Die Jungen für Politik begeistern

Das Jugendparlament Baden gibt Jugendlichen eine Plattform für ihre Anliegen und eine eigene Stimme in der städtischen Politik. Drei Jugendliche berichten aus ihren Erfahrungen.
Die Vorstandsmitglieder des Jugendparlaments Baden, von links: Olivia Koch, Anna Lena Van Petegem, Ruben Brönniman, Robin Steudler, Anna Mia Leicht. (Bild: zVg)

Anna Mia Leicht (16) liebt Basketball, Ruben Brönnimann (13) kocht und backt gern, während Anna Lena Van Petegem (16) leidenschaftlich Fussball spielt. Eines verbindet die drei Jugendlichen: Sie alle teilen eine ausgeprägte Begeisterung für das Thema Politik. Zusammen mit 7 Aktivmitgliedern und 18 Passivmitgliedern gehören sie dem Jugendparlament (Jupa) Baden an. Dieses wurde im Mai 2021 – wegen der Coronamassnahmen via Zoom-Konferenz – gegründet. Zwei Jahre zuvor, 2019, wurde die Stadt Baden zum wiederholten Mal von Unicef Schweiz/Liechtenstein mit dem Label «Kinder- und familienfreundliche Stadt» ausgezeichnet. Das, weil verantwortliche Personen in Baden grosses und deutlich spürbares Engagement und ein grosses Verständnis für die systemische und personenunabhängige Verankerung der Kinderrechtskonvention auf Gemeindeebene zeigen. Begleitet wird das Jupa vom Kompetenzbereich Kinder und Jugend der Stadt Baden. Mit der zusätzlichen Unterstützung des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente (DSJ) ist anschliessend ein eigenständiger Verein entstanden.

Vieles lernt man aus Erfahrung
«Mit dieser Vereinsgründung haben wir einen wichtigen Schritt in die Selbstständigkeit gemacht, und wir entscheiden, welche Projekte wir im Jupa angehen und umsetzen möchten», berichtet Anne Lena Van Petegem, die nicht nur Jupa-Vorstandsmitglied ist, sondern auch im Vorstand der Jungen Grünen Aargau mitmischt. «Politik betrifft schliesslich jeden. Wir sind politisch neutral unterwegs. Jede und jeder Jugendliche darf ins Jupa einsteigen, egal an welcher Partei er oder sie sich ausrichtet. Alle dürfen auf uns zukommen. Selbst wenn man nicht generell politisch interessiert ist, aber trotzdem ein Anliegen hat, das den Jugendlichen am Herzen liegt. Innerhalb des Jupa führen wir keine politischen Diskussionen», ergänzt Anna Mia Leicht zeitgleich.

Was ist denn überhaupt nötig, um im Jupa mitmachen zu dürfen? «Man braucht ganz viel Motivation, ein offenes Mindset, und man sollte Freude daran haben, unter Leuten zu sein», verrät Anna Mia Leicht. Vorkenntnisse in den Bereichen Finanzen, Pu­blic Speaking sowie Organisation seien zwar keine Voraussetzung, aber sicher von Vorteil. Vieles lerne man aus Erfahrung, und cool sei, dass alle Vereinsmitglieder als Team unterwegs seien und sich gegenseitig unterstützten. «Im Jupa konnte ich schon einige Erfahrungen sammeln, und ich merke auch die Fortschritte bei anderen Mitgliedern. Ein gutes Beispiel ist das Public Speaking. An Jugendsessionen sprechen wir vor Politikerinnen und Politikern sowie anderen Jugendlichen. An der vergangenen 1.-August-Feier der Stadt Baden durften wir gar vor über 400 Personen die offizielle Festrede halten. Sich dazu durchzuringen, ist nicht immer einfach, jedoch gelingt es einem bei jedem Mal besser, und man nimmt etwas Wertvolles für das zukünftige Leben mit», erzählt die 16-Jährige.

Ruben Brönnimann findet, dass ein Interesse an Politik grundsätzlich unabdingbar sei und man regelmässig an den Sitzungen des Jupa erscheinen sollte. Er würde sich zudem darüber freuen, wenn sich künftig noch mehr Jugendliche aktiv im Jupa einbrächten. Er selbst werde sich längerfristig für eine höhere Besteuerung der vermögendsten Teile der Bevölkerung einsetzen. «Sollte ich später in ein politisches Amt gewählt werden, würde ich mich dafür einsetzen, dass die Konversionstherapie und die Diskriminierung bei Hauskäufen sowie bei der Jobsuche verboten werden», sagt der Schüler.

Politische Vorbilder als Basis
Wie sieht es mit politischen Vorbildern aus? «Ganz klar ist mein Vater Steven Van Petegem mein Vorbild», verrät Anna Lena Van Petegem, die in Wettingen die Kantonsschule besucht. «Er ist im Einwohnerrat Baden und ist nicht nur mein politisches, sondern auch sonst mein Vorbild.» Ruben Brönnimann begeistern eher Jeremy Corbyn (ein britischer Gewerkschaftsfunktionär und Labour-Politiker), Samuel Sydney Silverman (ebenfalls ein britischer Labour-Politiker), Tobias Schweiger (ein österreichischer Politiker der KPÖ) sowie Annalena Baerbock (eine deutsche Politikerin der Grünen). Anna Mia Leicht orientiert sich eher an Alexandria Ocasio-Cortez (eine amerikanische Politikerin der Demokratischen Partei und Aktivistin). «Mich faszinieren ihre Durchsetzung, ihr starker Wille und ihre Art zu debattieren sehr», so die Kanti­schülerin.

Erste Erfolge konnten die drei in ihrer jungen politischen Karriere bereits verbuchen: «An der ersten Jugendsession 2021 war eines der Anliegen, einen Outdoortrainingsplatz zu bauen, der für alle zugänglich sein sollte. Das wurde von der Stadt Baden sehr positiv aufgenommen. Gerade befinden wir uns in der Planung, um diese Idee zu realisieren», erzählt Anna Mia Leicht. Ruben Brönnimann ist erfreut, dass er in den Jupa-Vorstand gewählt wurde und dass er das Jupa an der Delegiertenversammlung des DSJ vertreten durfte. Er könnte sich durchaus vorstellen, eine grössere politische Karriere anzustreben. Anna Lena Van Petegem hingegen hat vor, auszuwandern. Aber falls sie doch hierbleiben sollte, könne sie sich vorstellen, Einsitz im Einwohnerrat zu nehmen. Und Anna Mia Leicht interessiert sich nicht für eine politische Karriere, zumindest momentan nicht. Aber sie setze sich gern für Sachen ein, die sie für wichtig halte, und werde das auch weiterhin tun. Ganz getreu ihrem Lebensmotto, das da lautet: «Hürden im ­Leben machen uns schliesslich stärker, und mit der richtigen Einstellung, mit Willen und einer gehörigen Portion Durchhaltevermögen kann man alles erreichen.»

kinderfreundlichegemeinde.ch