«Es gibt Parallelen in unserer Arbeit»

Zwei regionale Kunstschaffende stellen eigene und gemeinsame Werke aus. Künstlerische Sprachen werden so verflochten.
Esther Amrein und Rosângela de Andrade Boss sowie Sarah Merten, Leiterin der Galerie Gluri-Suter-Huus Wettingen. (Bild: isp)

Bei der Vernissage im Gluri-Suter-Huus in Wettingen am Sonntagvormittag war einiges los. Das erstaunt nicht, haben doch zwei namhafte Künstlerinnen zur Ausstellungseröffnung geladen: Esther Amrein und Rosângela de Andrade Boss. Die beiden Frauen verbindet nicht nur die gleiche langjährige Leidenschaft für kreatives Schaffen, sondern auch eine inspirierende Freundschaft. «Diese ist durch eine künstlerische Arbeit vor fünf Jahren entstanden», erinnert sich Amrein. «Davor kannten wir uns eigentlich nur vom ‹Sehen›.»

Erstmals stellen die beiden Frauen nun gemeinsam entstandene Arbeiten auf zwei Stockwerken im Gluri-Suter-Huus aus. Daneben hat jede Künstlerin im Dachgeschoss des Museums Raum erhalten, um eigene Werke zu zeigen.

Werke besprochen
Esther Amrein forscht seit vielen Jahren zur Ausdrucksform Zeichnung. Auf vielfältige Art lotet die Künstlerin aus, was für sie Linien und Verdichtung bedeuten. Sie zeichnet dafür mit überraschenden Techniken und Materialien. Rosângela de Andrade Boss arbeitet zwei- und dreidimensional, zeichnet, malt, collagiert und fertigt Objekte. Sie ist nicht nur eine Meisterin des Zusammenführens, sondern weiss auch um die Kraft des Weglassens.

Da beide unter anderem zeichnerisch unterwegs sind, war ein gemeinsamer Nenner für die aktuelle Ausstellung schnell gefunden. Zusammen näherten sie sich künstlerisch dem Thema Landschaft. Dafür trafen sie sich abwechslungsweise in ihren Ateliers in Baden und Brugg, um zusammen die gemeinsamen Arbeiten zu planen und das weitere Schaffen zu besprechen. Danach zogen sich die Künstlerinnen in ihr jeweiliges Refugium zurück, um dort die Inputs künstlerisch in die Tat umzusetzen. Entstanden sind Objekte, Zeichnungen sowie Keramiken. Ein entsprechend grosses, kollektives Werk ist die im Erdgeschoss zu sehende Serie zu den Themen Berge, Täler und Wasserfälle, die von Caspar Wolf inspiriert wurde. Dieser gehörte zu den wichtigsten Schweizer Malern der Vorromantik und gilt als Pionier der Hochgebirgsmalerei.

Ausstellung Esther Amrein

Gemeinschaftswerk: Amrein de Andrade «Seegras», 2020

Ausstellung Esther Amrein

Gemeinschaftswerk: Amrein de Andrade «abgehoben» III, 2023

Ausstellung Esther Amrein

Esther Amrein, vorne: Rhodophyta, 2023, hinten: Serri-taenia, 2023

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Perfekter Ausstellungsort
Auch Philippe Rey, Präsident der Kulturkommission Gemeinde Wettingen, war an der Vernissage und freute sich in seiner kurzen Rede über das rege Interesse der zahlreich erschienenen Gäste sowie Besucherinnen und Besucher. Sarah Merten, Leiterin der Galerie Gluri-Suter-Huus, wies in ihrer Laudatio darauf hin, dass sich die Galerie seit ihrer Gründung 1972 als Ausstellungsort für das herausragende regionale Kunstschaffen verstehe. Diese Ausstellung sei deshalb ein Paradebeispiel. Zudem führte sie weiter aus, dass es verblüffend sei, wie sich zwei so unterschiedliche künstlerische Sprachen zu einer gemeinsamen fügen könnten. Gut zu sehen war das auf der Einladungskarte zur Ausstellung. Auf der linken Seite findet man eine Arbeit von Rosângela de Andrade Boss, rechts eine Stickerei von Esther Amrein. Zusammengefügt ergibt sich ein wunderbares Miteinander, und es zeigt eine Verflechtung der beiden Werke. Schliesslich sehe man in den gemeinsamen Arbeiten kaum mehr, wer welchen Teil zum Gesamtwerk beigetragen habe – ein Umstand, der die beiden Künstlerinnen im Entstehungsprozess selbst überraschte. «Es zeigen sich Parallelen in unserer Arbeit, und trotzdem sind wir so verschieden», finden beide. Am gleichen Tag öffneten übrigens die regionalen Kunstschaffenden Eduard Spörri und
Walter Huser ihre Ateliertüren, die nur einen kurzen Fussmarsch vom Gluri-Suter-Huus entfernt liegen.

Ausstellung bis 26. November
Galerie Gluri-Suter-Huus, Wettingen