Urs Buri tüftelt gern. Schon in seiner Jugend hat er als angehender Elektroniker die Lichtanlage für die Diskothek selbst entwickelt. «Das Virus ist geblieben», sagt er schmunzelnd. Und es hat ihn nach seiner Pensionierung wieder eingeholt. Eigentlich hatte der 67-Jährige sich vorgestellt, weiterzuarbeiten und sich in Excel-Kalkulationen zu vertiefen. «Aber das hat mir nicht mehr richtig Spass gemacht», erklärt er – und erzählt von der alten Leidenschaft, die wieder aufgeflammt sei, als ihm Leute aus dem Freundes- und Bekanntenkreis ihre Dinge zur Reparatur vorbeigebracht hätten. «Das rentiert zwar nicht, aber es macht mich glücklich, wenn ich sehe, dass etwas wieder zum Funktionieren gebracht wird.»
Niederschwelliges Angebot
Das Sinnhafte dieser Arbeit hat ihn denn auch dazu bewogen, sich beim Repair-Café zu engagieren. Dieses findet seit 2014 viermal jährlich, abwechselnd in Brugg und Windisch, statt und wird von Sibyl Maurer und Franziska Burhart organisiert. «Es geht um Ressourcen, um eine Haltung gegenüber dem Umgang mit dieser Erde», erklärt Buri. «Klar ist das, was wir reparieren, ein Klacks – aber es transportiert die Botschaft: Tragt den Dingen Sorge, werft sie nicht einfach weg!» Von der Wirtschaft werde meist das Gegenteil kommuniziert. Gehe ein Gerät kaputt, solle man sich halt ein neues kaufen. Im Vordergrund stehe die Gewinnoptimierung. «Ich finde es wichtig, hier eine Gegenbewegung zu setzen», sagt Urs Buri, der zu einem Team von Reparateuren gehört, die im Rahmen des Repair-Cafés zum Einsatz kommen.
Das Angebot, das landesweit vom Schweizerischen Konsumentenschutz koordiniert und unterstützt wird, funktioniert so: Die Leute können ihre kaputten Dinge vorbeibringen, ein Fachmann schätzt ein, ob sich eine Reparatur lohnt und ob diese vor Ort oder besser im Fachhandel vorgenommen wird. Das Angebot wird von Freiwilligen geleistet und ist kostenlos. Ein Kässeli steht für Spendenbeiträge bereit, diese fliessen in den Topf der Repair-Cafés und werden für Gerätschaften, Werbung und Organisation verwendet.
Urs Buri ist vom Konzept begeistert. Und so war er sofort Feuer und Flamme, als das Team der Freizeitwerkstatt (FZW) Brugg ihn vor einigen Wochen anfragte, ob er sich vorstellen könne, das Angebot unter dem Dach der FZW auszubauen. «Ich finde es wichtig, eine Regelmässigkeit zu haben», sagt er. So soll das Repair-Café der FZW das bestehende Angebot, das weiterhin viermal jährlich stattfinden soll, auf keinen Fall konkurrenzieren, sondern sinnvoll ergänzen. Im Monatsrhythmus wollen Buri und Co. die Türen an der Schulthess-Allee 4 öffnen – voraussichtlich jeweils am Samstag von 10 bis 14 Uhr – und für Einschätzungen und Reparaturdienste zur Verfügung stehen.
Um sich für ihr Projekt inspirieren zu lassen, waren Co-Präsidentin Brigitte Perren und Urs Buri jüngst bei der Flickwerkstatt in Baden zu Gast. «Was sie machen, ist gewaltig!», erzählt Buri begeistert. In Brugg aber wollen die beiden erst einmal im kleinen Rahmen beginnen. «Das Angebot soll niederschwellig sein und einfach gehalten werden», so Perren. «Wir gehen davon aus, dass jeweils zwei Reparateure vor Ort sind, welche die Dinge entgegennehmen und einschätzen.» Für die Menschen sei einfach wichtig, dass sich jemand für ihre Lieblingsstücke interessiere oder ihnen zeige, wie sie etwas selbst reparieren könnten. «Manchmal kann man etwas gleich flicken, manchmal braucht es weitere Fachleute dafür», sagt Urs Buri und erzählt von einem Bäbi, dem man das Bein wieder annähen musste, und von einem hochwertigen Toaster im Wert von 450 Franken, den man mit kleinem Aufwand wieder flicken konnte. Auch eine Wurstmaschine im Wert von 350 Franken hat Buri letzthin repariert. «Zwei Kugellager waren verklebt, und wir konnten sie für je 1.80 Franken ersetzen», erklärt der Handwerker stolz.
Reparateure gesucht
Fast 80 Prozent der Reparaturen im Repair-Café haben mit elektrischen Defekten zu tun. Nun gibt es neue Anforderungen vom Konsumentenschutz, jedes Gerät mit elektrischem Anschluss muss geprüft und mit einem Protokoll versehen werden. «Ich unterstütze das, und es entbindet uns Reparateure von einer grossen Verantwortung», sagt Urs Buri. Dennoch würde damit alles ein wenig aufwendiger. Umso wichtiger ist es, einen genügend grossen Pool an Reparateuren im Hintergrund zu haben.
Bevor die FZW nach den Sportferien mit dem neuen Angebot starten kann, sind weitere Fachleute gesucht, die sich für einen freiwilligen Einsatz einmal im Monat zur Verfügung stellen. Sieben Interessenten haben sich laut Brigitte Perren bereits gemeldet. Um den Betrieb stabil und stressfrei gewährleisten zu können, werden fünf bis sieben mehr benötigt. «Auch der Austausch untereinander ist garantiert», ergänzt Buri. Schliesslich sei das Repair-Café eine Art technisches Forum, wo man gemeinsam an Lösungen tüftle und voneinander lerne. «Es herrscht Daniel-Düsentrieb-Atmosphäre», so der Brugger schmunzelnd.
Nebst weiteren Mitarbeitenden benötigt die FZW Werkzeug, Messgeräte und Reparaturmaterial, um einen fixen Arbeitsplatz einzurichten. «Vielleicht hat jemand ja etwas im Keller, das er nicht mehr braucht», sagt Perren. Über eine textile Werkstatt und Maschinen zur Holzbearbeitung verfügt die FZW bereits. Sollte das Angebot auf Nachfrage stossen, kann sich Brigitte Perren einen Betrieb im Zweiwochenrhythmus vorstellen. «Das sind aber Zukunftspläne», betont sie. Melden können sich interessierte Reparateure oder Menschen, die etwas zum Elektroniklabor beisteuern können, bei der FZW Brugg unter fzw-brugg@bluewin.ch.