Nach der Besammlung am Samstagnachmittag beim Schulhaus in Rüfenach und ein paar einleitenden Worten von Förster Oliver Frey ging es für die rund 45 Teilnehmenden am Waldumgang los in Richtung Haselhalde.
In den letzten Jahren schossen in der Umgebung Schnitzelfeuerungen aus dem Boden, wie die neue Heizzentrale an der Sommerhaldenstrasse in Brugg. In Wildegg entsteht neben der Mälzerei eine Pyrolyse-Anlage, die aus Holzschnitzeln Pflanzenkohle produziert. Die Anzahl der Schnitzelfeuerungsanlagen betrug im Jahr 1990 noch 3287 mit einem Holzverbrauch von 424 276 Kubik, im Jahr 2021 gab es in der Schweiz 11 806 Anlagen mit einem Verbrauch von 1 947 646 Kubik Holz. Die Stückholzheizungen haben sich in der gleichen Zeit ungefähr halbiert.
Gestiegener Holzpreis
Der gesteigerte Bedarf an Holzschnitzeln führe zu einem höheren Preis für das Holz, erzählte Frey. Bereits letztes Jahr, als überall die Rede von Strommangel war, wurde er von Anfragen für Energieholz überrannt. Dieses Jahr blieb der grosse Ansturm bisher aus. Frey mutmasst, dass die Keller noch voll mit Holz seien, da die lange Eiseskälte ausgeblieben sei. Mittlerweile ist der Preis für Energieholz so gut, dass er mehr daran verdient als für Holz, das an Sägereien oder Platten- und Papierwerke verkauft wird. «Es ergibt aber keinen Sinn, alles Holz nur zum Heizen zu verwenden», führt der erfahrene Förster aus. Selbst wenn das Heizen mit Holz auf jeden Fall nachhaltiger sei als mit Öl, sei es noch sinnvoller, Holz als Baumaterial zu verwenden, da darin das CO2 gebunden bleibe.
Keine Plünderungen
Frey wird immer wieder angesprochen von Menschen, die sich Sorgen darum machen, dass zu viel Holz geschlagen wird: «Man macht sich Sorgen, dass wir den Wald plündern.» Diese Sorge ist unbegründet, denn die Schweiz hat eines der strengsten Waldgesetze in Europa.
Dafür gibt es einen Betriebsplan, der über 15 Jahre angelegt ist. Förster Frey zeigt das grüne Buch und meint schmunzelnd: «Das ist unsere Försterbibel.» Darin ist festgelegt, wie viel Holz pro Hektar im Wald vorhanden sein sollte. Im Jahr 1889 handelte es sich dabei um 98 Tariffestmeter pro Hektar. Ein Tariffestmeter ist ein Kubikmeter des gesamten Baums samt Ästen und Rinde. Dieser Vorrat ist bis zum Jahr 2022 auf 342 Tariffestmeter pro Hektar gestiegen.
Jeder Förster im Kanton muss jedes Jahr beim Kanton einen Rapport über den Holzschlag abgeben. Natürlich kann es durch Zwangsnutzungen passieren, dass einmal mehr Holz geschlagen werden muss, als vorgesehen ist. Innerhalb der 15 Jahre des Betriebsplans sollte die erlaubte Menge aber nicht überschritten werden. Sonst werden die Tariffestmeter für die folgenden 15 Jahre angepasst. «Ich kenne Förster, deren Hiebsatz halbiert wurde», erzählt Frey. Genug Arbeit für die Mitarbeiter zu finden, gestalte sich deswegen mitunter schwierig. Die Sorge, dass es auch in seinem Revier so weit kommem könnte, schwang in seinem Bericht leicht mit.
Leidende Hauptbaumarten
Der Wald in Rüfenach besteht zu 75 Prozent aus Fichten, Weisstannen, Buchen und Eschen. Die Bäume im Revier des Försters haben in den letzten Jahren gelitten. Trockenheit, Borkenkäfer oder Pilzkrankheiten wie die Eschenwelke haben den Bäumen zugesetzt. Noch immer gibt es morsche Bäume, die gefällt werden müssen, da sie ein Sicherheitsrisiko darstellen könnten. Gerade der Geissberg ist ein besonders trockener Waldstandort im Aargau. Umso wichtiger ist es, klimafeste Bäume zu pflanzen. Neben Eichen, die relativ trockenresistent sind, ist der Baumhasel ein möglicher Zukunftsbaum. Die vor vier Jahren gepflanzten Baumhasel sind mittlerweile um die zwei Meter gross. «Das macht einem Mut», freute sich Frey vorsichtig.