Dampf ablassen im Safe Space

In Kollaboration mit dem feministischen Streikkollektiv Aargau findet morgen eine queerfeministische Party mit hässigem Open Mic im Royal in Baden statt.
Am internationalen Frauentag kämpfen Frauen in der Region für gleiche Rechte. (Bild: ejo)

Safe Spaces sind Räume, in denen sich Menschen sicher und geschützt fühlen können. Morgen Freitag öffnet das Royal Baden einen solchen Raum für alle, die im geschützten Rahmen zum Internationalen feministischen Kampftag etwas zu sagen haben oder einfach abtanzen wollen: «D Marie isch hässig» heisst die Party, die in Kollaboration mit dem feministischen Streikkollektiv Aargau entstanden ist. «Anders als bei der ersten Ausgabe im letzten Jahr sind nicht ‹nur› nonbinäre Personen und Feministinnen eingeladen, sondern auch Feministen», sagt Mia Jenni, SP-Grossrätin und Einwohnerrätin in Obersiggenthal.

Um einen Safe Space gewährleisten zu können, wird ein gekennzeichnetes Team unter den Partygängerinnen und -gängern im Royal anwesend sein, an das man sich bei allfälligen Grenzüberschreitungen wenden kann. «Wir gehen zwar nicht davon aus, dass es dazu kommt. Doch es ist uns ein grosses Anliegen, einen sicheren Ort zu schaffen, der für alle zugänglich ist – egal welches Geschlecht, Alter, welche Hautfarbe oder sexuelle Neigung jemand hat», erklärt die 29-jährige queere Vollblutaktivistin.

Schon im letzten Jahr tanzten die Feministinnen für ihre Rechte. (Bild: zvg)

Frust auf der Bühne und der Tanzfläche abschütteln
«Hässig» ist die Marie, «weil es am feministischen Kampftag wenig zu feiern gibt», so Jenni. «Frauenrenten sind zu tief, vielfältige und queere Identitäten werden zu wenig anerkannt und bedroht, der Lohnunterschied zwischen Frau und Mann liegt immer noch bei 18 Prozent, und die unbezahlte Care-Arbeit wird nicht anerkannt», betont sie. Weiter fehle es im Aargau an Schutzplätzen für Opfer häuslicher Gewalt – eine Fachstelle für Gleichstellung und sichere Aufenthaltsorte für geflüchtete Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, trans oder nonbinäre Personen müssten auf das politische Parkett kommen. «Zudem haben Pflegefachkräfte nach wie vor keine angemessenen Arbeitsbedingungen – alles Gründe, um hässig zu sein.»

Wer wie Marie hässig ist und am Frauentag Dampf ablassen will, kann das entweder auf der Tanzfläche tun oder am Anfang der Veranstaltung zum Mikrofon greifen und beim «hässigen Open Mic», ohne jemandem zu schaden, Frust ablassen.

Marie Antoine und ihr Kampfgeist als Vorbild
Und wer sich fragt, wer die Marie ist: Marie Antoine war die unerschrockene Frau und Witwe, die 1912 von Paris nach Baden reiste und ein Gesuch für die Errichtung eines Kinohauses einreichte. Gemeinsam mit ihren Anwälten bekämpfte sie das in Baden herrschende Kinoverbot und richtete sich an den Regierungsrat in Aarau, der letztlich die Bewilligung erteilte. Am 1. Juni 1913 konnte das Cinema Radium eröffnet werden. Das älteste Badener Lichtspielhaus, das 1935 von seinen neuen Besitzern den Namen Royal erhielt, hat turbulente Zeiten hinter sich. Ohne die IG Royal hätte das ehemalige Kino Parkplätzen weichen müssen. Heute kämpfen dort Feministinnen und Feministen aller Kulturen und Geschlechter am 8. März und am 14. Juni für Selbst­bestimmung und die Erinnerung an Marie Antoines Geschichte.

Freitag, 8. März: Queerfeministische Party mit Kurzfilm «Lachsmänner», DJs, Apéro und «hässigem Open Mic», ab 19.30 Uhr, Royal, Baden, Eintritt ab 16 Jahren