Ein Lehrer, wie er im Buche steht

Alban Burkhardt war 38 Jahre lang Dorfschullehrer in Mönthal. Im Ruhestand widmete er sich der Malerei. Jetzt ist sein Leben erloschen, er starb 87-jährig.
Alban Burkhardt war ein motivierender Lehrer und intuitiver Maler. (Bild: zVg | Christoph Weisse)

Es hat nicht sollen sein – das Schicksal fügte es anders: Alban Burkhardt und ich wollten über sein lebenslanges pädagogisches und heimatkund­liches Wirken im 400-köpfigen Juradorf Mönthal sowie seine aktuellen malerischen Werke plaudern. Doch am Vorabend musste er die Begegnung absagen, weil sich sein Gesundheitszustand nach einer, wie es schien, ordentlich überstandenen Bauchspeicheldrüsenoperation im letzten Jahr dramatisch verschlechterte. Fünf Tage später erreichte mich statt eines neuen Gesprächstermins die Todesnachricht.

Beispielhafter Dorfschullehrer
Der gebürtige Badener Bäckerssohn Alban Burkhardt war ein Glücksfall für Mönthal. Er bewahrte das Dorf jahrzehntelang vor den Sorgen der Lehrersuche – worum es andere kleine Gemeinden zu Zeiten des Lehrermangels beneideten. 1961 kam er frisch vom Seminar Wettingen an Mönthals Oberschule und unterrichtete hier bis zur Pensionierung, 1999, die vierte bis achte Primarschulklasse. Seine Frau Margrit führte eine Zeit lang zugleich die Unterschule. Das Lehrerehepaar baute nahe der neuen Schulanlage fast eigenhändig ein Haus und bot in diesem Refugium den eigenen Kindern, einem Sohn und zwei Töchtern, eine erlebnisreiche Jugend. Schliesslich bereicherten sechs Enkelkinder das Glück der alten Tage.

Alban Burkhardt war ein Dorfschullehrer, wie er im Buche steht: engagiert und ausdauernd, didaktisch und musisch geprägt von den damaligen Seminarlehrern Karl Grenacher, Max Hofer, Otto Müller und Walter Kuhn. Die Dorfschule füllte ihn aus und gab ihm Befriedigung. Seine Wesenszüge von Disziplin und Exaktheit sowie Güte, Geduld und Freundlichkeit verliehen ihm eine natürliche, respektvolle Ausstrahlung. Er motivierte die Schüler mit einem abwechslungsreichen, natur- und heimatkund­lich bezogenen Unterricht. Dutzende Schülerjahrgänge und sogar deren Kinder, die ebenfalls bei ihm zur Schule gingen, empfanden ihn als «Superlehrer», wie Gemeindeammann René Birrfelder, auch er ein «Ehemaliger», bestätigt.

Heimat- und naturverbunden
Die kleine Landgemeinde in der weiten Mulde unterhalb der Ampfernhöhe war Alban Burkhardt ans Herz gewachsen. Für sie verfasste er 2014 zusammen mit dem einheimischen Fotografen Christoph Weisse die Pu­blikation «Geschichte und Geschichten von Mönthal». Obwohl von Krankheit geschwächt, nahm er 2023 am 750-Jahr-Jubiläum der Gemeinde Anteil. Als Dorfchronist wusste er über den Ort Bescheid. Er rettete in unzähligen Arbeitsstunden ein jahrhundertealtes Relief Mönthals, das Platz im Gemeindehaus fand. Im Gemeindekalender fest verankert waren die von ihm arrangierten Dorfweihnachts- und Schuljahresschlussfeiern. Viele Jahre führte er zudem bei den Theateraufführungen des Turnvereins Regie; gelegentlich schuf er sogar die Bühnenbilder.

Um die Restfläche des einheimischen Rebbergs zu erhalten, bewirtschafteten «die Burkis», Alban und Margrit, mit vier weiteren Ehepaaren aus der Region Brugg in einer Rebbaugemeinschaft von 1989 bis 2011 einige Aren Rebland. Aus den weissen und roten Trauben liessen sie einen Riesling-Silvaner und einen Blauburgunder keltern. Die Arbeit in der Natur inspirierte Alban «Chéri» Burkhardts künstlerisches Auge. Als genauer Beobachter war er empfänglich für harmonische Farbklänge und Stimmungen, Linien und Formen.

Mann der stillen Passion
Die Eindrücke, die Alban Burkhardt vor der Haustür oder in der Granitlandschaft des Gotthards, aber auch beim Erkunden der Welt, zum Beispiel am Fuss der Rocky Mountains, an den Nordwestfjorden Islands und in der finnischen Tundra sammelte, setzte er in dem zum Atelier verwandelten Gartenhaus, dem früheren Spielplatz seiner Kinder, in Bilder von ganz spezieller Farbigkeit um. Das künstlerische Werkzeug – soweit es nicht schon im Seminar angelegt wurde – holte er in Kursen an der Zürcher Hochschule für Gestaltung und Kunst. Seine Bilder entstanden in seinem Innersten, intuitiv und meist ohne Skizzenheft. Die kunstverständige Journalistin Elisabeth Feller bezeichnete ihn als Mann der stillen Passion. Das traf auch deshalb zu, weil Alban Burckhardt seine Malkunst nicht an die grosse Glocke hängte.

Von ihm sind nur zwei Ausstellungen bekannt: 2010 im Zehntenstock in Oberflachs und 2017 im Weingut Hartmann in Remigen, mit einer trefflichen Würdigung durch seinen ehemaligen Seminarkollegen Ruedi Witzig, den späteren Divisionär und Kommandanten der Territorialdivision 2. Beide fanden ihre erste Stelle an den mehrklassigen Oberschulen zweier kleiner Gemeinden dies- und jenseits des Juras. Sie trafen sich auf der Staffelegg zum Erfahrungsaustausch. Ihre Freundschaft hielt lebenslang.