Die Anzahl der Wettinger Schülerinnen und Schüler wächst stetig – wie auch die pädagogischen Anforderungen an die Ausgestaltung der Schulhäuser und deren Unterrichtszimmer laufend steigen. Das führt zu einer Schulraumknappheit, die Wettingen bisher mit Provisorien in Form von Containern aufgefangen hat. 2022 verschafften sich Gemeinde- und Einwohnerrat einen Überblick und ordneten das sich anbahnende Chaos mit einem Masterplan, der seinen Zeithorizont auf das Jahr 2040 legt und für Neubauten und Schulhaussanierung Kosten von rund 200 Millionen Franken prognostiziert. Grösster Brocken ist ein neues Oberstufenzentrum, das im Gebiet Margeläcker/Zirkuswiese angesiedelt werden soll und etwa 120 Millionen Franken kosten dürfte. Dürfte deshalb, weil noch nicht feststeht, wo was und wie gebaut werden soll.
Projektvorstudie
In einem ersten Schritt wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie geprüft, ob das Gebiet Margeläcker/Zirkuswiese wirklich der richtige Standort ist – was bejaht wird und mit fünf Konzeptansätzen untermauert wurde. Für den weiteren Weg zu einem Lösungsansatz mit geschärften Konturen schlägt der Gemeinderat dem Einwohnerrat vor, als nächsten Planungsschritt einen Studienauftrag auszuschreiben. «Sieben für den Bereich Schulbauten qualifizierte Planungsbüros sollen Lösungsansätze – samt einer auf 20 Prozent genauen Grobkostenschätzung – ausarbeiten», sagt Gemeindeammann Roland Kuster zum 1,37 Millionen Franken teuren Wettbewerb, der zur öffentlichen Ausschreibung kommt. «Wer teilnehmen darf, wird mit einer Präqualifikation bestimmt.» Eine Beurteilungsjury aus unabhängigen Experten – samt Vertretung der Gemeinde und der Schule Wettingen – werde die Entwicklung der Lösungen begleiten und diese gegebenenfalls beeinflussen. Wichtig: Es geht hier noch nicht um das eigentliche Projekt, sondern um dessen Vorstufe. Deshalb werden die Planerteams für ihren Aufwand mit einem fixen Betrag von je 100 000 Franken entschädigt.
Einbezug von Eltern und Lehrkräften
Zum Stichwort «beeinflussen» sagt der für die Wettinger Schulen zuständige Gemeinderat Sandro Sozzi: «Uns ist es wichtig, in dieses Verfahren auch Lehrpersonen, Eltern und Schulkinder einzubeziehen und ihre Anliegen einfliessen zu lassen.» Über welche Kanäle, das sei noch nicht definiert. Damit die Planerinnen und Planer sich nicht «nur» an einem Raumprogramm orientieren müssen, liegen ihnen als Vorschläge die fünf Konzeptansätze aus der Machbarkeitsstudie vor. Sie unterscheiden sich primär darin, wie die bestehenden Bauten des Schulhauses Märgeläcker genutzt und wie die Anlageteile des Oberstufenzentrums vernetzt werden sollen. In jedem Fall wird die heutige Zirkuswiese als Baugrund benötigt. Ein Verlust an Grünfläche? Wohin mit dem Zirkus, und wo sollen die Autos der Besucher der Messen im Tägerhard parkieren? Zu letzteren Punkten gebe es, so Gemeindeammann Kuster, erste Überlegungen. Und Gemeinderat Sozzi sieht in der Umnutzung der Zirkuswiese – notabene eine Kiesfläche – eine Güterabwägung. Das Konzept für die Begrünung der Aussenflächen der Schulanlage werde ökologisch «mindestens so gut» wie die bestehende Situation.
Zeitplan und Kosten
Die fünf Konzeptansätze aus der Machbarkeitsstudie sind bereits in diesem frühen Planungsstadium mit Preisschildern versehen, die verblüffenderweise «nur» zwischen 111 und 119 Millionen Franken schwanken. Allerdings sind diese Zahlen ohne Optionen wie beispielsweise eine Mensa. Eine solche wird mit zusätzlichen 9 Millionen Franken veranschlagt. Genaueres wird man allerdings erst mit dem späteren Bauprojekt und dessen Kostenvoranschlag wissen.
Und damit zum Zeitplan. Bewilligt der Einwohnerrat am 25. Januar den Kredit für den Studienauftrag, schiebt der Gemeinderat ein alles entscheidendes Thema auf die Zeitachse: die Beschaffung der benötigten rund 200 Millionen Franken. Mit dem Budget 2025 (Volksabstimmung im November 2024) sollen zusätzlich fünf Steuerprozent zweckgebunden zur Vorfinanzierung der Vorhaben erhoben werden. Mit dem Start der eigentlichen Projektarbeiten wird ab 2026 gerechnet. Der benötigte Kredit soll nach dem Entscheid des Einwohnerrats am 8. März 2026 an die Urne kommen.