert: Seit einigen Jahren werden Massnahmen des Generellen Entwässerungsplans (GEP) in fünf Losen umgesetzt, die Andy Walder, Leiter der Bauverwaltung Surbtal, detailliert erläuterte. Hinzu kommen das erst kürzlich sanierte Schwimmbad und ein neues Mehrzweckgebäude (Casimir), das im Sommer von der Gemeindeversammlung bewilligt wurde. «Aber wir entwickeln uns, und dem muss man Rechnung tragen», mahnte der Gemeindeammann.

Gleichzeitig will die Gemeinde die Pro-Kopf-Verschuldung kurzfristig nicht über 3000 Franken ansteigen lassen. In den kommenden Jahren wird aufgrund der hohen Bautätigkeit eine starke Bevölkerungszunahme erwartet. Auf Basis der im Bau befindlichen oder bereits fertiggestellten Wohnbauprojekte rechnet man mit 85 neuen Wohneinheiten oder etwa 180 neuen Einwohnerinnen und Einwohnern für die nächsten Jahre. «Diese Entwicklung haben wir in unsere Finanzplanung aufgenommen, es wird mehr Infrastruktur benötigen, aber auch mehr Steuereinnahmen generieren», sagte Ralf Werder.