Ein Dorf im Ausnahmezustand

Schon vor dem Mittag zogen die ersten Gruppen ins Oberdorf, wo sie ihre Wagen in den zugewiesenen Warteräumen parkierten. Der Platz vor dem «Sternen» und die Trottoirs entlang der Endinger- und der Dorfstrasse füllten sich mit Publikum. Guggen spielten auf, und Fasnächtler in bunten Kostümen bevölkerten die Strassen. Stolz hielt Fasnachtspräsident André Wenzinger das Zepter in der Hand, das er am schmutzigen Donnerstag von Gemeindeammann Patrick Zimmermann übernommen hatte, während er von dem «Hochsitz» seines Präsidentenfahrzeugs auf das Fasnachtsvolk hinunterblickte.

Drei Böllerschüsse zum Start
Mit dem Glockenschlag der Dorfkirche zündete Alfons Meier um Punkt 14 Uhr in einem Hinterhof drei Böllerschüsse zum Start des 38 Nummern umfassenden Umzugs. Nach Jury, Präsident und Konfettibläsern folgte als erste grosse Nummer die Reederei AG, deren Wagen wieder einmal zu den höchsten gehörte. Passend zum Thema «Barbie for President» dominierten die Farben Rosarot und Blond. Hoch hinaus ging zudem die Spez Kafi Clique, die neben ihrer üblichen Hexe ein grosses Marsmännchen mitführte und ausser alkoholhaltigem Kaffee auch Tickets zum Mars verteilte.

Mit Mickey Mouse auf einer Geburtstagstorte und vielen weiteren weltberühmten Walt-Disney-Figuren feierte das Breitenquartier das 100-Jahr-Jubiläum des US-Unterhaltungskonzerns.

Kulinarische Themen vorgenommen hatten sich Keller und Meiers Kinder sowie die Würlikids. Es ging um den Kartoffelmangel bei der Chipsproduktion von Zweifel und um die geplante McDonald’s-Filiale im Dorf. Beide verteilten grosszügig Pommes-Chips beziehungsweise Hamburger und Cola. Weiss mit schwarzen Punkten waren die Kindergärtner unterwegs, inspiriert vom Disney-Film «101 Dalmatiner». Passend dazu warfen sie weisse und schwarze Konfetti.

Einige Gruppen hatten Konfettibäder dabei oder boten andere Aktivitäten für Gross und Klein: Die Chäppelibööge führten eine Rampe mit, für eine Abfahrt im Bobbycar. Die Dorfbachsörpfler, deren Thema die künstliche Intelligenz war, führten Gäste in einem Rollstuhl durch ein «Sörpfler-Loch» und machten Intelligenztests.

Die Mitglieder der Arge Schwanz nahmen, verkleidet als Sandmännchen, das Würenlinger «Verwaltungskarussell» aufs Korn. Die als Skifahrer gekleideten Mitglieder der Gruppe Sonnenuntergang führten ein Matterhorn mit angebauter Hörnlihütte mit, die Fasnachts AG einen als Grossmutter verkleideten Wolf im Bett.

Die Teemöckeguuger sind als Waldläufer unterwegs. (Bild: chr)

Neptun, Olympia und Mexikaner
Die Bachsplitter machten sich als «Ghostbusters» auf Geisterjagd und bliesen Seifenblasen in die Luft, ebenso die Höllhöckler, die ihre Unterwasserwelt mit Neptun und Riesenkrake darstellten. Mit Maske unterwegs waren freundliche Gestalten wie Hausi Leutenegger von den Schnitzerfreunden Schindellegi, der in breitem Thurgauer Dialekt mit Olympiasieg und Villa auf Gran Canaria prahlte, aber auch gfürchige wie die Ruckfeldperchten. Die Mehlsuppeschlürfer kamen mit grossem Hut als Mexikaner daher, mit einem grossen Totenkopf auf dem Wagen. Einige der elf Guggen führten eigene Wagen mit.

Am zweistündigen Umzug war das Wetter – abgesehen von kurzen Regenschauern – schön und trocken. Danach wurde bis tief in die Nacht hinein zu Guggenklängen in den Bars und Festwirtschaften gefeiert. Die Fasnachtsgesellschaft schätzte die Zahl der Zuschauenden auf 17 000 und zeigte sich in einer ersten Bilanz zufrieden mit dem neuen Verkehrsregime. Der Shuttlebetrieb vom PSI-Parkplatz habe sich bewährt, hiess es. Und dank Extrabussen und Fünflibertaxi reisten viele ohne eigenes Auto an.