Die Netanjahus: Joshua Cohen

In der Rubrik «Buchtipp» erzählen Mitarbeitende der Gemeinde- und Schulbibliothek Windisch von ihren Leseerfahrungen – und sorgen so für Inspiration.

Ruben Blum lebt als Professor mit seiner Familie in Neuengland. Stets ist er bemüht, seine jüdische Herkunft unwichtig erscheinen zu lassen. Dennoch wird ihm der Auftrag erteilt, einen israelischen Bewerber für eine Professur während seiner Probevorlesung zu betreuen, obwohl die beiden ausser ihr Jüdischsein nichts miteinander verbindet: Schliesslich handelt es sich beim Bewerber Benzion Netanjahu um eine Galionsfigur eines äusserst radikalen Zionismus. Dass das Zusammenkommen zwischen dem stets auf Assimilation bedachten Blum und dem zionistischen Hardliner Netanjahu im Chaos enden muss, versteht sich von selbst. Cohens Roman entfaltet eine äusserst kurzweilige Komik mit Hang zum Slapstick, ohne dabei seicht zu wirken. Besonders die Söhne Benzions – der eine, Jonathan, gilt heute als israelischer Nationalheld und der andere, Benjamin, ist israelischer Ministerpräsident – sorgen in ungewohnter Rolle als Randale-Racker immer wieder für amüsante Situationen. Trotz all dem Klamauk zeigt das Buch den nunmehr latenten Antisemitismus der Nachkriegszeit auf und ist dadurch, dass es ein Panorama der politischen Über­zeugungen der Netanjahus entwirft, von äusserst grosser Aktualität.

Netanjahus (Roman von Joshua Cohen Schöffling, 2023)