Burkart und Lengnau: Es ist Liebe

Ein Ständerat zum Anfassen. Rund 150 Lengnauerinnen und Lengnauer kamen am Samstagmorgen auf den Dorfplatz, um mit Thierry Burkart auf sein Rekordergebnis bei der Ständeratswahl anzustossen.
Ein Ständerat zum Anfassen. Rund 150 Lengnauerinnen und Lengnauer kamen am Samstagmorgen auf den Dorfplatz, um mit Thierry Burkart auf sein Rekordergebnis bei der Ständeratswahl anzustossen. (Bild: is)

Kurz vor elf Uhr biegt Thierry Burkart Hand in Hand mit seiner Partnerin Janine Albiez auf der Vogelsangstrasse um die Ecke und geht hinunter zum Dorfplatz. Dort haben sich rund 150 Menschen versammelt, um dem am 22. Oktober mit einem Glanzresultat wiedergewählten Ständerat ihre Ehre zu erweisen. Darunter sind nicht nur Lengnauer Gemeinderäte sowie Ehrenbürger Kurt Schmid, sondern auch 35 Personen aus Burkarts Wahlteam. Und sogar der Präsident von Economiesuisse, Christoph Mäder, ist aus Zürich angereist. Kein Zweifel: Burkart bringt die grosse Welt ins Surbtal.

Im Juni 2021 ist der 48-Jährige von Baden nach Lengnau gezogen, wo er mit seiner Partnerin und deren beiden Kindern wohnt. Die Gemeinde ist stolz auf ihren derzeit bekanntesten Einwohner. In einer spontanen Aktion hatten Gemeindeammann Vik Jetzer und Gemeindeschreiber Anselm Rohner noch in der Wahlnacht ein Gratulationsbanner über seine Garage gehängt: «Thierry, herzliche Gratulation zur Wiederwahl in den Ständerat – Deine Gemeinde».

Berühmte Zitate
Am Samstagmorgen ist Vik Jetzer jedoch noch in den Ferien, und weil Vizeammann Werner Jetzer ebenfalls im Urlaub weilt, ist es am dienstältesten verbleibenden Exekutivmitglied Patric Suter (gewählt im Februar 2022), Grüsse von den Abwesenden zu übermitteln und eine Rede zu halten. «Wie fängt man so eine Würdigung an?», habe er sich überlegt, beginnt der parteilose Gemeinderat. Da sehr viele gute Redner mit einem Zitat einer berühmten Persönlichkeit eine Rede beginnen würden, könne das ja nicht so schlecht sein, habe er sich gedacht und zitiert: «Zu Hause … ist man dort, wo man um 22 Uhr von Bern nach Hause kommt und die eigene Gemeinde einen so schön überrascht. Danke Lengnau AG!» Thierry Bur­kart, Sonntag, 22. Oktober, 22.23 Uhr.

Gemeinderat Patric Suter überreicht Thierry Burkart eine Lengnauer Fahne. (Bilder: is)

In seiner humorvollen Rede spricht Patric Suter dann darüber, wie stolz man im Dorf auf ihn sei. «Man kennt und schätzt dich hier sehr. Auf der einen Seite sieht man dich im Fernsehen und hört dir gern zu, wenn du für unsere Schweiz, ihre Werte und Traditionen einstehst.» Auf der anderen Seite sehe man ihn im Dorf, wie er mit dem Hund spazieren gehe und sich ganz spontan Zeit für einen Schwatz nehme. So zum Beispiel am 1. August, als der Feuerwehrverein Lengnau das Höhenfeuer aufgebaut habe und Burkart sich hingesetzt und mit ihnen ein Bier getrunken habe. Abends folgte er der Einladung an die Bundesfeier.

Und nicht zuletzt erinnert sich Suter an seine allererste Begegnung mit dem Chef der Schweizer Liberalen: Am 12. Juni 2020 habe er einen seiner letzten WK bei der Offiziersschule in Bremgarten geleistet und bei der Beförderungsfeier der Genie-OS im Schloss Lenzburg Fahnenwache halten dürfen. Dabei habe ihn Thierry Burkart als Gastredner mit seiner souveränen Ansprache – ohne Spickzettel – sehr beeindruckt. «Nie hätte ich damals gedacht, dass ich jetzt eine Rede halte und du mir zuhören musst», scherzt Suter.

Dann bittet Suter den Geehrten auf den Vorplatz der Synagoge und überreicht ihm eine Lengnauer Fahne – «damit du nie vergisst, wo jetzt dein Daheim ist». Sichtlich gerührt tritt der Politiker selbst ans Mikrofon und blickt nochmals auf den Wahlsonntag zurück. «Ich hatte zu Hause einen wunderbaren Sonntag, bis ich dann um 15 Uhr nach Bern musste», schildert Burkart, der mit 105 897 Stimmen einen neuen Rekord aufstellte. Seine FDP war weniger erfolgreich unterwegs. «Auf uns warten noch viele Herausforderungen», ist sich Burkart bewusst.

Umso schöner sei es gewesen, dann in Lengnau die Blache vorzufinden. «Das zeigt die Verbundenheit. Ich fühlte mich hier von Beginn an sehr wohl und gut aufgenommen.» Auch habe er versucht, so oft wie möglich ans Jubiläumsfest 1225 Jahre Lengnau Ende Juni zu gehen. «Lengnau ist mein Daheim geworden, ich komme immer wieder gern nach Hause.» Und schliesslich haben sich seine wahltechnischen Befürchtungen nicht bestätigt: Nachdem er in Baden bei den letzten Parlamentswahlen 2019 nur an dritter Stelle gelegen hatte, wurde er diesmal Erster. «Der Umzug hat sich also für mich sogar gelohnt», sagt Burkart und lacht.

Einladung für Feuerwehrverein
Thierry Burkarts letzter Dank geht an den Feuerwehrverein Lengnau, der an diesem Samstag früh aufgestanden sei, um alles vorzubereiten. Als Zeichen der Wertschätzung lädt er den Verein sowie Gemeinderat, Gemeindeschreiber und Verwaltung nach Bern zu einem Besuch des Bundeshauses ein – «und zwar nicht nur von aussen», wie er betont. Die 42 Mitglieder freuen sich schon auf die Carreise nach Bern, ist später beim alten Chevy des Vereins zu hören, wo Bier direkt ab Hydrant ausgeschenkt wird.

Derweil stösst Thierry Burkart mit allen möglichen Gratulanten und Gratulantinnen an und wiederholt an diesem Tag zigfach: «Ich be de Thierry.»

«Ich be de Thierry!»