Das Leben ist eine Party im Chaos

Zwei Wochen ist es her, seitdem die Aargauer Indie-Pop Band Soft Loft offiziell bei den Swiss Music Awards, die am 8. Mai im Zürcher Hallenstadion verliehen werden, in der Kategorie Best Talent nominiert wurde. An diesem Abend wird «Soft Loft» auf der Bühne im «Royal» in Baden stehen. Die Frontfrau Jorina Stamm (27), mit der das Interview mitten in den Abreisevorbereitungen ans nächste Konzert am c/o Pop Festival in Köln geführt wird, hat von der Nomination freilich schon etwas früher erfahren. «Die SRF-Moderatorin Hana Gadze hat mich in einem Zoom-Interview mit der Neuigkeit überrascht», erzählt die Sängerin. «Nach dem Call rief ich die anderen der Band an und teilte ihnen die guten News mit. Wir haben uns alle total gefreut.»

Die anderen der Band, das sind Sarina Schmid (28), Simon Boss (33), Lukas Kuprecht (29) und Marius Meier (31). Seit 2021 spielen sie zu fünft zusammen und heissen «Soft Loft». Ihre neue Bandformation sei zufällig entstanden. «Wir kannten uns vorher schon, sind befreundet und sehr glücklich, dass wir auch als Band so gut miteinander funktionieren», berichtet Stamm über die Gründungszeit ihrer heutigen Band. «Ich denke, wir mussten viel Vertrauen aufbauen und uns alle erst näher kennenlernen. Wir haben viel miteinander gesprochen und unsere Vorstellungen von einer Band ausgetauscht.»

Die Idee zu «Ellas» entstand im Keller
Die allerersten Vorstellungen davon, eine Band zu sein, reichen ins Jahr 2014 zurück, als die beiden engen Freundinnen Jorina Stamm und Sarina Schmid, beide gebürtige Bruggerinnen, das Indie-Pop-Duo Ellas gründeten. Die Idee dafür war irgendwann einfach da. «Ich glaube, das war bei mir im Keller, als wir einmal gemeinsam am Klavier sassen und dann begonnen haben, Songs zu schreiben», erinnert sich die gelernte Pädagogin Jorina Stamm. «Musik war schon immer etwas, das uns beide verbunden hat.»

Seitdem Sarina Schmid und Jorina Stamm nebeneinander am Klavier sassen und ihre ersten Songs schrieben, ist die Band stetig gewachsen. Als 2017 die EP «You Can`t Drown A Fish» erschien, waren «Ellas» bereits zu viert. Als erstes stiess Lukas Kuprecht (Drums, Begleitgesang) dazu, durch ihn kurz darauf Marius Meier (Bass, Begleitgesang). Simon Boss (Gitarre), der mit Meier an der Jazzschule Luzern studiert hat, komplettierte wenig später die kreative Gruppe.

Die Alltagsmelancholie feiern
Seit gut fünf Jahren bilden die fünf zusammen eine Band. Zunächst traten sie noch als «Ellas» auf; 2022 wurde «Soft Loft» gegründet. «‹Ellas› waren Sarina und ich. Mit der Aufnahme des neusten Albums wurde klar, dass dies der Moment für einen neuen Namen war», erklärt die Bruggerin Jorina Stamm, deren Wahlheimat heute Zürich ist. «Es ist schön, zu fünft zu sein. Wir inspirieren und motivieren uns gegenseitig.»

Am 22. März feierte «Soft Loft» den Release ihres Debütalbums «The Party And The Mess». Anders als für ihren jetzigen Bandnamen zogen die fünf für diesen Titel nicht den Album Name Generator heran. «‹The Party And The Mess› ist Name und Übertitel für den gleichnamigen Song, eine Hommage an meine Oma und eine Ode an das Leben», erklärt die Komponistin. Ihre Grossmutter hätte gegen Ende im Altersheim immer wieder ein Fest erwähnt, bei dem sie nochmals ein rotes Kleid anziehen und Champagner trinken würde. «Das hat sie leider nicht mehr geschafft.» Die Sängerin offenbart: «In dem Song geht es aber auch um Familie, Geschichten, die erzählt werden, wie man auf das Leben zurückschauen kann und was alles dazugehört, nämlich viele Schattenseiten und Unvollkommenheit, aber auch sehr viel Schönes». So sei die Phrase «The Party And The Mess» entstanden. «Denn das Leben ist eine riesengrosse Party und auch ein riesengrosses Durcheinander.»

Zwölf Songs sind auf dem Album und bislang von «Soft Loft»erschienen. Der Grammy-nominierte Produzent Gianluca Buccellati, der auch mit Lana Del Rey und Arlo Parks zusammenarbeitet, hat sie zusammen mit der Band produziert. Als «schwer und trotzdem leicht» beschreibt die Frontsängerin den Musikstil von «Soft Loft». Die Band, die in den geläufigen Bezeichnungen unter dem Subgenre Folk Pop/Indie Rock eingeteilt wird, ist mit einem Gegensatzpaar allein jedoch musikalisch nicht zu fassen. Die Melancholie des Alltags ist die klangliche Architektur, anhand derer «Soft Loft» musikalische Räume erbaut; auditive Zimmer, in denen Elegie und Nostalgie eine federlichte authentische Behaglichkeit verströmen.

Zur Aussicht, dass ihre Band den Best Talent-Titel und 10 000 Franken Preisgeld gewinnen könnte, kommentiert Stamm: «Das wäre nicht schlecht. Einerseits könnten wir das Geld gut gebrauchen. Andererseits wäre es eine schöne Anerkennung für uns.»

Konzert «Soft Loft», 8. Mai, 20 Uhr, «Royal», Baden