Der Gemeinderat öffnete Bilderschatz

Die Gemeinde Hausen verwaltet die Ernst-Wildi-Rohr-Stiftung mit 500 Kunstwerken. Der Gemeinderat stellte den Schatz am Neujahrsapéro vor.
Mit einer gelungenen Bilderschau fand der Gemeinderat Hausen beim Neujahrsapéro-Publikum viel Beifall. (Bild: hpw)

Der 1991 verstorbene Geschäftsmann Ernst Wildi-Rohr, der den Sitz seiner Handelsfirma Ruwisa in den 1970er-Jahren in einen Neubau am Dorfeingang von Hausen verlegte, war ein Kunstsammler. Er förderte Werke der darstellenden Kunst (Bilder, Skulpturen) und unterstützte vor allem aargauische Maler und Bildhauer. So kam eine Sammlung von 500 Objekten zusammen. Der Mäzen überführte den Kunstschatz 1980 in eine gemeinnützige Stiftung und bezeichnete die Gemeinde Hausen als Destinatärin.

Der Schatz lagert im Luftschutzkeller des Meyerschulhauses. Einige Werke hängen in den Gemeindebüros, andere werden nicht allzu oft an Ausstellungen gezeigt. Die Bevölkerung weiss wenig über diese Kleinode. Das änderte der als Stiftungsrat amtierende Gemeinderat am diesjährigen stilvollen Neujahrsapéro mit einem aparten Einblick in die Kunstsammlung. Unter den 150 Besucherinnen und Besuchern begrüsste Gemeindeammann Andreas Arrigoni den stellvertretenden Bürgermeister der deutschen Partnergemeinde Hausen im Wiesental.

Gemeinderätliche Kunstbetrachter
Jedes Gemeinderatsmitglied wählte aus der Sammlung ein Gemälde aus und beschrieb es mit persönlichen Gedanken. Den Anfang machte Manuela Obrist, die gemeinderätliche Ressortchefin Kultur und Präsidentin der Ernst-Wildi-Rohr-Stiftung. Sie präsentierte ein Bild von Hans Rauber mit originalgetreuer Darstellung der früheren Reichhold Chemie, was beim Publikum spürbare Emotionen, bis zu «Geruchserinnerungen», auslöste. Trotzdem bleibe die Reichhold Chemie ein Stück Dorfgeschichte, meinte die Kulturministerin. Gemeinderat Lukas Bucher, Vorsteher des Ressorts Polizei/Sicherheit, wählte aus 170 Bildern des Tiermalers Fritz Hug bewusst das Schäferhundsujet aus, weil diese Tierrasse als wachsam, beschützend, tapfer und mutig gelte und ihn von jung auf beeindruckt habe.

Kurt Schneider, Bau-Ressortchef, widmete sich einem Bild des 2022 verstorbenen Menziker Malers Kurt Hediger. Es zeigt einen Weiler mit fünf alten Bauten in grüner Landschaft an der Oise, einem Zufluss der Seine an der Peripherie von Paris. Trotz ihrer Unterschiede bilden die Häuser ein harmonisches Ensemble. Daraus zog der Bauminister Parallelen zur Ortsplanung, die kurz vor der erwarteten Genehmigung durch den Regierungsrat steht. Vizeammann Stefano Potenza entschied sich für das Bild «Die Brücke» des ebenfalls bekannten Aargauer Künstlers Max Widmer, der mit 107 Werken in der Wildi-Rohr-Sammlung vertreten ist. Dieses Sujet sei ein Symbol für solide Planung, Sicherheit, Verbindung und Zusammenarbeit, die es auch in der Gemeinde zu pflegen gelte. 

Wichtige Zusammenarbeit
Möglicherweise von dem Österreicher Künstler R. Weber stammte das Waldbild mit Südtiroler Timbre, das Gemeindeammann Andreas Arrigoni kommentierte. Es inspirierte ihn zu Gedanken über die Rolle des Waldes als Erholungslandschaft, Sauerstoffspender, Orientierungslauf-Eldorado, Baustofflieferant und Biodiversitätsreservoir mit ausgeglichener Erneuerungskraft. Unter zu mächtigen Bäumen habe es der Nachwuchs schwer, bemerkte der Ammann mit einem Seitenblick auf die menschliche Gesellschaft. Er fügte an, der gute Austausch mit der Bevölkerung sei der Behörde ein Anliegen.

Zum Schluss des Programms, das mit Melodien des Trios Dreierlei begleitet wurde, machte Andreas Arrigoni noch einen Ausblick auf kommende gemeindepolitische Themen. Vorausgesetzt, dass keine Beschwerden eingehen würden, finde die Referendumsabstimmung zum Tempo-30-Versuch auf der Hauptstrasse am 3. März statt. Der Sommergemeindeversammlung werde das Reglement für einen neuen Energiefonds unterbreitet, der aus den Gas- und Stromkonzessionsentschädigungen der IBB gespeist werde. Der Gemeinderat wolle die interkommunale Zusammenarbeit fördern und dabei den Verband Brugg Regio stärker in die Pflicht nehmen, weil soziale, gesundheitliche und Migrationsaufgaben kaum mehr allein zu erfüllen seien. Den guten Start ins neue Jahr quittierte das Publikum mit kräftigem Applaus.