Lebensraum für 700 Menschen

Die Genossenschaft Lägern Wohnen baut. 222 neue Wohnungen ersetzen im Klosterbrühl 127 bisherige. Zehn Jahre dauerten Planung und Bewilligungsverfahren bis zum Baubeginn.
Ein Foto für die Geschichtsbücher: Die Vorstandsmitglieder Philippe Bürgler und Marion Steiger, Architekt Andreas Galli, Katia Röthlin, Präsidentin der Genossenschaft Lägern Wohnen, deren Geschäftsführer Mario Jacober sowie die Architekten Stefan Wülser und Claudio Schiess. Sie befüllen die Kassette des Grundsteins. (Bild: bkr)

Gegründet wurde sie 1948 in Zeiten grossen Wohnungsmangels: die Wettinger Genossenschaft Lägern Wohnen. Als erstes Projekt setzte sie die Überbauung Klosterbrühl in der Nähe des heutigen Fussballstadions (und damals am Siedlungsrand der Gemeinde) um. 2012 ergab eine Zustandsüberprüfung, dass die Gebäude so alt sind, dass sich weitere Instandstellungsarbeiten nicht mehr lohnen. «So starteten wir mit der Erneuerung der Siedlung – für die Genossenschaft ein Jahrhundertprojekt», sagte Katia Röthlin, Präsidentin der Genossenschaft Lägern Wohnen, an der Grundsteinlegung für die erste Bauetappe.

In die Planung einbezogen hat man die Bewohnerinnen und Bewohner, deren Anliegen 2014 in der Aufgabenstellung eines Architekturwettbewerbs berücksichtigt wurden. Das Interesse der Planer an der Aufgabe war gross – 36 Büros bewarben sich, wovon 12 zum Wettbewerb eingeladen wurden. Gewonnen hat diesen die Zürcher Arbeitsgemeinschaft Galli Rudolf Architekten/Wülser Bechtel Architekten und Rotzler Krebs Partner Landschaftsarchitekten mit ihrem Beitrag «Gartengeschichten». Andreas Galli sagt zum Gestaltungskonzept: «Mit unseren Höfen entstehen innerhalb der Siedlung unterschiedliche Orte. In einem Hof können sich Kinder auf der Wiese beim Fussballspielen austoben, in einem anderen lädt ein kleiner Teich mit Pflanzen zum Verweilen und Erholen ein.»

110 Millionen Franken Baukosten
2015 genehmigten die Genossenschafterinnen und Genossenschafter den Projektierungskredit. Es wurde ein Gestaltungsplan erstellt, der als Grundlage für eine Baueingabe bei der Gemeinde verlangt war. «Das Projekt überzeugt in allen Aspekten», hiess es im anschliessenden Prüfungsbericht. Trotzdem: Einsprachen diverser Nachbarn blockierten das Vorhaben. «Etwas, was bei einem Projekt dieser Dimension nicht unüblich ist», sagte Architektin Marion Steger. Sie koordiniert im Vorstand der Genossenschaft das Projekt Klosterbrühl. Im November 2021 wurde nach mehreren Verfahrungsschritten eine Einigung erzielt. Im Mai 2022 genehmigten die Genossenschafterinnen und Genossenschafter die für die Bauten nötigen 110 Millionen Franken.

297 E-Bike-Parkplätze
Auf dem rund 23 000 Quadratmeter grossen Areal sind inzwischen sieben der insgesamt zwölf alten Gebäude abgebrochen und drei der später insgesamt sechs neuen Häuser im Bau. «Die Etappierung hat den Vorteil, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der noch bestehenden Altbauten direkt in die neuen Wohnungen ziehen können», sagt Lägern-Geschäftsführer Mario Jacober. Im Gegensatz zu den Altbauten mit 127 Wohnungen entstehen in den neuen Häusern 222 Wohnungen. Die Genossenschaft rechnet damit, dass etwa 700 Personen einziehen. Das bedingt ein Mobilitätskonzept, das – in der Nähe des Bahnhofs – auf Fussgänger und Velofahrende setzt. Nicht weniger als 297 Veloparkplätze mit Ladestationen für E-Bikes sind geplant. Fertiggestellt soll die erste Bauetappe im Mai 2026 sein, die zweite soll unmittelbar folgen. An der Grundsteinlegung wurden – wie es sich gehört – verschiedene Dokumente in eine Kassette gelegt, welche die Projektgeschichte dokumentieren und Jahrzehnte später einen Einblick in das aktuelle Zeitgeschehen geben können.