Backwaren aus der Chäshütte

Die Bäckerei Lehmann in Birmenstorf steht vor dem Aus. Nun springt die Chäshütte in die Bresche und sorgt für den Erhalt des Angebots.
Marcel und Merlyn Durizzo übernehmen das Angebot der Bäckerei Lehmann in Birmenstorf. (Bild: sim)

Seit 39 Jahren ist die Bäckerei Lehmann ein fester Bestandteil von Birmenstorf und mit ihrer Filiale an der Bruggerstrasse die einzige Bäckerei im Dorf. Zumindest war sie das. Seit Ostern werden in der Bäckerei Lehmann keine Backwaren mehr ver­trieben. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und reflektieren die Herausforderungen, mit denen lokale Geschäfte konfrontiert sind.

Ein wesentlicher Faktor sei der Zustand des Gebäudes an der Bruggerstrasse selbst, das dringend einer Renovierung bedürfe, wie Geschäftsführerin Tamara Lehmann gegenüber dem «Badener Tagblatt» sagte. Über die Jahre hinweg hätten sich die Anforderungen an Ladenlokale und deren Ausstattung verändert. Die geschätzten Kosten für eine Modernisierung des bestehenden Standorts seien derart hoch, dass die zu erwartenden Mehreinnahmen diese nicht rechtfertigen würden. Trotz jahrelangen Bemühungen sei es nicht gelungen, für den Standort eine Lösung zu finden.

Ein weiterer entscheidender Aspekt für die Einstellung des Angebots ist die begrenzte Anzahl von Parkplätzen vor der Bäckerei. Die Lage an der viel befahrenen Bruggerstrasse wäre an sich attraktiv für Pendlerinnen und Pendler auf ihrem Weg zur Arbeit. Um aber in den Spitzenzeiten ausreichend Kunden bedienen zu können, standen zu wenige Parkplätze zur Verfügung. Mit nur zwei Parkplätzen vor der Tür konnte die Bäckerei schlicht nicht die erforder­liche Anzahl Kunden empfangen.

Die bevorstehende Schliessung bedeutet den Verlust von zwei Arbeitsplätzen, einem im Verkauf und einem in der Produktion. Das Familienunternehmen Lehmann betreibt Bäckereien in Brunegg, Schinznach und Windisch und beschäftigt insgesamt 24 Mitarbeitende.

Chäshütte springt in die Bresche
Dennoch gibt es Hoffnung und eine positive Perspektive für die Zukunft. In Reaktion auf die Probleme am eigenen Standort ist die Bäckerei Lehmann eine Partnerschaft mit der Chäshütte eingegangen. Die Birmenstorfer Käsehandlung befindet sich direkt gegenüber der Bäckerei auf der anderen Seite der Bruggerstrasse. Sie wird von Merlyn Durizzo geführt, deren Mann Marcel den Chäsegge in Baden betreibt. Die Übernahme des Angebots der Bäckerei durch die Chäshütte bedeutet, dass die Kunden weiterhin Zugang zu den gewohnten Produkten haben werden. «Als wir von der Situation hörten, war für uns klar, dass wir das Angebot erhalten wollten», erklärt Marcel Durizzo. Diese Zusammenarbeit stellt sicher, dass das Erbe und die Tradition der Bäckerei Lehmann weiterleben, auch wenn die ursprüngliche Filiale schliesst. Genauso wird es in der Chäshütte das Mehl der Lindmühle zu kaufen geben, die ebenfalls von der Familie Lehmann betrieben wird.

Die Geschäftsleiterin der Birmenstorfer Lehmann-Filiale Tamara Lehmann schliesst nicht aus, dass es einst eine neue Bäckerei in Birmenstorf geben könnte. Sie will weiterhin Augen und Ohren für potenzielle Gelegenheiten für eine neue Filiale offenhalten.

Derweil werden sich Merlyn und Marcel Durizzo den Bedürfnissen der Birmenstorfer Bevölkerung nach frischen Backwaren annehmen. Dass Marcel Durizzo ursprünglich Konditor und Koch gelernt hat, dürfte ihnen dabei zugute kommen. Zudem erlaubt die Parkplatzsituation auf dieser Seite der Bruggerstrasse mehr Kundschaft zu den Stosszeiten, und in der Chäshütte wurde in eine neue Kaffeemaschine investiert, um das neue Angebot abzurunden. Seit Anfang dieser Woche gibt es Brot und Gipfeli in Birmenstorf also nicht mehr in der Bäckerei Lehmann, sondern in der Chäshütte gegenüber. Zumindest, bis eine Nachfolgelösung für die Lehmann-Filiale gefunden werden kann.

Abschliessend bleibt die Frage nach der zukünftigen Nutzung des alten Gebäudes an der Bruggerstrasse. Die Pläne für eine Wohnung im Erdgeschoss haben sich aus Lärmschutzgründen als nicht realisierbar erwiesen. Es wird nun darüber nachgedacht, wie das Gebäude sinnvoll genutzt werden kann, um einen Mehrwert für die Gemeinschaft zu schaffen und gleichzeitig die lokalen Bedürfnisse zu erfüllen.