Was macht eine Stadt für ihre Bewohnerinnen und Bewohner, für die Besucherinnen und Besucher ihrer Läden und Restaurants attraktiv? Eine gute Verkehrsanbindung, Flanier- und Einkaufsmeilen. Aber auch Ausstrahlung ist nötig – Leuchttürme im Kultur- und Sportbereich. In Letzterem verfügt Baden über einige Sportvereine und -klubs, die man landesweit kennt – niemand ist jedoch so populär wie König Fussball. Was aber darf dieser Sport die Steuerzahlerinnen und -zahler kosten?
Emotional wie das Fussballspiel
Die Suche nach der Antwort auf diese Frage bezeichnete Tobias Zeier (GLP) als «emotional wie das Fussballspiel selbst». Was feststeht, ist, dass sich der FC Baden aus eigener Finanzkraft das Abenteuer Challenge League nicht leisten kann. 950 000 Franken für eine neue Flutlichtanlage (die der Stadtrat im Sinne einer Sofortmassnahme vorfinanziert hat), plus 150 000 Franken für Klappsitze sowie in einem weiteren Schritt grössere Garderoben, ein separater Zugang für die Schiedsrichter, Bauten für das Catering oder bauliche Massnahmen zugunsten behinderter Zuschauerinnen und Zuschauer sind die monetären Folgen, der mit dem Aufstieg des Klubs verbundenen Auflagen der Swiss Football League.
Beim Thema Flutlicht schlug der Stadtrat dem Parlament vor, die Kosten (nach dem Abzug eines Beitrags von 120 000 Franken aus dem Swisslos-Sportfonds) hälftig aufzuteilen – also 415 000 Franken zurückzufordern. Der FC wiederum hatte dem Stadtrat 188 000 Franken offeriert, die er über Crowdfunding (75 000 Franken), Vereinskasse (50 000 Franken) und eine Erhöhung der bereits bestehenden Ticketabgabe während fünf Jahren von 10 auf 13 Prozent zusammentragen will. Nach längerer Debatte – in der die SVP gar mit einem Verzicht auf jegliche Rückforderungen liebäugelte – löste Simon Binder (Mitte) mit seinem Antrag den gordischen Knoten. Sein Inhalt: das Angebot des FC (dessen Vorstandsmitglieder sowie Juniorinnen und Junioren verfolgten die Sitzung in der Burghalde) übernehmen, was der Rat auch tat und diesen Punkt mit 42 gegen 3 Stimmen abhakte. Die Klappsitze? Sie werden von der Stadt finanziert, und der Einwohnerrat bewilligte ausserdem einen Kredit von 240 000 Franken für die Projektierung weiterer Ausbau- und Sanierungsschritte. Dazu wurde angemerkt, dass das Stadion inzwischen 35 Jahre alt sei und so oder so instand gestellt werden müsse.
Operation an der Lebensader
Mit «Gekobib» (Gesamtkoordination Baustellen Innenstadt/Badstrasse) will der Stadtrat dafür sorgen, dass anstehende, grosse Bauvorhaben nicht dazu führen, «dass die Badstrasse während der Bauzeit ihre Lebensaderfunktion verliert und das sich direkt und langfristig negativ auf die Frequenzen und damit auf
das Gewerbe sowie das Zusammenleben in der ganzen Innenstadt auswirkt». Zusammen mit den Bauherren soll deshalb unter der Führung der Stadt für eine optimale Koordination der Arbeiten und deren Logistik gesorgt werden. Die Kosten für die benötigte Projektorganisation werden auf 700 000 Franken veranschlagt, wovon die öffentliche Hand 350 000 Franken übernehmen wird – maximal 200 000 Franken für externe Aufträge und 150 000 Franken für verwaltungsinterne Aufwendungen. Votantinnen und Votanten bezeichneten das Vorgehen als kreativ und begrüssten die aktive Rolle der Stadt. Die im Vorfeld der Einwohnerratssitzung geäusserte Kritik, diese Koordination sei nicht Aufgabe der Stadt, fand keinen Widerhall – schliesslich sind ja auch die Stadt und die Regionalwerke AG Baden mit dem Bau ihrer Fernwärmeversorgung Teil des Problems.
Weitere Traktanden an der Einwohnerratssitzung
– Der Rat weist auf Antrag der Finanzkommission eine Bürgschaft der Stadt für die auf den Trafo-Hallen lastenden Hypotheken von 5 Millionen Franken zurück. Die Risikoverteilung sei mit dem vorliegenden Vertrag zuungunsten der Stadt.
– Sarah Wiederkehr (Mitte) wird zur Einwohnerratspräsidentin 2024/2025 gewählt, Denise Zumbrunnen (Grüne) zur Vizepräsidentin.
– Die Stimmenzählenden für 2024/2025 sind Susanne Slavicek (Team) und Caspar Zimmermann (FDP). Neuer Präsident der Finanzkommission wird Jürg Mützenberg (Grüne), Vizepräsident wird Reto Huber (Mitte), und Emanuel Ritzmann (FDP) wurde als neues Mitglied in der Finanzkommission aufgenommen.
– Ein Postulat von Maurizio Savastano (FDP) betreffend einen öffentlichen, naturnahen Spielplatz im Quartier Kappelerhof wird nach Kenntnisnahme des stadträtlichen Berichts abgeschrieben.
– Der Rat überweist ein Postulat von Till Schmid und Luca Wälty (beide Team), in dem die Anbindung des Bahnhofs Turgi an das RVBW-Netz gefordert wird.
– Das Postulat von Norma De Min (Grüne) betreffend Entsiegelung von asphaltierten öffentlichen Flächen wird nicht überwiesen.