«Prioritäten setzen und delegieren»

Heini Kalt möchte die SP wieder im Stadtrat vertreten sehen und sein tiefes Verständnis für politische Prozesse einbringen.
Stadtrat Brugg: Heini Kalt, SP.

Seit 40 Jahren macht Heini Kalt Politik. Bereits sein Grossvater sowie sein Vater und auch der Onkel waren SP-Politiker, und sein Urgrossvater marschierte am Generalstreik mit. «Ich komme aus einer politischen Familie», bestätigt Kalt. Die früheste politische Erinnerung setzt bei ihm im Alter von sechs Jahren ein, als die Eingemeindung von Lauffohr mit Brugg stattfand.

In der Brugger Exekutive will der 59-Jährige die SP wieder vertreten sehen. Auf den Wahlplakaten sieht man den Kandidaten mit dem Slogan «Fair. Klar. Sozial.». Mit einem roten Stuhl ist er derzeit in Brugg anzutreffen. Er möchte so auf den frei werdenden Platz im Stadtrat hinweisen – und ihn für seine Partei besetzen. «Die SP fehlt dem Stadtrat», betont er. «Allein schon wegen der Per-spektivenvielfalt und der Lösungsoffenheit.» Ein weiteres Anliegen sei ihm die Vertiefung des Dialogs. «Den Austausch mit dem Stadtrat habe ich bereits geschätzt, als ich noch in der Fraktion war», erzählt Kalt beim Vorbeigehen am Stadthaus. Insgesamt 14 Jahre lang, von 1997 bis 2011, sass er zusammen mit einigen heutigen Stadträten im Einwohnerrat. Diese Zusammenarbeit zwischen der Exekutive und der Legislative möchte er wieder stärken. «So kann man Fragen in einem frühen Stadium aufgreifen und sie akzentuierter formulieren.» Der Tatsache, dass mit seiner Person ein «weisser alter Mann» für die SP kandidiere, sei er sich bewusst und zeigt sich selbstkritisch. Dem stellt der Brugger seine grosse politische Erfahrung gegenüber: «Politische Prozesse, wie der Einwohnerrat funktioniert, wo Verbesserungspotenzial in Schnittstellen liegt und welche Lösungswege es gibt, sind mir vertraut», sagt der gelernte Kaufmann und heutige Touristik-IT-Spezialist, der Anfang der 80er-Jahre die Juso Brugg gründete. Nicht zu unterschätzen sei ausserdem, wie gut sein Netzwerk ausgebaut sei.

Sich selbst bezeichnet Kalt, der seit 30 Jahren in einer Führungsposition arbeitet, als konfliktfähigen Teamplayer mit grosser Überzeugungskraft und ausgeprägtem diplomatischem Flair, der sich nicht von Mikromanagement ablenken lasse. «Ich habe immer eine sehr offene Kultur und einen kooperativen Führungsstil gepflegt.» Als ein Mitglied im Stadtrat würde er mit der Immobilienstrategie und den Projekten vorwärtsmachen. So wünscht er sich unter anderem für den Neumarktplatz eine grosszügige Lösung. «Wir müssen etwas machen mit dem Platz. Was wir jetzt haben, ist unschön.» Er begrüsse es deshalb, dass sich eine Arbeitsgruppe formiert habe, die sich mit dem Themenkomplex befasse. «Nur städtebaulich kann man das Problem mit der sich anbahnenden offenen Drogenszene nicht lösen», findet der Politiker. Zukünftigen politischen Spielraum sieht er in der engeren Zusammenarbeit mit Windisch, Habsburg und Hausen. Zukunftsthemen ortet er ausserdem im Ausbau der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit: «Hier sehe ich eine Riesenchance für die gesamte Region, man könnte diverse komplexe Prozesse massiv vereinfachen und pragmatische Lösungen umsetzen.» Wolle Brugg als kleinster Akteur nämlich gegenüber Baden und Aarau weiterhin bestehen, «dann müssten wir grösser werden – auch um das strukturelle Finanzproblem zu lösen und um die Verwaltungen effizienter zu gestalten», führt Heini Kalt vor Augen. In der Begleitung von Firmenfusionen habe er schon mehrfach beide Seiten erlebt. «Der Grad an Identifikation ist ganz wichtig», analysiert er die Parallelen.