Klavierrezital mit Raritäten

Mit selten erklingenden Werken von Olivier Messiaen und Robert Schumann stellt sich der Schweizer Pianist Jérémie Conus in der Villa Boveri vor.
Mit Jahrgang 1994 zählt Jérémie Conus bereits heute zu den besten Schweizer Pianisten. (Bild: zVg)

Schon mit seiner ersten CD «Swiss Piano Music» liess er aufhorchen: Jérémie Conus widmete sich den pianistischen Hauptwerken der herausragenden Schweizer Komponisten Arthur Honegger und Frank Martin. Die vom Zürcher Label Prospero veröffentlichte Neuerscheinung enthält im Booklet ein Gespräch, das der Pianist mit dem Verleger Martin Korn führte und ganz allgemein für die künstlerische Zielsetzung des entdeckungsfreudigen Interpreten steht: «Da diese grossartige Musik leider bis heute noch viel zu selten gespielt wird, entschied ich mich für dieses Programm, in der Hoffnung, sie einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.»

Stilistische Vielfalt
Nicht nur die sehr persönliche Klaviermusik von Honegger und Martin wird gegenwärtig selten gespielt. Das gilt sogar für ein Meisterwerk von Robert Schumann, die 1839 entstandene «Humoreske op.20» und für die 1929 beendeten, betörend farbenreichen «Préludes» von Olivier Messiaen. Mit «La Colombe» beginnend, spielt der Solist eine Auswahl von vier programmatischen Stücken, die durch kühne Harmonik und einen ausgeprägt individuellen Stil bestechen.

Sein klug konzipiertes Rezital eröffnet Jérémie Conus mit einem Meilenstein der impressionistischen Klaviermusik, mit Claude Debussys «Images» (erste Serie) von 1905. Sie enthalten so gegensätzliche Stimmungsbilder und Bewegungsstudien wie die «Reflets dans l’eau», eine antikisierende «Hommage à Rameau» und das quirlige Bravourstück «Mouvement».

Den virtuosen Abschluss des Rezitals im Rahmen der Konzertreihe Marina Korendfeld bildet Chopins «Scherzo Nr. 2 op.31 in b-Moll» (1837). Mehr Abwechslung könnten diese grossen Zeitsprünge und die grundverschiedenen Klangwelten der vier exquisiten Werke nicht bieten.

Schumann-Rarität
Auf die mit einem B beginnenden Klaviermusikkomponisten Bach, Beethoven, Brahms und Busoni verzichtet der Solist in seinem Badener Rezital ebenso konsequent wie auf die Wiedergabe einer Sonate. Mit ihren dreissig Spielminuten dauert Schumanns mehrteilige Humoreske ebensolang wie eine solche, setzt sich aber aus ganz anderen Teilen zusammen. An eine verträumte Einleitung schliessen sich leidenschaftlich bewegte Episoden, hochromantische Lyrismen und ein tokkatenartiges Perpetuum mobile mit spieltechnisch sehr schwierigen Oktavenketten an.

Mit seinem ungewohnten Konzertprogramm geht der aus der Region Basel stammende Interpret eigene Wege. Nachdem er sechsjährig den ersten Klavierunterricht erhalten hatte, bildete er sich an der Musikschule Solothurnisches Leimental und an der Musikakademie Basel aus, um von 2013 bis 2021 bei Konstantin Scherbakow an der Zürcher Hochschule der Künste zu studieren. An renommierten Klavierwettbewerben bereits vielfach ausgezeichnet, trat er in etlichen inländischen Konzertsälen sowie in Deutschland und Brasilien erfolgreich auf. Jérémie Conus ist ausserdem als Klavierpädagoge an der Musikschule Konservatorium Zürich tätig.

Sonntag, 28.April, 17 Uhr
Villa Boveri, Baden