Neue Kunstgalerie in der Altstadt

Mercedes Siegfried eröffnete vergangenen Samstag die Galerie Sonderwunsch in der Brugger Altstadt. Die erste Ausstellung ist tierisch.
Luisa Hönle (links mit einem Terrarium) und ihre Mutter Mercedes Siegfried. (Bild: isp)

Viele Kunstschaffende kreieren geniale Werke und haben dennoch manchmal zu wenig Selbstvertrauen, diese einer grösseren Öffentlichkeit zu präsentieren. Meistens mangelt es den Betroffenen auch an einem entsprechenden Netzwerk, den nötigen Kontakten oder den richtigen Ansprechpersonen.

Eine Frau für (fast) alle Fälle
Zum Glück gibt es für solche Fälle Mercedes Siegfried. Ihr war nämlich aufgefallen, dass es ganz vielen Kunstschaffenden in ihrem persönlichen Umfeld so ging. Dagegen musste etwas unternommen werden.

Inzwischen versteht sich die 58-jährige Galeristin als Vermittlerin. Ihre erste, ganz kleine Galerie hat sie im Jahr 2008 in Nussbaumen eröffnet. Das Konzept schien aufzugehen. Siegfried vergrösserte ihren Radius und eröffnete weitere Galerien in Baden, später auch in Muri. «Meine Motivation ist die Freude am kreativen Schaffen anderer, und meine Leidenschaft ist das Organisieren der Vermittlung. Der Galeriename ist zudem Programm: denn Sonderwünsche werden ebenfalls berücksichtigt und realisiert.» Übersetzt heisst das, dass Siegfried Kunstschaffende nicht nur entdeckt, sondern diesen ausserdem Ausstellungsraum vermittelt. Die ­Galeristin findet immer wieder neue Locations wie beispielsweise repräsentative Büros, Ateliers, Praxen, öffentliche Gebäude mit Personenverkehr, um die Kunstwerke auszustellen. Kunstschaffende gebe es genug, bestätigt die umtriebige Galeristin, verfügt sie doch über ein umfassendes Netzwerk und hat über 900 Stammkundeneinträge.

Idealer Ort für Kunstschaffende
Seit vergangenen Samstag ist die Brugger Altstadt um eine Kunstgalerie reicher. Denn Siegfried wurde an der Spiegelgasse 16 fündig. Die Räumlichkeiten seien ideal, die Brugger Altstadt ein «Schmelztiegel» an kreativ Tätigen, und sie freue sich sehr, hier Platz für eine weitere Galerie gefunden zu haben. Zur Galerieeröffnung waren viele Gäste geladen, und zufällig vorbeischlendernde Passantinnen und Passanten liessen sich die Gelegenheit nicht nehmen und verweilten eine Zeit lang in den neuen Räumlichkeiten. Den Auftakt zur ersten Ausstellung macht eine junge talentierte Frau. «Es ist sozusagen familienintern», witzelt Siegfried. «Meine Tochter Luisa stellt ihre ‹Bioaktiven Terrarien› samt wunderbaren Fotografien aus.»

Asseln und andere Wirbellose
«Meine grossen Passionen sind Krabbeltierchen, Botanik und Kunst», verrät Luisa Hönle anlässlich ihrer ersten Vernissage. Aber das mit den Krabbeltierchen sei nicht immer so gewesen, ergänzt sie später. Kaum zu glauben, dass die 23-Jährige unter einer Insektenphobie litt. Eigentlich mehr durch Zufall sei sie eines Tages in einer ihrer Ökosphären auf eine Assel gestossen. Hönle begann zu recherchieren und fand viel Interessantes und höchst Aufschlussreiches über die Krabbeltiere, sodass die Faszination stetig wuchs. «Meine Angst hat sich immer weiter verflüchtigt, je mehr ich das Verhalten von ganz nah, aber doch durch eine Scheibe beobachtete.» Hönle hält die Tiere in Glaskugeln. «Asseln sind die einfachsten Haustiere der Welt», sagt Hönle überzeugt.

Die leidenschaftliche Fotografin hält inzwischen das spannende Leben dieser Wirbellosen mit der Kamera fest und hofft, das andere Mitmenschen vielleicht dadurch diese Angst überwinden. Anlässlich ihrer Ausstellung sind faszinierende Fotografien zu sehen, welche die Tierchen in Ma-kroaufnahmen zeigen. Spannend, wie sie aussehen, diese wirbellosen Geschöpfe: gepunktet, gestreift und in allen möglichen Farben.

Bepflanzte Glaskugeln, sogenannte Terrarien, stehen bereit, und die kleinen Bewohner können in der Galerie gekauft werden und gleich vor Ort in die Glaskugeln umziehen. Die Gläser sind oben mit einem Acrylglasdeckel verschlossen. Das Futter in Form von Laub ist bereits im Terrarium vorhanden.