Im Jahr 1841 beschloss der Grosse Rat des Kantons Aargau, alle Klöster aufzuheben. Damit trug er dazu bei, dass aus der Melodie «Diligam te Domine» mehr als hundert Jahre später die Schweizer Nationalhymne wurde. Im Jahr 1954 begann auf Initiative des Wettinger Arztes und Musikers Oskar Spörri die Geschichte der «Messe mit dem Schweizerpsalm». Spörri gab damals die Messe in Auftrag und wollte sie bei der Einweihung des Denkmals für Alberich Zwyssig im Kloster aufführen lassen. Das Werk kam jedoch nicht zustande. In den 1990er-Jahren fand Hubert Spörri, Lehrer, Musiker, Schriftsteller und Künstler aus Wettingen, im Nachlass seines verstorbenen Vaters Fragmente einer «Missa Wettingensis» von Benno Ammann und J.B. Hilber. Spörri ergänzte die Messe und komponierte sie zu Ende. Die «Messe mit dem Schweizerpsalm», die schweizweit bereits rund 300-mal aufgeführt wurde, hat Spörri auch zu einiger Bekanntheit verholfen.
In der Ruhe liegt die Kraft
«Um 1923 baute unser Grossvater inmitten seiner Reben im Gebiet ‹Letten› am Lägernhang ein kleines Rebhäuschen. Dieses ‹Hüttli› und das liebevoll gepflegte umliegende Gelände sind für mich ein Ort der Kraft, Musse und Inspiration. Hier gehen mir täglich hundert Melodien durch den Kopf. Viele sind es aber nicht wert, aufgeschrieben zu werden, denn es wurde bereits eine unendliche Fülle wirklich guter Musik geschrieben», so Spörri. Der ehemalige Primarlehrer, der nebst einem österreichischen humanistischen Gymnasium auch die Musikakademien Bregenz, Basel und Zürich besuchte, hat schon verschiedene Kinder-, Männer- und gemischte Chöre geleitet. Spörri, der durch das Komponieren das tatsächliche Können bedeutender Komponisten und Musiker erkennen und einordnen kann, nimmt sich selbst nicht so wichtig. Dies, obwohl er in der Vergangenheit über 100 musikalische Werke geschaffen hat. Viele der mittlerweile vollendeten über 40 Walzer, Polkas, sinfonischen Dichtungen und Fantasien tragen Titel wie «Lägernwalzer», «Im Eigital» oder «Sulpergfantasie», und haben einen engen Bezug zu seiner Heimatgemeinde Wettingen, seiner Wohngemeinde Staretschwil oder generell zum Kanton Aargau. Spörri bekräftigt, dass seine Verbundenheit mit dem Kloster Wettingen in der «Wettinger Pizzicato-Polka» und besonders in seinem aktuellen Werk, dem «Wettinger Meersternwalzer», zur Geltung kommt.
Uraufführung in Baden
«Nach dem Genuss des Neujahrskonzertes 2022 der Wiener Philharmoniker liess mich der Gedanke, einen auf Wettingen bezogenen Walzer zu komponieren, nicht mehr los. Der Gesang und das Pfeifen der Musiker in der zu Herzen gehenden Melodie ‹Freunderl, was denkst du denn› in Carl Michaels Ziehrers ‹Nachtschwärmer› sollte doch auch hier möglich sein. So entstand ein an unsere Verhältnisse angepasster Walzer», so Spörri.
In der Einleitung des 460 Takte umfassenden Werkes, für dessen Realisierung der Komponist ebenso viele Stunden aufgewendet hat, erklingen Eckdaten des Schweizerpsalms, um dann, angeregt durch Josef Strauss′ «Sphärenklänge» zum Sternenhimmel, als «Meerstern», dem Wahrzeichen des Klosters Wettingen und Zierde vieler Wappen umliegender Gemeinden, abzuheben. Als Marc Kissoczy, Dirigent von «Argovia Philharmonic» die Komposition im vergangenen März eingehend gesichtet hatte, liess er Spörri wissen, dass der «Wettinger Meersternwalzer» in das Neujahrskonzert 2024 aufgenommen werde. Nachdem die Gemeinde Wettingen bekanntlich auf die Durchführung des traditionellen Neujahrskonzerts verzichtet, kommt es nun am 6. Januar anlässlich des Neujahrskonzerts in Baden, zu welchem «Argovia Philharmonic» einlädt, zur Uraufführung.