Es ist einer dieser viel zu warmen Tage, als Ruth Widmer die Tür zu ihrem blauen Haus öffnet. «Ich bin ein bisschen aufgeregt», sagt sie, während sie in ihre sonnendurchflutete Stube bittet. Auf dem Weg dorthin fesselt ein Bild, auf dem Vögel um einen Baum kreisen. So fern und doch greifbar nah hinter einer Art Schleier scheinen sie den Flug zu geniessen, ohne landen zu wollen. «Möchten Sie etwas trinken?», unterbricht sie den Abstecher in ihre Welt. Doch die Reiselust in der Seifenblase ist grösser. Auf einem Spaziergang durch ihr Haus lassen ihre Bilder träumen – von endlosen Landschaften oder magischen Lichtspielen, in denen Tiere aus dem Nichts tauchen, meist hinter diesem Schleier in ihrer Anderswelt, in der sie als Vogelfrau selbst Flügel bekommt oder ihre Emotionen zum Thema macht.
Lang ersehnten Traum erfüllt
«Ich male Träume und innere Bilder, die teilweise sehr persönlich sind», erklärt Widmer, «ein Grund, weshalb ich mich lang etwas schwertat, mich und meine Bilder der Öffentlichkeit zu zeigen.» Widmer, die hauptsächlich mit Öl auf Leinwand malt, beginnt mit einer Farbe und lässt ihren Pinsel von ihrem Inneren leiten. «Manchmal bin ich selbst überrascht von dem, was sich zeigen will», sagt sie, immer noch etwas scheu.
Ruth Widmer wurde 1948 in Basel geboren und ist dort aufgewachsen. Von Kunst begeistert, verliebte sie sich in jungen Jahren in Gerhard Widmer. 1971 kam sie in die Region, «in die Flusslandschaft, die mir sehr schnell zur Heimat wurde». Ihr Ehemann Gerhard verstarb vor 20 Jahren.
Der Aargauer Maler und Zeichenlehrer ist in der Region bestens bekannt: Widmer unterrichtete an der Primarschule in Untersiggenthal, war als Zeichenlehrer an der Bezirksschule Turgi und später an der Bezirksschule Baden tätig. Nach seinem Tod orientierte sich Ruth Widmer neu und erfüllte sich einen lang ersehnten Traum: ein Kunststudium an der privaten Kunstmalschule Rabe in Liestal. Von 2011 bis 2015 vertiefte sie sich als älteste Person in der Gruppe in die Malerei, eine Kunstform, die sie seit der Kindheit faszinierte. «Ich hätte gern bereits in jungen Jahren Kunst studiert. Doch das war aus finanziellen Gründen nicht möglich», sagt Ruth Widmer. Sie habe einen Beruf erlernen müssen. «Dafür habe ich einen Maler geheiratet», sagt Widmer und lacht. Nach vielen Jahren, in denen sie ihren Mann bei Ausstellungen unterstützt und begleitet hat, wird sie 30 ihrer Bilder von Ende April bis Mitte Juni im Hotel du Parc in Baden ausstellen. Und das ohne grosses Tamtam. «Es wird keine Vernissage geben – ich möchte nicht im Mittelpunkt stehen.»
Ausstellung ab heute bis Mitte Juni: Ramada by Wyndham Baden
Hotel du Parc, Römerstrasse 24, Baden