Handgefertigte Produkte mit Herz

In der Arwo fertigen Menschen mit Beeinträchtigung hochwertige Produkte. Ein Blick hinter die Kulissen einer ihrer Werkstätten.
Arbeitsagogin Iris Hartwein zeigt Klientin Sonam Surkhang, wie man Kanten abnäht. (Bild: lho)

Wer regelmässig den Adventsmarkt auf dem Badener Kirchplatz besucht, kennt den Stand der Arwo bestimmt. Bis vor vier Jahren war gar die Stiftung selbst für die Durchführung des Markts verantwortlich. Seit 2020 liegt diese Aufgabe beim Verein Badener Adventsmarkt. Das Besondere am Markt mit rund 90 Ständen ist, dass die meisten der zum Verkauf stehenden Produkte von Menschen mit Beeinträchtigung hergestellt werden. Doch wie entstehen diese Produkte? Die Arwo gewährt zur Weihnachtszeit einen Einblick in ihr Nähatelier an der Schwimmbadstrasse in Wettingen.

Step by Step zur Qualität
«Das ist ja toll! Ich hatte vor, diesen Stapel bis zum Mittag zu nähen, und jetzt bin ich schon durch.» Ein Klient der Arwo ist begeistert. Für die kurze Zeitspanne bis zur Mittagspause ergibt sich eine andere Beschäftigung: Die Betreuerin Iris Hartwein und ihre Arbeitskollegin Sonam Surkhang führen eine Journalistin der Effingermedien durchs Atelier – ein Ereignis.

Die 52-jährige Sonam Surkhang erklärt stolz, dass sie nächstes Jahr ihr 35-Jahr-Jubiläum bei der Arwo feiert. Obwohl das Sprechen eine Herausforderung für sie darstellt, fällt ihr das Kommunizieren leicht. Sie gestikuliert und untermalt mit passenden Lauten. Zur ausführlichen Verständigung tippt sie das Datum ihres ersten Arbeitstages in das Mobiltelefon ein. Arbeitsagogin Iris Hartwein erläutert: «Wir verstehen uns. Manchmal braucht es mehrere Anläufe, und selten einmal muss man es auch einfach gut sein lassen.»

Die beiden präsentieren stolz das im Nähatelier hergestellte Sortiment. Wimpelketten, Kirschstein- und Arvenkissen, Utensilos und das Herzstück ihrer Produktion: Die Klaus­säcke. Gut 18 000 davon wurden 2023 im Verlauf des ganzen Jahres im Auftrag von Firmenkunden produziert, in der Siebdruckwerkstatt zweifarbig bedruckt und anschliessend in einer Abfüllstrasse befüllt. «Die Ansprüche unserer Kundschaft sind hoch. Diesen Erwartungen möchten wir gerecht werden», erklärt Iris Hartwein. «Die Arbeit der Klienten und Klientinnen wird vom Betreuungsteam sorgfältig geprüft, bevor sie die Produktionsstätte verlässt.» Zusammen mit Sonam Surkhang holt sie eine Anleitung hervor. Jedem im Atelier gefertigten Produkt liegt eine solche zugrunde. Mit Erläuterungen in Bildern und einfacher Sprache für jeden Arbeitsschritt. Auch Hilfsmittel wie Schablonen sind vorhanden. Clevere Hilfestellungen für einen reibungslosen Entstehungsprozess.

Stand mit Arwo-Produkten am Badender Adventsmarkt. (Bild: lho)

Innovation ist gern gesehen
Derzeit fertigt Sonam Surkhang Schlüsselanhänger. Diese sind vorerst zum Testen für den internen Gebrauch bestimmt. Demnächst möchte sie Etuis für Taschentücher nähen. Iris Hartwein: «Selbstbestimmung ist ein grosses Thema bei uns. Es ist wichtig, dass wir unseren Klientinnen und Klienten eine sinnvolle Arbeit geben können. Deshalb sind ihre Ideen immer willkommen.» Eine andere Möglichkeit, die eigene Kreativität einzubringen, ist das Malatelier, das als Ausgleich zur Arbeit besucht werden kann. Aus einigen der dort entstandenen Motive werden sogar Weihnachts-, Glückwunsch- oder Trauerkarten. Die Karten werden ebenso in der Arwo produziert. In der dafür zuständigen Siebdruckwerkstatt ar­beitet ein Team von acht Menschen mit Beeinträchtigung unter der An­leitung einer Betreuerin und eines Betreuers.

Das ganze Jahr Weihnachten
Am 22. Dezember steht das Weihnachtsessen der Arwo an. Es wird Geschenke und ein Mittagessen geben. Das Essen wird vom Betreuungsteam zubereitet, während die Menschen mit Beeinträchtigung das kleine Event entspannt geniessen können. Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt der eingespielten Truppe danach allerdings nicht. «Im Januar beginnt bei uns bereits wieder die Weihnachtssaison», so Iris Hartwein schmunzelnd.