«Es gibt immer neue Herausforderungen»

Casimir Winzenried ist Mitglied von Mindfactory. Das Badener Robotikteam durfte national und international bereits viele Erfolge feiern.
Das Team Mindfactory, hinten: Tim Föhner, Baden, Coach: Yuri Honegger, Rütihof, Yaron Traub, Stetten, Coach: Benedek Mezei, Baden. Vorne: Alexander Straub, Safenwil, Alexander Kaufmann, Brugg, Ella Robinson, Muri, Cazimir Winzenried, Erlinsbach, Jorge Bertrán de Lis Orozco, Rütihof, Tobias Nemet, Lengnau. (Bild: zVg | Michael Föhner)

Nach mehr als zehn Jahren fand die Zentraleuropameisterschaft des sportlich-technischen Wettbewerbs First Lego League (FLL) wieder in der Schweiz statt. Für die Jugendlichen des Teams Mindfactory ein echtes Highlight. Von über 700 Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz traten die 25 besten vorletzte Woche am Finale D-A-CH in Davos gegeneinander an. Die acht besten Teams dieses Wettbewerbs qualifizierten sich für eines von fünf Weltfinalen in Nordamerika, Europa oder Australien.

Nach der gewonnenen Schweizer Meisterschaft vom 2. März blieb dem Team Mindfactory etwas mehr als einen Monat Zeit, um ihren Lego-Mindstorms-Roboter weiterzuentwickeln und sich auf die starke Konkurrenz der Nachbarländer vorzubereiten. Die Jugendlichen trafen sich zu diesem Zweck wöchentlich zu Intensivtrainings in der Bezirksschule Baden, damit ihr Roboter innerhalb der Zeitbeschränkung von zweieinhalb Minuten möglichst viele Aufgaben erfolgreich lösen würde. Teamwork, Forschungsarbeit, Robot-Design und Robot-Game zusammen ergeben den Gesamtrang. Als Schweizer Meister waren die Erwartungen – auch die eigenen – ans Team Mindfactory entsprechend hoch.

Beim vorgegebenen Forschungsmotto «Masterpiece» sollen die Teams neue Wege finden, sich kreativ auszudrücken und so andere für ihre Hobbys zu begeistern. Das Team Mindfactory begeistert sich für den Orientierungslauf sowie den Radsport. Es entwickelte daher eine App, die Benützerinnen und Benützer zu mehr Bewegung animieren soll. Die App erstellt an einem beliebigen Ort auf einer virtuellen Karte einen Postenlauf.

Die Strategie des Teams Mindfactory ging auf. Es qualifizierte sich nach einem intensiven Wettbewerb für das Weltfinale in Worcester in den USA. Ein toller Erfolg für das Badener Team, das sich gegen starke deutsche und österreichische Teams durchsetzen konnte. Casimir Winzenried ist Mitglied des achtköpfigen Robotikteams Mindfactory. Im Vorfeld des Weltfinales, das vom 7. bis 9. Juni stattfindet, hat der 17-Jährige Casimir Winzenried der «Rundschau» einige Fragen zur Faszination Robotik beantwortet. Derzeit absolviert er eine Lehre als Informatiker und trainiert in seiner Freizeit an der Bezirksschule Baden.

Casimir Winzenried, vor Kurzem gewann Ihr Team die Schweizer Robotik-Meisterschaft in Lausanne und nun das D-A-CH-Finale in Davos. Haben Sie mit diesen Siegen gerechnet?
Da wir in der Saison relativ gut waren und in der Regionalmeisterschaft entsprechend abgeschnitten haben, konnten wir eigentlich mit dem Sieg rechnen. Natürlich kann aber immer etwas schiefgehen, und am Schluss kommt es, wie es kommt. Und in jeder Saison gibt es neue Herausforderungen und Aufgaben.

Was fasziniert Sie an der Robotik beziehungsweise der Informatik, gibt es etwas Bestimmtes?
Ich finde es schlicht cool, dass man immer wieder neue Dinge entwickeln und verschiedene Aufgaben lösen muss. Der Abwechslungsreichtum des Ganzen gefällt mir. Dadurch entwickle ich mich persönlich weiter.

Sie sind angehender Informatiker. Profitieren Sie von Ihrem Hobby, der Robotik, in Ihrer Lehre?
Es gibt in meiner Lehre nur wenige Überschneidungen mit der Robotik. Bei der Robotik geht es vor allem um das Programmieren, was im Grunde der einzige Informatikaspekt daran ist. Ich profitiere von der Robotik eher für mich persönlich, aber nicht unbedingt für die Ausbildung. Für die Themen rund um die Robotik interessiere ich mich einfach grundsätzlich sehr stark.

Robotik ist ein Teamsport. Wie funktioniert Ihre Zusammenarbeit, gibt es manchmal Probleme oder Herausforderungen?
Wir treffen uns jeden Samstagmorgen um 9.30 Uhr an der Bezirksschule Baden, wo wir in einem Zimmer trainieren dürfen. Zuerst schauen wir uns an, was wir für Aufgaben haben. Danach teilen wir nach Interessen und Können auf, wer woran weiterarbeitet. Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit haben wir sozusagen nie. Bei wichtigen Entscheidungen stimmen wir demokratisch ab, dann ist die Sache an und für sich klar und man respektiert, wie entschieden wurde.

Gibt es in Ihrer Freizeit noch Platz für andere Aktivitäten ausser der Robotik?
Ich besuche die Berufsschule und mache eine Lehre, deshalb bleibt unter der Woche nicht viel Zeit, und die meisten Wochenenden halte ich mir tatsächlich für Trainings und Wettkämpfe von Mindfactory frei.

Bald sind Sie mit Ihrer Ausbildung fertig. Was sind Ihre beruflichen und persönlichen Ziele?
Momentan muss ich mich auf die Schule und den Lehrabschluss konzentrieren. Aber ich kann mir gut vorstellen, nach meiner Ausbildung ein Studium in Richtung Informatik zu absolvieren und später auch einmal in dieser Branche zu arbeiten. Etwas mit Robotik zu machen, erachte ich als eher unrealistisch für mich, da wir schliesslich lediglich mit Legorobotern und nicht mit echten trainieren. Grundsätzlich käme es für mich infrage, selbst Coach unseres Robotikteams zu werden, da man ja nur bis zum Alter von 18 Jahren Mitglied sein kann.

Haben Sie Vorbilder in der Welt der Robotik?
Ich habe nicht direkt Idole, aber ich schaue mir immer wieder Youtube-Videos von internationalen Robotikteams an, was ich sehr inspirierend finde. So lerne ich neue Ansätze und Ideen von anderen kennen. Es gibt zudem viele sehr starke Teams aus Japan.

Japan ist das Robotikland schlechthin. Roboter gehören dort für viele Menschen zum Alltag. Denken Sie, dass sich die Schweiz ebenfalls in diese Richtung entwickeln wird?
Das stimmt. Nach Japan würde ich wirklich gern einmal reisen, um mir die Roboter vor Ort anzusehen, aber auch, weil mich das Land generell interessiert. Ich denke schon, dass sich die Schweiz in eine ähnliche Richtung entwickeln wird. Roboter werden heute ja auch bei uns teilweise eingesetzt. Ich denke dabei beispielsweise an Staubsaugerroboter. Der Trend geht in diese Richtung, dass man mehr automatisiert und dadurch viele Prozesse vereinfacht.

jufotec.ch/teammindfactory