Wunder unendlicher Ressourcen

Sternsinger – ein liebevoll gepflegter Brauch. In der Weihnachtsgeschichte der Wettinger Sternsinger geht es um die Beziehung und die Nähe zwischen Gott und den Menschen.
Sternsingen ist in Wettingen eine alte und inzwischen wieder sehr lebendige Tradition. (Bild: zVg)

Der Brauch des Sternsingens lässt sich in Wettingen bis etwa ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Lange Zeit war er der Obhut der Wettinger Schulmeister anvertraut. Sie übten die Lieder ein und konnten mit den gesammelten Spenden ihr karges Einkommen etwas aufbessern. Als die Wettinger «Sängerknaben» in den Jahren 1838 und 1844 auf eigene Faust loszogen, wurden sie vom Gemeinderat angehalten, sich fortan an die überlieferten Bräuche zu halten. Später, als die Lehrer nicht mehr auf diese Nebeneinkünfte angewiesen waren, durften die Sternsinger ihre Streifzüge in die nahe und entferntere Nachbarschaft ausdehnen und sich an den erhaltenen Gaben gütlich tun. Als das Sternsingen etwas in Vergessenheit geraten war, wollte der Wettinger Theaterenthusiast Hans Schmid den Brauch wieder aufleben lassen und beauftragte den Regisseur und Dramatiker Oskar Eberle, ein eigenes Spiel für Wettingen zu schreiben.

Seit 75 Jahren unterwegs
Am 3. Januar 1948 durchschritt dann der Lichterzug der Sternsinger erstmals die Strassen Wettingens, voran der weiss gewandete Sternträger mit dem leuchtenden Stern. Dahinter die lange Doppelreihe der Öllämpchen tragenden Kinder, der Chor mit seinen Kerzenlaternen, danach Hirten und Könige mit ihren Begleitern im geheimnisvollen Licht der mächtigen Transparente und schliesslich in biblischer Schlichtheit das ausgewählte Paar. Bis 1979 entstanden zwei weitere Sternsinger-Spiele, und der Ruf des erneuerten Wettinger Sternsingens drang über die Gemeindegrenzen hinaus. Und so singen und spielen die Wettinger Sternsinger nicht mehr nur in Wettingen, sondern lassen auch andere Gemeinden in den Genuss ihrer Stücke kommen.

Unendliche Ressourcen
«Wenn wir als Sternsinger die Weihnachtsgeschichte aufführen, erzählen wir über das Wunder der unendlichen Ressourcen. Respekt, Vertrauen und Liebe werden nicht weniger, weil man jemandem Respekt, Vertrauen und Liebe entgegenbringt. Wertschätzung wird nicht kleiner, weil man einen Menschen wertschätzt. Die Weisheit der Weisen nimmt nicht ab, weil sie neue Erkenntnisse gewinnen. Und Gerechtigkeit wird durch gerechtes Handeln nicht gemindert», so der Sternsinger Daniel Strebel. Alle tragen einen unendlichen Vorrat dieser Ressourcen in sich, und das Leben aller ist besser, wenn alle bereit sind, andere grosszügig an diesem Vorrat teilhaben zu lassen. Auch deshalb sagt der Hirtenbub im diesjährigen Spiel völlig zu Recht «Maria, du Liebi, mer händ no vil meh!»

Sonntag, 10. Dezember, 17 Uhr, Kirche Unterendingen
Sonntag, 10. Dezember, 18 Uhr, Kirchenzentrum Ehrendingen
Samstag, 16. Dezember, 19 Uhr, Klosterhof Wettingen
Sonntag, 17. Dezember, 17.30 Uhr, vor der ref. Kirche Wettingen
Sonntag, 17. Dezember, 19 Uhr, Kirche St. Sebastian