Selbstsicherheit im Strassenverkehr

Fachstelle Integration Region Baden sowie Pro Velo Region Baden machen gemeinsame Sache. Wer mobil ist, erweitert seinen Bewegungsradius. Ein Fahrradkurs für Erwachsene kann dabei helfen und sorgt für mehr Verkehrssicherheit.
Etwa 25 Personen mit Migrationshintergrund nahmen am vergangenen Wochenende am Velofahrkurs für Erwachsene teil. (Bild: isp)

Die junge Frau aus Syrien hebt vorsichtig ihr rechtes Bein und tritt sachte aufs Velopedal. Sie fährt langsam los und schwankt dabei etwas nach links. Sie sitzt erst zum zweiten Mal in ihrem Leben auf einem Velo. Ein leises Lächeln huscht über ihr Gesicht. Heute ist sie Teilnehmerin des Fahrradkurses für Erwachsene, zusammen mit 25 Personen mit Migrationserfahrung. Organisiert hat den Event die Fachstelle Integration Region Baden gemeinsam mit Pro Velo Region Baden. «Diese Velokurse stossen auf grosses Interesse», sagt Sina Widmer erfreut, Fachmitarbeiterin Integration. «Beim Kurs, der von März bis Juni dauert, haben wir ausserordentlich viele Teilnehmende. Es sind Menschen aus unterschiedlichsten Ländern. Die Kurse stehen aber grundsätzlich allen Interessierten offen.»

Erste Fahrversuche mit dem Trottinett
Kurt Frei von Pro Velo Region Baden leitet das rund zweistündige Training an diesem Samstagvormittag – einem von insgesamt 13 Terminen des diesjährigen Kurses. Die beiden Organisatoren können bei der Durchführung auf einen Pool an freiwilligen Helferinnen und Helfern zurückgreifen. Diese Ehrenamtlichen unterstützen die Sache mit Herzblut und machen das Angebot überhaupt möglich.

Anfängerinnen und Anfänger beginnen den Kurs mit dem Trottinett. So wird die Balance geübt, man baut Vertrauen auf und lernt langsam, bei der Fahrt das Gleichgewicht zu halten. Auch das Kurvendrehen will schliesslich gelernt sein. Ganz nach dem Motto «Hilf mir, es selbst zu tun» werden die Neulenkerinnen und Neulenker motiviert, sich auf das Projekt Velofahren einzulassen. «Es braucht Mut», ergänzt Kurt Frei, «aber alle Teilnehmenden wollen unbedingt Velofahren lernen, und diesen Willen spürt man.» Kinder eigneten sich schneller und auf unkomplizierte sowie spielerische Weise das Velofahren an. Erwachsene würden dagegen zu viel überlegen und überall Gefahren sehen. So sei das Velofahrenlernen doch eine ziemliche Herausforderung, bestätigt Kurt Frei. Aber die Erkenntnis aus sechs Jahren Velokursen ist klar: Wer durchhält, ist am Ende des Kurses imstande, mit dem Velo am Strassenverkehr teilzunehmen.

Mobil und sicher durch den Alltag. Für erste Übungsrunden eignet sich der Sportplatz der Kanti Baden. (Bild: isp)

Auf Quartierfahrten üben
Im Kurs gibt es auch Teilnehmende, die schon etwas geübter sind und vielleicht als Kind bereits einmal auf einem Fahrrad sassen. Diese üben angepasstes Bremsen, machen sich mit der Gangschaltung vertraut und widmen sich dem Einhändigfahren. Schliesslich muss man Handzeichen geben können, wenn man sicher abbiegen möchte und dabei eine gewisse Strecke nur mit einer Hand am Lenker bewältigen muss. Gar nicht so einfach, aber auf dem Übungsplatz bewegen sich die Teilnehmenden in einem geschützten Umfeld.

Die versierteren Teilnehmenden wagen sich auf die Strasse und radeln wacker durch das Altenburgquartier und gar auf der Zentralstrasse beim Wettinger Rathaus. Eine grosse Herausforderung ist das Fahren im Kreisel, das einigen zu Beginn etwas Mühe bereitet. Kurt Frei weist darauf hin, dass immer die Möglichkeit bestehe, vom Rad zu steigen, um eine Kreuzung über den Fussgängerstreifen gehend zu überwinden. Bei einem späteren Termin wird ein Verkehrsinstruktor der Polizei eine anschauliche Velotheoriestunde mit Verkehrsschildern geben – ein Higlight des Kurses.

Fundus an Fahrrädern in der Villa Fluck
«Dank einem grosszügigen Entgegenkommen der Gemeinde Wettingen dürfen wir bei der Villa Fluck Gast sein», sagt Kurt Frei, «wir lagern dort ältere, aber gut unterhaltene Fahrräder, denn viele Teilnehmende haben noch kein eigenes. So haben alle im Kurs ein richtiges Velo zum Üben.» Sina Widmer freut sich, dass dieser Fahrradkurs für viele den persönlichen Bewegungsradius erweitert. Bereichernd sei zudem, dass sich durch den Kurs soziale Begegnungen unter den Teilnehmenden und Helfenden ergäben. Im Kurs wird Hochdeutsch gesprochen, und trotz mancher Sprachbarriere kommt man schnell ins Gespräch, ein positiver Nebeneffekt. «So lernen die Teilnehmenden nebenbei sogar ein bisschen unsere Sprache und Kultur besser kennen», meint Kurt Frei.

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