Der Hund, der nur Englisch sprach: Linus Reichlin

In der Rubrik «Buchtipp» erzählen Mitarbeitende der Gemeinde- und Schulbibliothek Windisch von ihren Leseerfahrungen – und sorgen so für Inspiration.

Felix Sell, selbst ernannter Baummörder im Hauptberuf, findet zufällig in seiner Wohnung zwei uralte LSD-Trips. Vor über 40 Jahren wollte er diese einwerfen, gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Nicole, heute Vorsitzende der Grünen und Gattin des amtierenden Bundespräsidenten. Aber das Leben kam anders, und so sitzt Felix allein in der Wohnung und wirft die beiden Trips ein. Als kurz darauf ein Jack-Russell-Terrier vor ihm steht und in fliessendem Englisch erklärt, er sei auf der Flucht vor Gaunern und Felix müsse ihm helfen, wird für den Protagonisten und die Lesenden unklar, wo die Realität aufhört und Felix’ drogenbedingte Halluzination anfängt. In einer Art Road-Trip flüchtet das ungleiche Paar vor der Polizei und den Verfolgern bis nach Florida. Dazwischen machen sie eine erzwungene Pause im Tessin bei Felix’ Schwester. Sie ist überzeugt, dass der Hund nicht zufällig bei ihrem Bruder gelandet ist, sondern eine Verschwörung dahintersteckt. Und während sich der einzelgängerische Felix anfänglich vor allem über den geschwätzigen Hund nervt, empfindet er bald immer mehr Gefühle für ihn und möchte ihn schliesslich gern behalten. Wie bereits in seinen vorhergehenden zwei Romanen spielt Reichlin das Vexierspiel zwischen Realität, subjektiver Wahrnehmung und persönlicher Interpretation. Absurd komisch, irritierend und leicht beängstigend.

Der Hund, der nur Englisch sprach (Roman von Linus Reichlin Galiani, Berlin, 2023)