Fröhlichs «Weihnacht-Cantate»

Kein anderer Schweizer Kom­ponist ermöglicht immer noch so grosse Entdeckungen wie der Frühromantiker Friedrich Theodor Fröhlich.
Der Frühromantiker Friedrich Theodor Fröhlich mit seiner Familie. (Bild: zVg)

Als Komponist von unzähligen Klavierliedern und vielen Chorwerken, die mit Franz Schubert vergleichbar sind, hinterliess der in Berlin ausgebildete Aargauer Komponist und Musiklehrer Friedrich Theodor Fröhlich (1803–1836) trotz weniger Schaffensjahre ein äusserst umfangreiches Lebenswerk. Aus dem Nachlass des in Brugg geborenen Komponisten erscheinen mit schöner Regelmässigkeit erstaunlich eigenständige Kompositionen. Nach dem 2017 edierten Klavierquartett in d-Moll gab der Amadeus Verlag in Winterthur vor drei Jahren mit der «Weihnacht-Cantate» für Soli, Chor und Klavier ein höchst originelles Kuriosum heraus.

Seit der Uraufführung im Jahr 1830 ist sie jetzt erstmals wieder zu hören. An die Aufführung am 23. Dezember in der Stadtkirche Brugg schliesst sich anderntags die einzige Wiederholung in der Heiliggeistkirche in Bern an.

Als Solisten treten Rebekka Maeder (Sopran), Daphné Mosimann (Alt), Michael Feyfar (Tenor) und Stefan Vock (Bass) auf. Den über weite Strecken sehr anspruchsvollen Klavierpart spielt der Pianist Marc Fitze. Es singt das Vokalensemble Cantemus. Michael Kreis leitet die rund eine Stunde dauernde Aufführung.

Brugger Beteiligung
Besondere Verdienste um die Wiederentdeckung und die erfolgreiche Förderung von Fröhlichs lang vergessener Musik hat das in Brugg lebende Musikerehepaar Barbara und Johannes Vigfússon erworben. Ihnen ist nicht nur die Gründung der Internationalen Friedrich-Theodor-Fröhlich-Gesellschaft und des Kulturvereins Fröhlich-Konzerte Brugg zu verdanken, sondern auch die Herausgabe von bislang unveröffentlichten Werken.

Bevor Johannes Vigfússon mit Unterstützung der eben genannten Gesellschaft kürzlich Fröhlichs Liederzyklus «Johannes und Esther» für Tenor und Klavier im Erstdruck vorlegte, war er 2020 für die Erstveröffentlichung der «Weihnacht-Cantate» auf einen Text von Abraham Emanuel Fröhlich, einem Bruder des Komponisten, verantwortlich.

Laut Vigfússons Nachforschungen hat der Komponist dieses umfangreiche Werk selbst als Dirigent am 24. Dezember 1830 in Aarau aus der Taufe gehoben.

Vielerlei Eigenwilligkeiten
Die achtteilige Komposition zeichnet sich durch mehrere Besonderheiten aus, wie sie für Friedrich Theodor Fröhlichs Experimentierfreude typisch sind. Ungewohnt ist schon die auf orchestrale Begleitung verzichtende Besetzung durch ein mehrmals solistisch hervorstechendes Klavier im 1. Quartett in der mit effektvollen Läufen und Tremoli angereicherten Aria (Nr. 3) sowie im Rezitativ (Nr. 7), das durch imposante Oktavengänge erschwert wird.

Nebst einem unbegleiteten gemischten Chor (Nr. 2) und einem Männerchor mit einer ausgedehnten Fuge (Nr. 4), die in einer Weihnachtskantate wohl niemand erwarten würde, fällt als weitere Eigenwilligkeit das aus je einer ersten und zweiten Frauen- und Männerstimme gebildete «Octett» (Nr. 6) auf. Das keineswegs immer fröhliche, in der Aria in Moll beginnende Werk klingt mit einer unbegleiteten Schlussfuge (Nr. 8) unkonventionell aus.

Samstag, 23. Dezember, 19.30 Uhr
Stadtkirche Brugg