Auf literarischer Spurensuche

Am Jubiläumsspaziergang bot sich den Mitgliedern des Lesezirkels die Gelegenheit zu literarischen Begegnungen mit Literaturgrössen der Region.
Unter der grossen Platane im Park von Königsfelden werden Texte von Conrad Ferdinand Meyer und über Königin Agnes gelesen. (Bild: zVg)

Zu seinem 25-jährigen Bestehen beschenkte sich der Lesezirkel Windisch mit einem Spaziergang. Die Führung der Literaturwissenschaftler Fridolin Stähli und Peter Gros ermöglichte anregende Begegnungen mit Aargauer und vor allem Brugger Geistes- und Literaturgrössen von einst.

Alle zwei Wochen treffen sich die Teilnehmenden des öffentlichen Lesezirkels in den Räumen der Bibliothek Windisch, wo sie sich im Rahmen von Leseprojekten über mehrere Monate mit Autoren und ihren Werken, ihrer Zeitepoche und ihrer Art des Schreibens beschäftigen.

Seit der Gründung des Zirkels durch die Initiantin und Leiterin Veronika Kühnis, zusammen mit der Autorin dieses Artikels, der damaligen Bibliothekarin, sind nicht nur 25 Jahre vergangen, sondern die Liste der knapp 50 erfolgreich abgeschlossenen Projekte darf sich durchaus sehen lassen: Fast kein prominenter Name der Literaturgeschichte von der Antike bis zur Neuzeit fehlt, ohne dabei die Nähe zu literarisch verarbeiteten und aktuellen Ereignissen ausser Acht gelassen zu haben.

Dichterische Reverenz
Der Jubiläumsspaziergang bot der Lesezirkel-Gruppe Gelegenheit, in den Gassen der Brugger Altstadt sowie im Areal von Königsfelden Bekanntschaft mit Persönlichkeiten zu machen, die hier ihre literarischen Spuren hinterlassen haben. Zeugnis davon legen etliche Inschriften an Gebäuden ab, zum Beispiel diejenige von Johann Heinrich Pestalozzi, dessen Sterbehaus an der Brugger Hauptstrasse liegt. Auch der Arzt und Philosoph Johann Georg Zimmermann sowie der Theologe Abraham Emanuel Fröhlich äusserten sich in ihren Schriften über Brugg als ihre Geburtsstadt, was sich jedoch in den vorgetragenen Texten nicht immer nur als positive Meinung anhörte. Vorbei am «prophetenstädtischen» Lateinschulhaus führte der Weg in den Freudenstein, wo der Ausblick auf die Aare eine Begegnung mit der poetischen Dichtung von Paul Haller ermöglichte, um später in der Hofstatt mit wortgewaltigen Texten aus der Feder Hermann Burgers in Opposition zu treten.

Conrad Ferdinand Meyer kam auf der letzten Station des literarischen Streifzugs vor dem Hauptgebäude der Klinik zu Wort. Er verbrachte elf Monate als Patient in Königsfelden und widmete dem dortigen schmucken Springbrunnen seine persönliche dichterische Reverenz. Damit fand der Jubiläumsspaziergang seinen literarischen Abschluss. Die zitierten Texte und Gedichte sorgten jedoch für nachhaltige Erkenntnisse, worüber und wovon sich Dichter und Autoren zu ihrer Zeit beeindrucken und inspirieren liessen.

Myrtha Schmid ist Mitglied im Lesezirkel