Bodenversiegelung und Klima untersucht

Die Studentin Chiara Wülser stellte die Ergebnisse ihrer Bachelorarbeit vor. Darin hat sie die Klimaentwicklung in Schinznach untersucht.
Referentin Chiara Wülser präsentiert die Zusammenhänge, die sie im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entdeckt hat. (Bild: af)

Chiara Wülser (25), Studentin der Umweltnaturwissenschaften an der ETH, hat ihre Bachelorarbeit in Zusammenarbeit mit dem Jurapark Aargau gemacht. Der Jurapark Aargau biete sich aufgrund seiner Nähe zu verschiedenen Hochschulen als Partner für Projekte an, erklärte Co-Geschäftsleiterin Christine Neff. So organisierte der Jurapark auch eine Präsentation der Arbeit im Kurslokal des Gartencenters Zulauf in Schinznach. Rund 25 Interessierte fanden sich am 21. Fe­bruar ein, um mehr über das Thema zu erfahren.

In ihrer Arbeit hat Wülser unter anderem untersucht, wie sich versiegelte Böden auf das Klima auswirken. Ihre Untersuchungen machte sie in den beiden Gemeinden Schinznach und Frick. Am Anfang stand, wie das bei wissenschaftlichen Arbeiten üblich ist, eine Literaturrecherche. Dabei stellte die Studentin fest, dass es für einige Begriffe, wie zum Beispiel für Wärmeinseln, keine klare, messbare Definition gibt. Eine Wärmeinsel ist ein Gebiet, das wärmer ist als die Umgebung. Wie viel wärmer sie aber im Vergleich zur Umgebung sein muss, ist quantitativ nicht definiert.

Versiegelung als Messgrösse
Für ihre Arbeit hat Chiara Wülser versiegelte Gebiete wie Gebäude, Strassen, Parkplätze und Kiesgruben als Parameter herangezogen und die Versiegelungsdichte in den beiden Dörfern analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Kiesgrube und die Autobahn einen beträchtlichen Anteil an den Versiegelungskennzahlen in der jeweiligen Gemeinde haben. Schinznach verfügt über eine Versiegelung von sieben Prozent auf der gesamten Gemeindefläche.

Nach der Versiegelungsanalyse führte die angehende Umweltnaturwissenschafterin eine Klimaanalyse durch. Dafür verwendete sie diverse Klimakarten des Kantons Aargau. Unter anderem studierte sie, wo sich sogenannte Kaltlufteinwirkbereiche befinden. Um als solche zu gelten, müssen sie mindestens fünf Quadratmeter gross sein und eine bodennahe Windgeschwindigkeit von mehr als 0,2 Metern pro Sekunde aufweisen. Im Weiteren zog Chiara Wülser die Karte zu den Wärmeinseleffekten bei und verglich sie mit den Resultaten der Versiegelungsanalyse.

Versiegelung und Hitze – keine Wechselbeziehung
Eine Kernaussage, die Wülser aus ihren Untersuchungen ableiten konnte, lautet, dass eine hohe Versiegelung nicht automatisch eine grössere Hitze nach sich zieht. Zwar ist es tatsächlich häufig wärmer, wenn der Boden versiegelt ist, allerdings gibt es weitere Faktoren, wie Begrünungen oder die Möglichkeit für Luftaustausch, die bei der Entwicklung von Hitze eine Rolle spielen. Sie sehe gerade am Siedlungsrand viel Potenzial, erzählte Wülser am Vortrag. Dort könne man viel für die Biodiversität tun, den Temperaturaustausch zwischen Siedlung und freier Landschaft fördern, und ausserdem sei der Siedlungsrand eine Visitenkarte für die Gemeinde.

Der anwesende Gemeinderat Kurt Eggenberger wies in diesem Zusammenhang auf den Talbach hin, der in absehbarer Zeit renaturiert werden soll. Eggenberger stellte fest, dass er wie viele andere bisher gedacht habe, dass Wärmeinseln nur ein Problem der grossen Städte seien, nicht aber der Gemeinden auf dem Land. Er erklärte auch, dass, abgesehen von der bestehenden Bau- und Nutzungsordnung, der Handlungsspielraum des Gemeinderats betreffend Bauprojekten klein sei. Man könne natürlich immer mit der Bauherrschaft reden, fügte er an.

Wasser ist ein Wärmespeicher
Ebenfalls zu Wort kam Gastgeber Johannes Zulauf. Der Baumschulbesitzer meinte, dass er sich stets freue, wenn die Bedeutung der Bäume hervorgehoben werde. Zudem kam er auf den Teich zu sprechen, den es in der Anlage gibt. Dieser wurde bereits in der Präsentation erwähnt, da Wasser tagsüber Wärme speichert und diese nachts wieder abgibt. Dieser Teich ist Teil des Bewässerungskonzepts des Gartenbaucenters. Damit ist es möglich, das von den Pflanzen nicht benötigte Wasser zu sammeln und wiederzuverwenden. So konnten alle Besucherinnen und Besucher nach einer interessanten und lebhaften Diskussion mit neuen Anstössen nach Hause gehen.