«Diese Situation ist unhaltbar»

Obersiggenthal und Ehrendingen sind stark von den Folgen der Badener Baustelle betroffen . Die Baustelle an der Schartenstrasse in Baden sorgt für Chaos auf den Strassen – auch bei den Nachbargemeinden. Die Ammänner sind besorgt.
Der Flaschenhals bei der Baustelle an der Schartenstrasse in Baden sorgt täglich für lange Wartezeiten. (Bild: sim)

Stau oder stockender Verkehr auf den Hauptstrassen unter anderem von Ehrendingen und Untersiggenthal in Richtung Baden und zurück. Das vermeldet Radio Argovia seit dem 22. Januar an Werktagen in den Verkehrsnachrichten jeweils morgens und abends. Die Wartezeiten sind unterschiedlich – letzte Woche mussten sich die Verkehrsteilnehmerinnen und – teilnehmer bis zu knapp einer Stunde gedulden. Das Verkehrschaos auf den Strassen sorgte im Kanton Aargau für Schlagzeilen.

Grund für den Stau ist die Baustelle der Regionalwerke AG an der Schartenstrasse in Baden, die seit dem 22. Januar für etwa ein halbes Jahr nur im Einbahnregime befahrbar ist. Dass der Verkehr zu Stosszeiten stockt, wundert nicht: Die Schartenstrasse ist wie ein Flaschenhals. Wer von Untersiggenthal, Obersiggenthal oder von Ehrendingen durchs Höhtal bis zum Kreisel beim Historischen Museum nach oder durch Baden fahren muss, kommt nicht an diesem Flaschenhals vorbei.

Auto oder Bus – alle bleiben im Stau stecken
«Die Situation ist sehr unerfreulich», sagt Bettina Lutz, Frau Gemeindeammann von Obersiggenthal, auf Anfrage der «Rundschau». Sie müsse deutlich mehr Zeit einplanen, sollte sie einen Termin ausserhalb der Gemeinde zu Stosszeiten haben. «Es zeigt sich, wie sensibel das Verkehrssystem im Raum Baden auf Veränderungen und Störungen reagiert und dass die Kapazitäten während der Hauptverkehrszeiten bereits sehr ausgereizt sind», fügt sie an.

Mehr noch: Die Prognosen gehen in den nächsten Jahren von einer weiteren Verkehrszunahme aus. «Das bedeutet, dass wir dringend Massnahmen ergreifen und dabei sorgsam abwägen müssen, welche Auswirkungen diese auf den gesamten regionalen Verkehr haben können.» Die meisten Einwohnerinnen und Einwohner würden ausserhalb der Gemeinde arbeiten. «Auch sie benötigen nun deutlich mehr Zeit zum Pendeln – egal ob per Auto oder per Bus, beide bleiben im Stau stecken», so Lutz. Bei Frost und Regen und je nach Arbeitsort und -tätigkeit sei man nicht frei in der Wahl des Transportmittels.

Autofahrer aggressiver und Kinder besonders betroffen
Neben der problematischen Verkehrslage und der zeitlichen Verzögerung hat die Baustelle an der Schartenstrasse weitere unerwünschte Nebenwirkungen für die Gemeinde: «Die Verkehrsteilnehmer verhalten sich generell aggressiver und weniger tolerant, weil sie durch die Wartezeiten gestresst sind.» Das fördere die Sicherheit im Strassenverkehr nicht.

«Besonders betroffen sind Kinder, die sich ebenfalls ausgerechnet während der Stauspitzen auf dem Schulweg befinden», sorgt sich Bettina Lutz. Leider habe man beobachten müssen, dass es teilweise Verkehrsteilnehmer gebe, die den Stau durch die Quartiere zu umfahren versuchten. «Und selbstverständlich bedeutet die Situation mehr Lärm und Abgase entlang der beiden Kantonsstrassen.»

Auf Anfrage dieser Zeitung sagt Martin Brönnimann, Leiter Öffentliche Sicherheit der Stadt Baden, dass die Mitarbeitenden der Stadtpolizei im Rahmen der personellen Möglichkeiten präventive und repressive Kontrollen während der Verkehrsspitzen durchführten. «In den letzten Tagen verstärkt kontrolliert wurden Durchfahrten bei der Schiefen Brücke in Baden.»

Rückstau in Ehrendingen bis in die Mitte des Dorfs
Ebenso unglücklich über diese Situation ist Dorothea Frei, Frau Gemeindeammann von Ehrendingen. Sie persönlich sei nicht von den Folgen dieser Baustelle betroffen. «Dieser Zustand ist aber für Pendler und Schulkinder unhaltbar», sagt sie. Genauso wie Obersiggenthal leidet Ehrendingen an unerwünschten Nebenwirkungen. «Der Rückstau mit stehender Kolonne bildet sich bis in die Mitte des Dorfs, was zudem den Verkehr innerhalb des Dorfs beeinträchtigt», gibt Dorothea Frei zu bedenken.

Die Badener Behörden und die Bauherrin sind sich dieser Situation bewusst. «An der Sitzung von Baden Regio vom letzten Donnerstag war die Verkehrssituation unter den anwesenden Gemeindeammännern ein prominentes Thema. Der Stadtammann hat informiert, dass die Stadt Baden zusammen mit dem Kanton nach Lösungen sucht», sagen Bettina Lutz und Dorothea Frei.

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Bereits um 16 Uhr ist in Richtung Baden Geduld angesagt. (Bilder: sim)

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Die Baustelle an der Schartenstrasse hat Staus zur Folge.

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Wettingen plädiert auf etwas Geduld
Anders klingt es in Wettingen, wo die Baustellensituation bis anhin keine signifikanten Auswirkungen für den Verkehr haben soll. Vereinzelt seien sogar positive Rückmeldungen eingegangen, verrät Wettingens Gemeindeschreiber Urs Blickenstorfer – das, weil der überregionale Durchgangsverkehr nicht mehr über die Schartenstrasse abkürzen könne. «Allerdings sind die ersten Tage einer wesentlichen verkehrlichen Änderung immer mit Anpassungsproblemen verbunden. Man muss dem Verkehr etwas Zeit geben, bis er sich beruhigt und überregional anders orientiert», ist er überzeugt. Auf die Anfrage der «Rundschau» in dieser Sache keine Stellung genommen hat der Ge­meindeammann von Untersiggenthal, Adrian Hitz.

Stadt Baden will Einschränkungen gering halten
Die Stadt Baden hat bereits reagiert. Einen Tag nach der Sitzung von Baden Regio informierten die Badener Behörden mit einer Mitteilung an die Medien, dass verschiedene Baustellen in und um die Stadt Baden in den Randstunden «unbefriedigende Stausituationen verursachen. Gemeinsam mit dem Departement Bau, Verkehr und Umwelt, den Regionalwerken AG Baden und den ÖV-Betreibern koordiniert die Stadt Baden mögliche Lösungen, die zu einer Entlastung führen sollen», heisst es.

Man sei bestrebt, die Einschränkungen aufgrund der Baustellen für alle Betroffenen möglichst gering zu halten. Gleichwohl gelte: «Veränderte Verkehrsführungen und Nacht- oder Wochenendarbeiten bedingen nicht nur eine partnerschaftliche Abstimmung, sondern immer auch die Zustimmung des Kantons beziehungsweise das Verständis der Anwohnenden und Verkehrsteilnehmenden.» Schwierig ist die Situation so oder so. Im Vorfeld wurden gemeinsam mit dem Kanton verschiedene Verkehrsführungen durchgedacht. Die Simulationen zeigten, dass jeder Lösungsansatz zu beträchtlichen Störungen der Verkehrsflüsse führt.