Von ziemlich flotter Sohle

Die erste Disco 60+ im Aargau. Unter dem Motto «Let’s groove again – move like a rolling stone» veranstaltet Pro Senectute in Biel, Chur und neu in Aarau Disconachmittage.
«Ich schätze gute Musik, eine unbeschwerte Atmosphäre und eine angenehme Gesellschaft», so Iris (links in Schwarz) zur Disco 60+. (Bild: zVg | Pro Senectute Aargau)

Sonntag, 21. Januar, 14.45 Uhr, Utopia-Club, Aarau: DJ Claudio Matteo steht in den Startlöchern für die erste Disco 60+ im Aargau. «Von Elvis bis zum neuesten Hit: Ich bin ausgerüstet.» Seit 30 Jahren hantiert der Berufsmusiker am Mischpult. Heute ist der Sound der 1960er-, 1970er- und 1980er-Jahre angesagt: «Auf jeden Fall spiele ich original Discohits und keinen Remix.»

Weisst du noch
15 Franken kostet der Eintritt, und um Punkt 15 Uhr geht die Disco 60+ los. Es dauert keine Viertelstunde, bis die Tanzfläche dicht bevölkert ist. Viele, zum Beispiel Hans-Peter und Donatella, kennen das «Uto» von früher. Sie meint: «Ich finde so ein Angebot in der Region mit altersgerechter Musik echt cool.» Auch Willi und Liliane schlugen sich schon in jungen Jahren im «Uto» die Nächte um die Ohren, besuchten später oft die Oldiedisco im «Telli» und freuen sich, dass es nun wieder einen Anlass dieser Art in Aarau gibt. Zahlreiche der rund 80 Gäste sind aber von deutlich weiter her angereist. So zum Beispiel Iris aus Zürich und ihr Tanzpartner, der in Bellinzona lebt. «Wir waren bereits in Biel dabei, weil wir gute Musik, eine unbeschwerte Atmosphäre und angenehme Gesellschaft schätzen.» Vrene bestätigt: «Ich sah noch nie so viele fröhliche Alte aufs Mal wie bei der Disco 60+ in Biel. Das war eine derart nährende Energie.» Neben ihr haben sich zwei Männer positioniert. Locker vom Barhocker findet Kurt: «Mal schauen, wie es sich entwickelt.» Ruedi gibt zu, dass die Sache durchaus Unterhaltungswert punkto Musik und Zuschauen habe.

Bequem geht immer
Auf der Tanzfläche geht die Post ab. «Gloria», «Satisfaction» – lauthals wird mitgesungen. Spielt Claudio Matteo einen Hit, zu dem eine Gruppenchoreografie existiert, hat Ngodup seinen Auftritt. Im Nu gelingt es dem Tanzlehrer, zum Mitmachen, beispielsweise bei «Jerusalema», zu animieren. Die Armbewegungen zum 1970er-Jahre-Feger «YMCA» sitzen auch ohne Anleitung nach wie vor perfekt. Überhaupt wirken die Bewegungen der Tanzenden derart geschmeidig, als wären die letzten Jahrzehnte völlig spurlos an ihnen vorübergegangen. Lediglich an der Kleiderwahl lassen sich die etwas älteren Jahrgänge erkennen. Zwar funkelt da ein Paillettentop oder unterstreicht dort ein Minirock die Figur. Mehrheitlich aber ist das Tenue entspannt: Turnschuhe statt High Heels, Stretch- statt Löcherjeans.

Sonntag ist sinnvoll
Karin Horat hat als Fachverantwort­liche Bildung und Geselligkeit bei Pro Senectute Aargau die erste Aargauer Disco 60+ in Kooperation mit dem Utopia-Club organisiert, angeregt durch die positiven Feedbacks der Berner Pro Senectute, die den Event in Biel lancierte. Wichtig war ihr, das Ganze mit einem professionellen Tanzveranstalter durchzuführen. Marcel Stucki, Geschäftsleitungsmitglied des Utopia-Clubs, liess sich von der Idee begeistern: «Wir veranstalten seit über zehn Jahren die Tanznacht 40, also Tanzen für über 40-Jährige. Nun merken wir langsam, dass viele leidenschaftliche Besucherinnen und Besucher über 60 sind und dass der Zeitpunkt für ein Tanzangebot am Sonntagnachmittag durchaus Sinn ergibt.»

Premiere geglückt
Bis 19 Uhr läuft die Disco 60+. Nach 18 Uhr lichten sich langsam die Reihen. Ein Trio aus dem Fricktal hat sich mehr Schlager im Soundmix erhofft; Marlies und Martin wollten mehr als Discofox und Cha-Cha-Cha aus ihrem Standardtanzrepertoire pflegen. Die überwiegende Mehrheit aber ist offensichtlich glücklich über die neue Ausgehmöglichkeit und merkt sich den Hinweis auf die nächste Ausgabe vom 18. Februar. Lisa aus Muri, die zusammen mit ihrer Freundin Karin aus Affoltern nach Aarau gekommen ist, bilanziert: «Ich habe heute Nachmittag glatt 40 Jahre übersprungen. Zwar bin ich älter geworden, doch meine Erinnerungen sind jung geblieben. Das ist positiv irritierend.»