Theatermachen hat Robert «Röbi» Egloff schon immer fasziniert: «Ich habe eigentlich mein ganzes Leben lang Theater gemacht, als Schauspieler oder als Regisseur.» Viele Jahre war der Wettinger Mitglied bei der Badener Maske und inszenierte diverse Stücke. Während eines Amerikaaufenthalts 1977 bis 1979 engagierte er sich als Regieassistent bei Schulprojekten. Doch es vergingen einige Jahre, bis er mit seiner Frau Ruth eine eigene Theatertruppe ins Leben rief. Die Geburt ihrer Tochter nahm das Paar zum Anlass, sich eine längere Pause vom Theater zu gönnen. «Als sie 2003 dann 13 Jahre alt war und das Theater zu Hause nicht mehr ganz so wild war, dachten wir, dass es nun an der Zeit sei, wieder mit Theater anzufangen», sagt Robert Egloff, der jahrelang selbst Regie führte und heute noch als künstlerischer Leiter fungiert. Kurz entschlossen gründeten sie das Theater in Baden. «Unser Anspruch war und ist es, Theater von hoher Qualität zu bieten, dafür aber nur alle zwei Jahre eine Produktion umzusetzen.» Nicht nur bei der Darbietung auf der Bühne, auch beim optischen Auftritt mit Bühnenbild und Kostümen wird stets Wert auf Authentizität und Professionalität gelegt.
Vom Klassiker bis zum Musical, von theatralischen Rundgängen bis zu Eigenproduktionen: Die Theatertruppe hat ein abwechslungsreiches Programm. Dabei werden nach Möglichkeit aktuelle Themen aufgenommen. So etwa bei «Der ideale Gatte» (2005), als es um Insidergeschäfte ging, oder bei «Biedermann und die Brandstifter» (2013), als die Ennetbadener und die Badener Feuerwehren fusionierten. Und ebenso beim aktuellen Stück «Willkommen» von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, das die Willkommenskultur von Flüchtlingen zum Thema hat. «Wenn ich gefragt werde, worum es im Stück geht, sage ich, dass es eigentlich schnell erzählt sei: Ein WG-Bewohner geht für ein Jahr in die USA und möchte sein Zimmer an Geflüchtete vermieten. Das Stück handelt davon, was dann geschieht», so Egloff. «Das Stück ist stellenweise politisch nicht ganz korrekt und provoziert. Ich finde aber, dass das im Theater durchaus Platz haben sollte.»
Die passende Bühne
Ein wichtiger Aspekt für das Theater in Baden ist der Aufführungsort. Während die meisten Theatertruppen einen fixen Aufführungsort haben, spielt das Theater der Egloffs stets an einem anderen Ort, «der idealerweise zum Stück passt», wie Ruth Egloff betont, die hinter der Bühne die Drähte zieht und für die Produktionsleitung verantwortlich ist. Das sei oft eine Herausforderung, aber man müsse den Mut haben, nachzufragen. Wenn die beiden Theaterleute für eine Lokalität anklopfen, stossen sie meist auf offene Ohren – und Türen. «Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass wir uns in den vergangenen Jahrzehnten einen guten Ruf aufbauen konnten», vermutet Robert Egloff. So spielten sie bereits in einer Parkgarage («Matto regiert», 2015) oder in einem Wohn- und Pflegeheim («Ein Volksfeind», 2021).
Für die aktuelle Produktion wurde das schmucke Gärtnerhaus im Kurpark Baden als Bühne gewählt. Thematisch sehr passend, da im Gärtnerhaus früher tatsächlich Geflüchtete untergebracht wurden.
«Willkommen» ist ein rasantes Stück mit grossem Gespür für Komik, realisiert von Regisseur Florian Oberle. Das Stück ist sehr textlastig und sieht kaum Handlungen vor. «Das ist zwar schwieriger zu inszenieren, aber auch spannender», meint der Theaterpädagoge, der schon verschiedene Male selbst auf der Bühne des Theaters in Baden stand und seit 2019 für die Regie verantwortlich ist. Da wird gezofft und diskutiert, gelacht und geneckt. Dennoch kommt die Inszenierung nicht wie ein Schenkelklopferstück daher. Ein unterhaltsamer Abend, der zum Nachdenken anregt, ist garantiert. So sind die Gäste eingeladen, sich zu fragen, wo die eigene Toleranzgrenze verläuft oder wie es um die Bereitschaft steht, die Komfortzone zu verlassen.
Das Stück ist gleichzeitig das Jubiläumsgeschenk des Vereins Theater in Baden an sich selbst. Für 20 Jahre halb professionelles Theater belohnt der Verein seine Mitglieder mit einer nicht öffentlichen Sondervorstellung und einem anschliessenden gemeinsamen Nachtessen.
Premiere:
Freitag, 3. November, 19.30 Uhr
Gärtnerhaus im Kurpark,
Römerstrasse 15a, Baden
theaterinbaden.ch