Abschied von der GV genommen

Weil im Gesetz eine Generalversammlung für Vereine nicht vorgesehen ist, hat das Surbtaler Gewerbe neu eine Vereinsversammlung.
Rund 120 Personen – darunter 67 Vereinsmitglieder mit Stimmrecht – nahmen in der Mehrzweckhalle Freienwil an der Jahresversammlung des Gewerbevereins Surbtal teil. (Bild: bkr)

Vor einem Jahr in den Vorstand des Gewerbevereins Surbtal gewählt, hat sich die Lengnauer Rechtsanwältin Tanja Schmid der Eventorganisation angenommen und die in die Jahre gekommenen Statuten überarbeitet. So haben das Internet und neu eine Einladung per E-Mail Einzug gehalten, und Begriffe wie Ehren- oder Freimitglied wurden genauer definiert. Freimitglieder – Leute, die nicht mehr aktive «Gwerbler» sind – haben im Gegensatz zu Ehrenmitgliedern künftig kein Stimm- und Wahlrecht mehr. Was sind Beisitzer? Neu sind das «weitere Mitglieder des Vorstands». Ins Auge gesprungen ist der Juristin der Begriff «Generalversammlung». Eine solche ist für einen Verein nicht vorgesehen. Laut Zivilgesetzbuch (Art. 64) heisst das oberste Organ «Vereinsversammlung».

Derzeit 169 aktive Mitglieder
Bei den rund 120 Anwesenden stiessen die Ausführungen Schmids auf grosses Interesse. Und jene 67 mit Stimmrecht genehmigten die neuen Statuten ohne Wenn und Aber. Wie geht es dem Verein? Präsident Matthias Friedli (Ehrendingen) durfte in seinem Jahresbericht ein aktives und lebendiges Bild des Gewerbes im Surbtal zeichnen. In den sechs Gemeinden – Ehrendingen, Endingen, Freienwil, Lengnau, Schneisingen und Siglistorf – des Vereinsgebiets gab es 2023 165 aktive Mitglieder. Per Ende Jahr wurden fünf Austritte bekannt – und neun Bewerbungen für eine Mitgliedschaft. Letztere genehmigte die Versammlung mit Akklamation.

Eine der besten Möglichkeiten, um für die Leistungsfähigkeit des lokalen Gewerbes zu werben, sind Ausstellungen. Eine solche hat es im Surbtal letztmals vor vier Jahren gegeben – für Vizepräsident Marco Calistri (Schneisingen) wäre wieder eine Gewerbe-Expo fällig. «Dafür sind etwa eineinhalb Jahre Vorbereitung nötig», weiss Calistri aus Erfahrung. Da für Herbst 2026 bereits eine Gewerbeschau in Dielsdorf geplant ist, schlug er Frühling 2026 vor. Ohne Gegenstimme gab die Versammlung dem Vorstand für weitere Planungsarbeiten grünes Licht. Werbung und Vernetzung, vor allem aber eine Massnahme gegen den Fachkräftemangel stellt das Projekt «Gewerbe trifft Schule» dar, das kurz vor Ostern erneut mit rund 150 Oberstufenschülerinnen und -schülern sowie zwölf Betrieben durchgeführt werden kann. Fabian Meier als Vertreter des Aargauischen Gewerbeverbands (AGV) lobte das Engagement der Surbtaler: «Sich beklagen nützt uns nichts. Wir müssen handeln.»

Neben dem AGV ist das Wirtschaftsforum Zurzach (WFZ) eine wichtige Anlaufstelle für den Gewerbeverein. Dessen Präsident René Utinger gab einen Einblick in die Tätigkeit der Standortförderung und in die für das laufende Jahr geplanten Aktivitäten. Letztes Jahr hat das WFZ einen «Innovationspreis Zurzibiet» verliehen. Eine gute Sache, wäre da nicht eine eher geringe Beteiligung gewesen. «Gespräche haben gezeigt, dass einige Unternehmen nicht teilgenommen haben, weil sie sich und ihre Leistungen nicht als innovativ eingestuft haben.» Damit sich künftig «mehr Perlen aus dem Zurzibiet» melden, gibt es laut Utinger künftig einen schlichten «WFZ-Preis».

Schattenwährung des Gewerbes
Wie gut das Zusammenspiel der Gewerbetreibenden im Surbtal ist, dokumentiert der in Zusammenarbeit mit der Raiffeisenbank Surbtal-Wehntal lancierte Gewerbegutschein – eine Art «Schattenwährung», mit der bei Mitgliedern des Vereins bezahlt werden kann. Im Zusammenhang mit der Urabstimmung der Bank im April wird diese ihren Genossenschafterinnen und Genossenschaftern einen Gutschein über 25 Franken spendieren, der exklusiv beim örtlichen Gewerbe eingelöst werden kann. Regionaler Zusammenhalt gab es dann auch bei Apéro und Nachtessen: Beides servierten die Freienwiler Landfrauen.