Projekt mit grossem Mehrwert

Ohne Gegenstimmen billigte der Einwohnerrat einen Bruttokredit von 27,6 Millionen für Hochwasserschutz und Renaturierungsmassnahmen.
So wie hier im Gebiet Altenburg, bei den Tennisanlagen und dem Fussballstadion, soll der Dorfbach (Gottesgraben) künftig auch nördlich der Landstrasse naturnah mäandrieren können. (Bild: bkr)

So viel Einstimmigkeit wie zum Thema Hochwasserschutz und Renaturierung des auch Gottesgraben genannten Dorfbachs gibt es im Wettinger Einwohnerrat äusserst selten. Der Klimawandel und mit ihm verbunden häufigere Starkregen-Ereignisse – vor allem aber die aktuelle Gefahrenkarte des Kantons, die für Wettingen ein sehr hohes Gefährdungspotenzial ausweist – waren Alarmsignale, welche dringliches Handeln quer durch die Fraktionen unbestritten machten. So sagte beispielsweise Markus Zoller (Die Mitte/EVP): «Tun wir nichts, läuft die Gemeinde Gefahr, dass ihr im Schadensfall Regressforderungen drohen.» Auch Désirée Mollet (FDP) sah den geplanten Hochwasserschutz als «Must-have». Als «sinnvolles Projekt zum Schutz und zur Sicherung der Lebensqualität» bezeichnete Peter Lütolf (SVP) das Vorhaben, das auf einer langjährigen Planung beruhe. Begeisterung ob der Öffnung des Bachs im Bereich Lindenplatz bei Antonia Zumstein (GLP): Diese verbessere das Ortsbild und bringe bei grosser Hitze Linderung. «Mir schwebt bereits das Bild eines genüsslichen Spaziergangs entlang dem Wasser vor.»

Zum Grund der Begeisterung
27,6 Millionen Franken kosten die Hochwasserschutzmassnahmen (Details in der «Rundschau» vom 2. November) inklusive der erwähnten ­Renaturierung des Bachlaufs zwischen Brunnenwiese und Altenburg. Auch zur Letzteren gab es keine kritischen Voten – wie sie im Wettinger Einwohnerrat dann und wann zu hören sind, wenn es um mehr Bäume im Strassenraum oder auf Pausenplätzen geht. Der Grund für die Begeisterung? Die erwähnt hohe Qualität des Projekts sowie ein weiterer Punkt. Den lieferte Leo Scherrer (SP/Wettigrüen) als Sprecher der Finanzkommission. «Vom Bruttokredit müssen wir Wettingerinnen und Wettinger nur 36 Prozent selber bezahlen. 17,7 Millio­nen Franken steuern Bund, Kanton, Gebäudeversicherung sowie ein Fonds der Limmatkraftwerk-Betreiberin EWZ bei.» Diese Gelder seien allerdings an die Bedingung geknüpft, dass ökologische Ausgleichsmassnahmen getroffen, der Bach aus seiner heutigen Betonrinne befreit wird und so mäandrieren kann, wie er es seit einigen Jahren im Gebiet beim Fussballstadion Altenburg wieder tut. Wichtig sei auch, sagt Scherrer, dass rasch vorwärts gemacht werde: Der EWZ-Beitrag von 1,57 Millionen Franken fliesst nur, wenn die Bauarbeiten innert fünf Jahren starten.

Volksabstimmung im Juni 2024
Kredite, die ein Volumen von vier Millionen Franken übersteigen, müssen in Wettingen zwingend dem Volk vorgelegt werden. In diesem Zusammenhang ist es für Markus Zoller (Die Mitte) wichtig, den Bürgerinnen und Bürgern aufzuzeigen, dass für den Hochwasserschutz verschiedenste Varianten geprüft und verworfen wurden. So ist beispielsweise ein grosses Regenklärbecken im Eigi keine Alternative – schon alleine der Lägern-Schutzzone wegen. Geplant ist die Volksabstimmung für Juni 2024. Anschliessend liegt das Projekt öffentlich auf (Einsprachemöglichkeiten) und soll ab 2026 in Etappen in Angriff genommen werden. Mit der Fertigstellung rechnet man bei der Gemeinde für 2031.

Weitere Traktanden der Einwohnerratssitzung

– Die GLP-Fraktion zieht ihr Postulat «Gegengeschäft für die Unterstützung des Kurtheaters seitens der Gemeinde ­Wettingen» zurück. Der Gemeinderat beantragte im Vorfeld die Ablehnung.
– Zur Kenntnis genommen werden die Beantwortungen von zwei Interpellationen: Fragen von Marco Bonadei (SP) und Judith Gähler (FDP) zur Deutschförderung vor dem Kindergarten sowie von Daniel Notter und Michaela Huser (beide SVP) zum Zweckverband Baden Regio.
– Ein Postulat der Fraktion Die Mitte-EVP, in welchem Bike-Routen am Lägernhang gefordert werden, wird überwiesen.