Christoph Bader, was die Organisation der Schweizer Meisterschaften Vereinsturnen angeht, setzen Sie mit Ihrem Team zum Schlussspurt an. Ein gutes Gefühl?
Ich freue mich wahnsinnig. Es läuft sehr gut, und ich habe wirklich ein fantastisches Team. Zurzeit sind wir in der Phase, wo die grossen Dinge aufgegleist sind und die Feinjustierung beginnt.
Können Sie bei so vielen Details denn noch schlafen?
Ja, ich habe allerdings eine neugierige Unruhe in mir – und ich arbeite viel: Seit einigen Wochen bin ich jeden Nachmittag mindestens drei bis vier Stunden voll dabei.
Wie gelingt es Ihnen, bei einem solchen Grossanlass den Überblick zu behalten?
Da ich 2011 OK-Präsident des Kantonalturnfests war, das immerhin 15 000 Leute nach Brugg führte, bin ich die Arbeit mit vielen parallel laufenden Projekten gewohnt. Ich bin intensiv im Austausch mit den Mitgliedern des OK. So weiss ich stets, was gut läuft und wo der Schuh drückt. Das gibt mir ein sicheres Gefühl, und ich behalte den Überblick.
Was braucht es hier vor Ort, damit man die Schweizer Meisterschaften Vereinsturnen Jugend überhaupt durchführen kann?
Wir benötigen eine Mehrfachturnhalle, genügend Kapazitäten beim Essen für die 3000 Kinder und die erwarteten 1000 Besucherinnen und Besucher und Platz, um die Turnenden aus der ganzen Schweiz unterzubringen. Ehrlich gesagt: Wir wurden von den Anmeldungen total überrascht. Zum Glück können wir drei Häuser auf dem Kasernenareal in Brugg belegen, sodass wir für 900 Kinder und Jugendliche ein Bett bereitstellen können. Die Betreuungs- und Leitungspersonen sowie die Werterichter bringen wir in Hotels unter.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie aktuell?
Die Detailarbeiten bringen viel Aufmerksamkeit im Kleinen mit sich. Der Verantwortliche fürs Material ist zum Beispiel gerade damit beschäftigt, die Barrenmodelle und hunderte Gerätekleinigkeiten zu überprüfen. An den Wettkämpfen kommen Schulstufenbarren wie olympische Barren zum Einsatz. Die beteiligten Vereine geben uns im Vorfeld genau an, welche Geräte sie brauchen.
Und diese gibt es alle hier in Brugg?
Die Firma Alder und Eisenhut als Sponsor des Schweizerischen Turnverbands stellt sie uns zur Verfügung. Das grosse Trampolin allerdings, das die Turnerinnen und Turner aus Möriken-Wildegg benötigen, bringen sie selbst mit.
Und wie bringen Sie all diese Geräte in der Mülimattturnhalle unter?
(Lacht.) Das gibt eine riesige Materialschlacht! Im Ernst: Wir müssen sehr gut koordinieren, damit das klappt.
Man hat den Eindruck, Sie strotzen nur so vor Vorfreude. Ist dieser Anlass denn so speziell?
Man kann es sich nicht vorstellen, man muss es einfach gesehen haben. Es wird von Kindern und Jugendlichen nur so wuseln. Alle sind freudig gespannt. Es ist ein äusserst emotionaler Anlass, Lebensfreude pur! In diesem Alter zeigen die Teilnehmenden ihre Gefühle noch unmittelbar: Es gibt Tränen der Freude wie der Enttäuschung. Das erzeugt eine ganz besondere Stimmung, die sich aufs Publikum überträgt.
Worauf freuen Sie sich als erfahrener Turner besonders?
Auf die Gymnastik. Sie ist für mich der Inbegriff von gutem Körperausdruck, gepaart mit Emotionen. Bei den anderen Wettkämpfen steht eher die Selbstdisziplin im Vordergrund. Das Highlight werden für mich ganz klar die Siegerehrungen sein, die an beiden Abenden stattfinden – die Pokale wurden übrigens vom Brugger Künstler Claudio Cassano gestaltet. Die Tage sind mit 171 Vorführungen einigermassen durchgetaktet, Spielraum für Überraschungen bleibt wenig. Am Abend beim Rangverlesen lassen dann alle los, es ist eine riesige Feier. Bei den letzten Schweizer Meisterschaften Vereinsturnen Jugend in Lausanne legte am Ende gar Bundesrätin Viola Amherd ein Tänzchen aufs Parkett. Es ist ein riesiges, freudvolles Tohuwabohu. Absolut cool!
Klopft Ihr Herz nebst aller Freude auch vor Angst?
Ich hoffe sehr, dass keine schwerwiegenden Unfälle passieren. Kleine Verletzungen gehören beim Turnen mit dazu, und ich wünsche mir, dass es bei diesen bleibt. Natürlich haben wir ein Sicherheitskonzept, die Samariter sind da, die Polizei in Bereitschaft. Ein wenig Angst habe ich trotzdem.
Sie selbst werden nächstes Jahr für 60 Jahre Mitgliedschaft im Turnverein Brugg geehrt. Warum hat sie das Turnfieber bis heute nicht losgelassen?
Ich habe mich schon als Kind gern bewegt, habe es als Kunstturner bis zum Aargauer Meister geschafft und war danach lange Trainer. Heute sitzen meine Jugibuben mit mir im OK. Das erfüllt mich mit Freude. Was mich im Turnverein hält, ist diese Art von Gemeinschaft. Man trainiert hart miteinander, zeigt es zusammen auf der Bühne, und danach wird gemeinsam gefeiert. Dieser Zusammenhalt ist einzigartig.
Sie sind auf dem Sprung zum nächsten Termin. Eine letzte Frage: Stimmt es, dass alle Teilnehmenden ein spezielles Geschenk erhalten?
Oh, ja! Wir haben – zum Andenken an den Aargau – 3500 weisse Socken mit unserem Signet bedrucken lassen. Und wir hoffen natürlich, dass die Turnerinnen und Turner sie dann an den nächsten Schweizer Meisterschaften tragen.