Die Jungfrau: Monika Helfer

In der Rubrik «Buchtipp» erzählen Mitarbeitende der Gemeinde- und Schulbibliothek Windisch von ihren Leseerfahrungen – und sorgen so für Inspiration.

Eine schillernde Persönlichkeit war sie schon immer, Monis Freundin Gloria. Als junge Frau wollte sie unbedingt Schauspielerin werden. Geld war immer genug da, während Monis Zuhause von Armut und Enge geprägt war. Der einen fehlte der Vater, der anderen die Mutter. Allen Kontrasten zum Trotz wurden sie beste Freundinnen und teilten Kindheit und Jugend. Auch als die beiden nicht mehr nah beieinander wohnen, reisst der Kontakt nie ganz ab. Die Autorin resümiert über das Aufwachsen in den Sechzigern, ihre gewaltvolle erste Ehe, Glorias hoffnungslose Liebe zu einem Lehrer von der Schauspielschule und erzählt vom Älterwerden. Was macht Einsamkeit mit einem Menschen, was Wohlstand, was Armut? Sie sind über 70, als sie ihre Freundschaft wieder aufleben lassen. Literarisch gekonnt zeichnet Monika Helfer Lebensspuren nach und beleuchtet Seelenwinkel – eigene ebenso wie die ihrer Freundin, die zeitlebens ungewollt Jungfrau geblieben ist. Die Figuren sind offenbar authentisch, zumindest die Dialoge, welche die Autorin auf der Metaebene des Romans mit ihrem Mann Michael führt. Monika Helfer ist ein wertvolles Zeitdokument gelungen, das sich leicht und flüssig liest, zugleich nachhallt und berührt.

Die Jungfrau (Roman von Monika Helfer, Hanser 2023)