Die Urgesteine erhalten eine Zukunft

Es gibt Hoffnung für den ramponierten Geoweg: Die neue Vermittlung mit digitaler Begleitung soll ab Herbst belehren und begeistern.
Von den einst über 20 Findlingen – durchschnittlich 230 Millionen Jahre alt – sind seit dem Rückbau nur noch neun intakt. Sie verbleiben im Inventar des neuen Geowegs. (Bild: Archiv | cd)

Läuft alles nach Plan, könnte der Geoweg noch dieses Jahr im September feierlich wieder eröffnet werden. Diese hoffnungsvolle Information hat der Verein Tourismus Region Brugg (VTRB) in einer Mitteilung an die Medien verbreitet.

Um eine Zukunftsvision für den letztes Jahr durch den Rückbau beschädigten Geoweg auszuarbeiten, hatte der VTRB im Januar 2023, eiligst eine Konferenz einberufen. An den runden Tisch war die interessierte und besorgte Bevölkerung sowie Geologen, Historiker, Politiker und Mittelschullehrpersonen geholt worden (der «General-Anzeiger» berichtete). In diesen Gesprächen war zunächst der ideelle Wert des Geowegs beurteilt worden. «Das Resultat dieses runden Tischs war ein einstimmiges Bekenntnis für den Geoweg», teilte Barbara Iten, Co-Präsidentin VTRB, kürzlich in einer Medieninformation mit. Danach habe sich eine Kerngruppe formiert, die eine mögliche Reaktivierung des Geowegs durch eine neu gestaltete und moderne Vermittlung ausgearbeitet sowie die Kosten ermittelt habe.

Wiederbelebung des Geowegs
Ein Kernteam – bestehend aus Barbara Iten (VTRB), Philipp Flach (Geograf und Mittelschullehrer), Ernst Hess (Digitalisierung), Titus Meier (Grossrat und Historiker) sowie Konrad Zehnder (Geologe) – hat nun einen Plan ausgearbeitet. Ziel ist es, den Geoweg zu reaktivieren, die Vermittlung neu zu gestalten sowie Zuständigkeit und Unterhalt festzulegen. «Die Ansprüche der Besuchenden betreffend Zugänglichkeit der Informationen, Medienvielfalt und Vermittlungsformen haben sich verändert», erklärt die Medienmitteilung des VTRB.

Eine interaktive Karte wird künftig die Informationsstelen begleiten. (Bild: zvg)

Kostenaufteilung vorgesehen
Total 60 000 Franken werden der Wiederaufbau der Stelltafeln und eine zeitgemässe Installation samt Digitalisierung in Form eines Begleitprodukts kosten. Die digitale Begleitung enthält die aktualisierten Texte der Tafeln, weiterführende Informationen und Werkzeuge. Auch an Anregungen für Lehrende und Lernende mit Fokus auf Sekundarstufe I und II ist gedacht worden. Die angebrachten QR-Codes auf den einzelnen Stelen werden eine Wissensvermittlung im digitalen Raum ermöglichen.

Die Arbeitsgruppe um den VTRB stellt sich die Aufteilung der Kosten wie folgt vor: Der Kanton bezahlt den Wiederaufbau der Stelen, Beiträge aus dem Swisslos-Fonds und von Dritten decken die Kosten der Digitalisierung, und die involvierten Standortgemeinden Lupfig, Habsburg und Brugg tragen zukünftig die Unterhaltskosten des Themenwegs. Diese Kosten hatte zuvor während gut 30 Jahren der Verein Aargauer Wanderwege übernommen. Als jedoch der Lehrpfad in die Jahre kam und Abklärungen für eine Erneuerung sowie eine Sanierung der Stationen und Stelen erfolgt waren, stellte sich heraus, dass der Verein Aargauer Wanderwege keine sogenannten Themenwege, wie es der ­Geoweg ist, betreut. Für dessen Modernisierung fühlten sich in der Folge weder die Gemeinden noch der Kanton verantwortlich; Letzterer hatte jedoch vor einem Jahr die Kosten für den Rückbau übernommen.

Einzigartiges Gesteinsinventar
Der Geoweg war einst ein Geschenk des Kantons Aargau an die Bevölkerung. Der Kanton hatte 1991 auf kleinem Raum ein umfangreiches und einzigartiges Gesteinsinventar und einen Wanderweg für Erlebnisgeologie geschaffen. Sie waren anlässlich des 700-jährigen Bestehens der Eidgenossenschaft im Rahmen der N3-Bauarbeiten an die Bevölkerung übergeben worden.

Durch Digitalisierung soll der Lehrpfad neue Wege der Vermittlung erschliessen. «Der Fokus fürs Zielpublikum liegt auf Besuchenden, die sich bewusst dafür entschieden haben, den Geoweg räumlich und inhaltlich zu absolvieren», teilt der VTRB mit. 

Geschenk an die Bevölkerung
Die noch intakten sowie die beim Rückbau zerstörten Findlinge bleiben vor Ort. Besucherinnen und Besucher sollen wieder die Möglichkeit haben, auf den bestehenden Wegen die unterschiedlichen Landschaftskammern von Station zu Station zu erwandern und dabei mehr über die vielfältigen Merkmale der Geologie, der Ökologie, der Landschaftsveränderung und über Ereignisse aus der Geschichte zu erfahren. Die hierfür neu gestaltete Vermittlung soll einen Mehrwert für die Erlebbarkeit und die Attraktivität schaffen. «Der Geoweg soll wieder vermehrt ins Bewusstsein von Schulen gerückt werden, um ihn als realen oder virtuellen ausserschulischen Lernort mit Lehrplanbezug wahrzunehmen», kommuniziert die Arbeitsgruppe. Deshalb sei eine interaktive Karte als digitales Begleitprodukt («Digitaler Geo-Weg») entwickelt worden, das eine zeitgemässe Navigation via Smartphone ermögliche und mit QR-Codes seine digitalen Inhalte erschliesse. Geplant ist, die umfangreiche Digitalisierung bis zum 1. September fertigzustellen.

Die Arbeitsgruppe und der VTRB sind überzeugt, dass der revitalisierte Geoweg weiterhin einen leisen, aber nachhaltigen Beitrag zum Erleben und Erfahren der Kulturlandschaft Brugg leisten wird, und sind zuversichtlich, Mitte September zur Eröffnung einladen zu können.