Als ich Conrad Gerhardt im strömenden Regen vor seinem Haus am Buchenweg in Windisch zum Spaziergang treffe, zeigt er sich ebenso wetter- wie standfest. «Mich haut so schnell nichts um», sagt er lachend und spannt den Schirm auf. Gerhardt, der in Würenlos aufgewachsen ist, wohnt seit 14 Jahren in Windisch – und ist begeistert. Obwohl er an der meist befahrenen Strasse der Gemeinde lebe, habe er nebst kurzem Weg zu Schule, zum Bahnhof, zu Einkaufsmöglichkeiten direkte Sicht aufs Amphitheater und die Amphiwiese, sagt er. Wir kommen an der Schulanlage Dohlenzelg vorbei, wo ein finanzschweres Bauprojekt ansteht, das die Gemeinde derzeit zu Sparmassnahmen zwingt. «Jede Grossinvestition ist damit verbunden, dass man andere finanzielle Aufwendungen etwas zurückstellen muss», erklärt Conrad Gerhardt ruhig und erzählt von seiner Erfahrung mit einem 35-Millionen-Franken-Projekt der Humanitas Stiftung Horgen, das er bis zu Wettbewerbsabschluss begleitet hat. «Bei solchen Vorhaben kommen während der Bauphase oft zusätzliche Wünsche auf den Tisch, die man im Griff behalten muss», weiss er. Er setze darauf, im Gespräch mit den Beteiligten eine Lösung zu finden – und manchmal halt auch Nein zu sagen. «Bleibt man verständnisvoll, wertschätzend und sachlich, verstehen das die Leute», ist er überzeugt. Er agiere verbindend, aber verbindlich, wie es auf seinem Wahlplakat stehe. Das Netzwerken liegt dem 64-Jährigen: «Ich habe die letzten Jahre beruflich damit verbracht.» Und was er den Leuten verspricht, das hält er – «selbst wenn es keiner Parteilinie entspricht». Er sei alles andere als eine Windfahne, hält er hoch über Windisch, auf dem Lindhof, fest. Hier – mit Blick über das Aare- und Reusstal – kann der leidenschaftliche Berggänger und Flussschwimmer auftanken. Als feste Burg dient ihm zudem seine Familie. Mit seiner Frau, mit der er eine 14-jährige Tochter hat, ist er seit 27 Jahren zusammen, aus erster Ehe hat er eine 36-jährige Tochter, die ihn bereits zum zweifachen Grossvater gemacht hat.
Als verbindender Mensch begrüsst Conrad Gerhardt, der langjährige Erfahrung als KMU-Berater und Organisationsentwickler mitbringt, Zusammenschlüsse auf Gemeindeebene. «Brugg und Windisch sind – egal, ob sie dereinst fusionieren oder nicht – zusammengewachsen», betont er. Das bedeute, dass sie gewisse Projekte gemeinsam angehen müssen. Dasselbe gelte für Hausen, das direkt an Windisch anschliesst. «Täten sich alle drei Gemeinden zusammen, würden sie von der Einwohnerzahl her die Hälfte des Bezirks ausmachen», sagt er mit einem Schmunzeln – und berichtet von seiner beruflichen Zeit in Lateinamerika, wo eine Stadt wie Bogotá zehn Millionen Einwohner zählt. Die Drogenproblematik rund um den Bahnhof Brugg-Windisch, die derzeit in aller Munde ist, versetzt den Weitgereisten nicht in Panik. «Hier ist in den letzten Jahren ein urbaner Raum entstanden, der solche Probleme mit sich bringt», erklärt er. Mit Inklusion beschäftigt er sich beruflich seit vielen Jahren, dass in einer Gesellschaft alle Menschen Platz finden, ist ihm ein grosses Anliegen. In Zusammenarbeit mit Fachleuten und dem Kanton fände sich sicher eine gute Lösung, ist Gerhardt überzeugt. Eine Kantonsschule in Windisch würde er sehr begrüssen, erklärt er beim Gang durchs Oberburgquartier: «Das macht die Gemeinde auch für die Wirtschaft attraktiv.» Als Gemeinderat wie als Vizepräsident will sich Conrad Gerhardt nach seiner ersten Kandidatur 2021 nochmals voller Tatendrang für Windisch einsetzen. Er hat sein Arbeitspensum reduziert und damit genug Kapazität für ein politisches Amt. «Ich kann mich schnell in neue Themen einarbeiten und unterstütze den Gemeinderat mit Freude.»