Im Vorfeld ihres Auftritts im Badener «Nordportal» geben Andreas «Ritschi» Ritschard und Roger «Röschel» Meier Auskunft über die Vergangenheit und die Tour der Band Plüsch.
Wie überrascht sind Sie, gemeinsam hier zu sitzen und als Plüsch Auskunft zu geben?
Ritschi: Gemeinsam interviewt zu werden, ist eine spezielle Situation, aber wir haben uns auch in der Bandpause öfter gesehen, da wir privat befreundet sind und ich Götti von Röschels Tochter bin.
Röschel: Es ist schon unerwartet, dass wir fünf wieder gemeinsam Musik machen. Wie kam es dazu? Ritschi hat 2019 in unserem Bandchat gefragt, ob wir Lust hätten, für einige Konzerte wieder zusammenzukommen. Danach blieb es verdächtig ruhig … (Gelächter).
Ritschi: Für mich war das ein klares Statement. Wegen der Pandemie verlief die Idee dann ohnehin im Sand. Als man sich wieder in beschränkter Anzahl versammeln durfte, trafen wir uns jedoch zu einem Abend mit Musik. Die Magie im Raum war für alle spürbar, der Vibe stimmte. Wir kennen und mögen uns seit vielen Jahren. Dazu kommen die Songs, die uns für immer und ewig miteinander verbinden. Sie sind unsere Kinder.
Wie gut haben Sie sie noch gekannt?
Ritschi: Sie waren erstaunlich präsent, obwohl wir sie seit Jahren nicht gespielt haben. Wir waren einhellig der Meinung, dass wir ein paar solche Abende machen wollten und dann entscheiden, ob wir bereit sind, die Kompromisse einzugehen, die nötig sind, um daraus mehr entstehen zu lassen.
Weshalb haben Sie Plüsch eigentlich in die Frühpension geschickt?
Röschel: Auf diese Frage würde jeder von uns eine andere Antwort geben, doch generell kann man sagen, dass die Energie und das Feuer abgenommen hatten – genau das, was unsere Band ausmachte. Jetzt, nach elf Jahren Pause, ist die Begeisterung zurück. Wir spüren wieder, dass wir mehr sind als die Summe unserer Teile. Für mich war immer klar, dass die Zeit mit Plüsch ein Abschnitt in meinem Leben ist, nicht mein Lebensinhalt, weil ich noch andere Interessen habe, beruflich wie privat. Deshalb war es in Ordnung für mich, als diese spannende Reise zu Ende ging. Ich hatte es als Privileg empfunden, dass ich sie mitmachen durfte.
Wie ist die Gruppe Mitte der Neunzigerjahre entstanden?
Röschel: Ritschi und Hunzi, unser Pianist, sind Sandkastenfreunde. Der Ursprung von Plüsch war die Schülerband der Sekundarschule Interlaken, die für eine Musicalaufführung zusammengestellt wurde. Als Teenager verbrachten wir unzählige Stunden in unserem Proberaum. Damals ahnten wir nicht, welche Rolle die Musik einmal in unserem Leben spielen würde.
Als wie wahrscheinlich hätten Sie es nach der Trennung eingestuft, dass Plüsch wieder auf Tournee geht?
Ritschi: Ein, zwei Konzerte mit Freunden hätte ich mir vorstellen können, aber auf eine Tour hätte ich nicht gewettet. Es ist ein Kraftakt, fünf verschiedene Leben miteinander zu synchronisieren, die Technik und die Crew zu organisieren, das Booking und die Proben zu stemmen. Röschel, Bali, Hunzi und Simi haben alle Fulltime-Jobs als Angestellte. Das war für mich als Fulltime-Musiker einfacher. Ich finde es grossartig, dass sich alle für diese Tour verpflichtet haben.
Ist das für Sie ein Sabbatical, bei dem Sie in Kauf nehmen, weniger als sonst zu verdienen?
Röschel: Wir hoffen natürlich, dass wir zumindest unsere Kosten decken können. Mit Plüsch Geld zu verdienen, war nie unser Antrieb. Vor einem Jahr waren wir unsicher, ob und in welchem Umfang wir auf Schweizer Tournee gehen. Nicole, die das Booking für uns macht, fragte diverse Veranstalter, was sie von der Idee hielten.
Ritschi: Die Reaktionen waren sehr gemischt. Zögerlich begannen wir zu üben, aber dann kam der Zug ins Rollen …
Röschel: Das Publikum reagierte anders als manche Veranstalter. Nachdem wir eine halbe Stunde vor dem Start des Vorverkaufs für die neun Konzerte im Frühling in der SRF-3-Morgenshow waren, erhielten wir auf der Rückreise bereits die Nachricht, der erste Gig wäre ausverkauft und der zweite beinahe auch.
Ritschi: Als ich in Interlaken aus dem Zug stieg, wurde ich schon auf die Konzerte angesprochen, was mir lang nicht mehr passiert war. Drei, vier Tage später waren viele Konzerte ausverkauft und nach acht Wochen alle. Und das ohne soziale Netzwerke, ohne Werbung und ohne einen Ton neue Musik.
Weshalb haben Sie kein neues Album oder wenigstens eine Single veröffentlicht?
Röschel: Als wir uns zusammensetzten und besprachen, wie weit wir bei unserer «Zuegab» gehen wollten, wurde klar, dass alle Lust hatten, gemeinsam live zu spielen, nicht aber darauf, wieder ins Studio zu gehen und neue Songs zu erarbeiten.
Haben Sie zwischenzeitlich überhaupt noch Gitarre gespielt?
Röschel: Nach unserem letzten offiziellen Konzert und den Nicht-Plüsch-Liedern, die wir an meiner Hochzeit spielten sowie bei der Hochzeit einer Bühnenarbeiterin, habe ich lang die Finger davon gelassen. Je zwei meiner Gitarren verlieh ich Ritschi und Hunzi, selbst spielte ich erst wieder, als meine Kinder auf die Welt kamen, aber nur Gute-Nacht-Lieder.
Wie werden Sie Ihre Klassiker interpretieren?
Röschel: Früher haben wir die Songs verändert, wenn sie uns langweilig wurden. Jetzt haben wir wieder Freude, die Originalversionen zu spielen. Ich denke, die Lieder sind gut gealtert, und wir auch nicht so schlecht. (Lacht.) Wir sind nicht mehr übermotiviert, aber auch nicht schlaff.
Ihr grösster Hit ist «Heimweh». Wer kam auf die Idee für die Hymne auf Berge, Schoggi und Wein?
Ritschi: Den Refrain habe wohl ich zu verantworten. Man muss wissen, dass ich keinen Alkohol trinke. Die Kombination kann nur von jemandem kommen, der keine Ahnung von Wein hat, aber es hat sich gereimt. (Lacht.)
Röschel: Man darf ausserdem nicht vergessen, wie jung wir damals waren. Wie alt warst du, als du diesen Text geschrieben hast, 18? Du hast dir nicht überlegt, welche Fragen gestellt werden, wenn man diesen Song immer wieder hört.
Ritschi: Das hat sicher zu unserem Erfolg beigetragen, dass wir damals etwas unbedarft waren, speziell unser Sänger! (Lacht.) Als ich mir bei der Vorbereitung auf die Proben alte Videos angeschaute, fand ich sie teilweise ein wenig peinlich – obwohl ich gut gesungen habe.
Was für Musik hören Sie heute?
Röschel: Ich arbeite in Zürich und wohne in Bern. Auf der Zugfahrt höre ich gern klassische Musik, bei der Arbeit oft Jazz. Im Alltag eher ruhige Musik, mit den Kindern ist es zu Hause laut genug.
Ritschi: Ich habe so viel mit Musik zu tun, dass ich lieber Podcasts höre. Ausserdem kann ich mit dem Pop von heute nicht mehr viel anfangen.
pluesch.ch