Sein Ehrgeiz trägt Früchte. Dementsprechend lang ist seine Erfolgsliste. Mit acht Jahren gewinnt der heute 15-jährige Titus Cristea sein erstes offizielles Kids-Tennis-Turnier. Seither geht seine Karriere steil bergauf. So erstaunt es nicht, dass er vor Kurzem in Littau bei Kriens eine Bronzemedaille einheimste, und zwar anlässlich der Schweizer Meisterschaft der U16-Junioren. «Das bedeutet mir sehr viel, da ich mehr Selbstvertrauen bekommen habe und jetzt weiss, dass ich mit den besten Spielern der Schweiz mithalten kann. Ich bin zurzeit Nummer fünf und möchte mich dieses Jahr in den Top 3 etablieren.» Nebst einer gehörigen Portion Glück gehört eine weitere wichtige Eigenschaft dazu, um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen: mentale Stärke. Und die scheint der Oberstufenschüler zu haben. Denn gemäss seinem Vater ist mentale Stärke unabdingbar, um bei den ganz Grossen (Niveau R1 und darüber) mitzumischen.
Training auch in Biel
Titus wächst zusammen mit seiner Schwester Ines in einer sportbegeisterten Familie auf. Sein Vater Claudio Cristea ist ehemaliger Fussballprofi. «Ich habe mit etwa fünf Jahren angefangen, Tennis zu spielen», erzählt Titus. «Mein Vater hatte uns für einen Family-Tennis-Day angemeldet. Das war ein sehr emotionales Erlebnis für mich. Ich war begeistert von dieser Sportart und wollte unbedingt weitermachen.» Seither trainiert Titus durchschnittlich eineinhalb Stunden täglich, das hauptsächlich beim Tennisclub Wettingen mit seinem Trainer Yanik Kälin. Einmal pro Woche wird Titus nach Biel gefahren, um dort im Nationalen Leistungszentrum (NLZ) mit dem C-Kader zu spielen.
Der Nussbaumer ist sehr ambitioniert. Kein Wunder, seine Vorbilder sind Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic. Und Titus will noch mehr. Um nach aussen sichtbar zu sein, nutzt er aktiv soziale Medien wie Facebook, Instagram, Youtube und X, ehemals Twitter. Ausserdem hat er bereits eine eigene Website, und gleich auf der Einstiegsseite steht in grossen Ziffern geschrieben: «Ich will Top 100 ITF, International Tennis Federation, bei der U18-Kategorie werden, und langfristig möchte ich in den nächsten zehn Jahren die Nummer eins der ATP, International Tennis Federation, werden. Mein grösster Tennistraum ist es, eines Tages den Grand Slam zu gewinnen.»
Hausaufgaben über Mittag
Aber wie bekommt das Jungtalent Schule und Training organisatorisch unter einen Hut? Er versuche, während der Mittagspause alle Hausaufgaben zu erledigen, und nach dem Schulunterricht fahre er immer gleich ins Training. Abends lerne er dann für die anstehenden Prüfungen. Wie reagieren die Schulgspänli auf seine Erfolge? «Eigentlich gar nicht speziell», erzählt Titus, «sie gratulieren mir. Zum Glück verspüre ich keinen Neid, das ist fast das Wichtigste.»
Titus spielt linkshändig. Ist das gar ein Vorteil? «Klar, es ist sicher ein Vorteil, da man daran gewöhnt ist, gegen einen Rechtshänder zu spielen. Demnach ist für den Gegner alles spiegelverkehrt, womit ich punkten kann.» Wenn Titus nicht gerade Tennis spielt, begeistert er sich für Basketball sowie Fussball. Der junge Mann lebt nach dem Motto: «Do. Or do not. There is no try.» Auf Deutsch: «Tu es. Oder nicht. Versuche gibt es nicht.» Bis jetzt hat er damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Man darf also gespannt sein, wie es für Titus weitergeht. Auch die Interviewfragen beantwortet er professionell und souverän an diesem Nachmittag bei einer kurzen Pause während seines anspruchsvollen Wochentrainings im Tenniscenter Baregg. Aber langsam wird er ungeduldig, zupft an seinem T-Shirt und nimmt den Schläger in die Hand. Es wird deutlich, dass er am liebsten wieder zurück auf das Spielfeld möchte, um das zu tun, was er sehr gern macht und worin er wirklich sensationell ist: Tennis spielen.
tituscristea.com