Zwei wundersame, neu ausgewählte Orte

Seit Jahrhunderten ist Schinznach Bad Destination für Kurgäste und Reisende. Für einen neuen Reiseführer von Schweiz Tourismus ist Schinznach-Bad als einer von «30 wundersamen Orten der Schweiz» ausgewählt worden.
Auf dieser Säule beim Thermalbad Schinznach sind Spender aus vergangenen Jahrhunderten verewigt. (Bilder: chr)

Schweiz Tourismus und das Bundesamt für Kultur (BAK) präsentieren in einer neuen Kampagne insgesamt 80 aussergewöhnliche Ortschaften der Schweiz. Seit 2020 waren unter dem Titel «Verliebt in schöne Orte» bereits 50 Dörfer und Städte beworben worden; neu sind «30 wundersame Orte der Schweiz» hinzugekommen. Sie alle gehören zum Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder von nationaler Bedeutung (ISOS). Im Aargau wurde neben Endingen auch der Brugger Ortsteil Schinznach-Bad ausgewählt.

Den sanften Tourismus fördern
Mit dem Projekt wollen Schweiz Tourismus und das BAK mehr Aufmerksamkeit für das vielfältige Kulturerbe der Schweiz wecken. Zudem soll der sanfte Tourismus gefördert werden, also ein Tourismus «jenseits der grossen Gästeströme», wie es ihn in Ascona, St. Moritz, Zermatt oder Luzern schon gibt.

Mit den «Geheimtipps» angesprochen werden sollen besonders auch Reisende aus und in der Schweiz selber. Neben einem Online-Führer auf myswitzerland.ch ist der Reiseführer über die 30 wundersamen Orte auch in einer gedruckten Version erhältlich, herausgegeben vom Schweizer Reiseverlag Transhelvetica.

Ein Ort der Entspannung
Ebenfalls zum «wundersamen Ort» ernannt wurde Schinznach-Bad. Matthias Guggisberg, Stadtschreiber von Brugg, kommentiert: «Die Stadt Brugg kann sich glücklich schätzen, im Ortsteil Schinznach-Bad über ein Thermalbad zu verfügen, dessen Aussen- und Innenbereich nicht nur von Bruggerinnen und Bruggern, sondern auch regional und national als Erholungs- und Entspannungsort mit bester Aussicht auf die Parklandschaft genutzt wird.»

Die warmen, schwefligen Quellen von Schinznach an der Aare waren schon zu Zeiten der Römer bekannt. Seit Jahrhunderten schätzen Besucherinnen und Besucher das warme Wasser der Schwefelquellen oder haben den Aufenthalt im idyllischen Park mit den riesigen Bäumen genossen. Anfang des 18. Jahrhunderts erbaute der Berner Architekt Samuel Jenner zwei mächtige Gäste- und Badehäuser, die später durch einen von Säulenkolonnaden getragenen Verbindungstrakt verbunden und zu einer ummauerten Anlage geschlossen wurden. 1827 kam ein klassizistischer, halbrunder Ringbau dazu, nach Plänen des Zürcher Architekten Konrad Stadler.

Bis heute können die Gäste den grossen Park geniessen und im Schwefelwasser baden. Natürlich mit modernem Komfort und neueren Anlagen, von der finnischen Sauna bis zur Wasserrutschbahn.

Im Badhaus Mikwe an der Surb tauchten jüdische Endinger für ein rituelles Tauchbad unter.

«Ich war positiv überrascht, als ich davon hörte», sagt Ralf Werder, Gemeindeammann von Endingen, über die Erwähnung im neuen Reiseführer. Beworben habe sich die Gemeinde nicht dafür. Es sei schön, «im gleichen Atemzug wie das Kloster St. Urban, die Verenaschlucht oder die Brissagoinseln» genannt zu werden, freut sich Werder. Und er sehe es auch als Anerkennung an für die Bemühungen rund um das Kulturerbe im Surbtal, auch im Zusammenhang mit dem geplanten Zentrum Doppeltür in Lengnau. «Doppeltür» nutzt das einmalige jüdisch-christliche Kulturerbe im Surbtal, um die interaktive Auseinandersetzung mit aktuellen Gesellschaftsthemen wie Toleranz, Religion, Integration und Migration zu fördern. Der Reiseführer fasst die Bedeutung von Endingen und Lengnau zusammen, die über viele Jahrzehnte die einzigen Orte der Schweiz waren, wo sich jüdische Personen niederlassen durften. Erwähnt wird auch, dass in Endingen wegen den vielen jüdischen Zuwanderern die Bevölkerungszahl stark anstieg. Dies führte unter anderem zum Bau der charakteristischen Doppeltürhäuser.

Prägend für das Dorfbild ist ausserdem die 1845 errichtete Synagoge. Im Reiseführer erwähnt sind zudem der jüdische Kulturweg in Endingen und Lengnau und der jüdische Friedhof in Endingen.

Auf dieser Säule beim Thermalbad Schinznach sind Spender aus vergangenen Jahrhunderten verewigt.