Wir, wir, wir

In der Rubrik «Buchtipp» erzählen Mitarbeitende der Gemeinde- und Schulbibliothek Windisch von ihren Leseerfahrungen – und sorgen so für Inspiration.

Eines Tages verschwindet am sagen­umwobenen See des fiktiven Städtchens Falls Landing in Florida die jugendliche Tochter eines Priesters. Die Kirchgemeinde organisiert sich schnell und lanciert die Suche nach der Verschwundenen. Am Rand der «Suchparty» beobachtet eine Clique 13-jähriger Mädchen das Geschehen. Schnell stellt sich heraus, dass die Priestertochter auf die Freundinnengruppe eine hypnotisierende Faszination ausübte und die Heranwachsenden tiefer in das Verschwinden involviert sind, als sie zugeben möchten. Dizz Tates Debütroman überzeugt neben der omnipräsenten Wir-Erzählform, welche die Clique als eine untrennbare Einheit erscheinen lässt, vor allem durch seine atmosphärische Wirkung. Hinter den wunderschönen floridianischen Sonnenuntergängen und den Freizeitparks schimmert immer wieder Bestialisches durch: Gewalt, Perspektivlosigkeit, soziale Ungleichheit, Drogen- und Alkoholmissbrauch – bis sich das Biest dann wahrhaftig an der Oberfläche traut. Die unbehagliche Stimmung im Roman erinnert an H. P. Lovecraft. Nur liegt bei Tate das Bedrohliche nicht nur im Übermenschlichen, sondern hauptsächlich in der menschlichen Gesellschaft selbst.

Wir, wir, wir (Roman von Dizz Tate, aus dem Englischen von Heike Reissig Ecco, 2023)