Wenn alle Sicherungen rausfliegen

Ein explodierender Brokkoli, ein österreichischer Mediziner und ganz viel Action: «Churzschluss» hat alles, was eine Komödie braucht.
Jacqueline Bysäth, Michael Rathgeb und Heinz Brunner bei den Proben. (Bild: is)

Die Koffer sind gepackt, der Flug mit der Geliebten nach Bali ist gebucht: Noch ein letztes gemeinsames Abendmahl, dann will Patrick sein Leben radikal verändern – seine Frau Valerie verlassen und die Firma, die er mit seinem Neffen Michael besitzt, für drei Millionen verkaufen. Während die beiden Männer ihren Plan nochmal durchgehen, ist im Hintergrund ständig ein seltsames Geräusch zu hören. Im Ofen schmort Brokkoli, und der Hausherr schaut in der Küche nach dem Rechten.

Natürlich entdeckt seine Frau währenddessen die Flugtickets – und als bei ihr deswegen die Sicherungen herausfliegen, sorgt gleichzeitig in der Küche ein Kurzschluss für den ganz grossen Knalleffekt. Als Patrick an­gekokelt aus der Küche kommt, hat er sein Gedächtnis verloren. Weder weiss er, wer er ist, noch weiss er, wo er ist, ebenso wenig erinnert er sich an seine Geliebte oder an den Firmenverkauf. Eine Katastrophe!

Österreicher Dialekt
Ausgerechnet Michi, nicht gerade der hellste Stern am Firmament, muss nun ausbaden, was sein Onkel angerichtet hat. Unterstützt wird er von einem etwas seltsamen Amnesiologen, Dr. Hans Schöpf, der in schönstem Österreicher Dialekt parliert – eine Herausforderung für Darsteller Peter Rathgeb, der zwar ein gebürtiger Oberösterreicher ist, diesen Dialekt jedoch seit 50 Jahren nicht mehr spricht. Der gemeinsame Auftritt von Vater Peter und Sohn Michael Rathgeb ist nur eines der Highlights, die das aktuelle Stück des Theaters Nussbaumen bereithält.

Mit «Churzschluss» – im Original «Le Fusible» (die Sicherung) – zeigt das Nussbaumer Ensemble zum zweiten Mal ein Stück des französischen Autors Sylvain Meyniac. Dessen preisgekrönte Komödie «Hier est un autre jour» («Geschter isch au no en Tag …») hatte es 2017 aufgeführt und damit zwei Jahre später einen Grosserfolg am Volkstheaterfestival in Meiringen gefeiert. Jenes Stück sei ein absoluter Glücksfall gewesen, sagt Regisseurin Corinne Rathgeb, deshalb habe man sich explizit auf die Suche nach weiteren Komödien des Franzosen gemacht.

Michael (als Neffe Michi) und Peter Rathgeb (als Dr. Hans Schöpf), der eine Rolle in seiner Muttersprache spielt. (Bild: is)

Kassenschlager in Paris
Das aktuelle Theaterstück sei zwar ganz anders als das damalige, «aber es ist auch sehr gut und lustig.» Mehr als ein Jahr lang war «Le Fusible» ein Kassenschlager im berühmten Pariser Theater Bouffes Parisiens, und es wurde sogar live im französischen Fernsehen übertragen.

Im Ensemble des Zweiakters «Churzschluss» sind dieses Jahr zwei Familien sogar mehrfach vertreten. So steht Michael Rathgeb nach einer mehrjährigen Pause wieder einmal auf der Bühne, Andreas Rathgeb ist seit vielen Jahren für die Bühnentechnik verantwortlich, Peter Rathgeb
gehört zu den Stammspielern, und Corinne Rathgeb führt wie gewohnt Regie. Doppelt vertreten ist ebenfalls die ­Familie Garnitschnig: Mutter Nadine spielt die mehrschichtige Rolle der Geliebten, und ihr Sohn ­Yanis übernimmt erstmals die Regieassistenz.

Die Hauptrolle von Patrick Bosshard wird von «Leihgabe» Heinz Brunner dargestellt, der in verschiedenen Theatergruppen im Zürcher Oberland engagiert ist und schon kleinere Rollen in grossen TV- und Filmproduktionen gespielt hat. So war Brunner unter anderem in den Kinofilmen «Zwingli» und «Platzspitz» sowie in den TV-Serien «Neumatt», «Wilder», «Tatort» und «Bestatter» zu sehen.

«Wow, was für eine Frau!»
In Nussbaumen bringt der Verlust seines Gedächtnisses bei Patrick einiges in Gang. Er verliebt sich neu in seine Frau, die von der bewährten Jacqueline Bysäth mit dem nötigen Drama verkörpert wird. Dummerweise will sie aber nichts mehr von ihrem untreuen Gatten wissen. Selbst als sie ihm eine Ohrfeige verpasst, bewundert er nur ihr Temperament: «Wow, was für eine Frau!»

Die rasante Komödie bietet wieder beste Unterhaltung und Spannung. Hat Patrick nun wirklich sein Gedächtnis verloren, oder spielt er es nur, um seiner misslichen Lage zu entrinnen? Diese Frage bleibt offen, bis zum Schluss. Und gibt es am Ende ein Happy End – oder doch nicht? «Churzschluss» wird jedenfalls nicht das letzte Theaterstück von Meyniac sein, das in Obersiggenthal aufgeführt wird. Ein weiteres, das von einer Welt handelt, in der niemand lügt, steht bereits auf der Wunschliste. «Das möchten wir auch irgendwann aufführen», kündigt die Regisseurin an. 

Samstag, 2. Dezember, 14 und 20 Uhr (Premiere),
Mittwoch, 6., Freitag, 8., und Samstag, 9. Dezember, 20 Uhr
Gemeindesaal, Nussbaumen
theater-nussbaumen.ch