«Wir müssen heute positiv denken»

Der Gemeinderat lud zum Gedankenaustausch ein. Am Schluss meinte ein Gesprächsteilnehmer: «Ich bin sehr angenehm überrascht, was man hier alles erfährt. Ich komme bestimmt wieder.»
Gemeinderat Roger Wüst (rechts) erläutert die Entwicklung der Gemeindefinanzen. (Bild: pbe)

Ebenfalls zeigte sich Gemeindeammann Peter Zimmermann zufrieden: «Gute Gespräche, interessierte Menschen, spannende Themen – na also!» Der Abend begann mit einem kleinen Scherz: Der Gemeinderat hatte zum Gespräch am runden Tisch eingeladen – und nun waren die Tische rechteckig. Die Personen setzten sich an vier Tische, und die einzelnen Mitglieder des Gemeinderats blieben je 20 Minuten bei einer Gruppe, um dort insbesondere auf Fragen aus ihren Ressorts einzugehen.

Die Schule im Fokus
Viel zu reden gaben Fragen, die sich um den zukünftigen Oberstufenstandort drehten. Während die Real- und die Sekundarschule in Veltheim verbleiben, disloziert die Bezirksschule in absehbarer Zeit nach Möriken-Wildegg, wahrscheinlich ab dem Schuljahr 2028/2029. Ein erstes Gesprächsthema betraf deshalb den Schulweg. Gemeinderat Stephan Burkart erklärte, dass der bestehende Radweg auf einzelnen Abschnitten neu geführt und der Busfahrplan den Bedürfnissen entsprechend überdenkt werde.

Zugleich verwies er auf die verbesserten Möglichkeiten, die eine grössere Schule gegenüber der zu klein gewordenen Bezirksschule Schinznach hat: attraktivere Pensen für Lehrpersonen, ein grösseres Angebot an Freifächern und eine topmoderne Infrastruktur.

Zur Sprache kamen ferner die fälligen Beitragszahlungen an Möriken-Wildegg, wo grosse Investitionen in Schulbauten getätigt werden, die zukünftige Nutzung des dann leer stehenden Schinznacher Bezirksschulhauses sowie die Sorge um eine Minderung der Qualität des Unterrichts in der Übergangszeit. Burkart ging zudem auf kritische Aspekte ein, zum Beispiel auf die Anonymität einer grossen Schule gegenüber einem überschaubaren Schulbetrieb. Er resümierte aber: «Wir müssen heute positiv denken.»

Das liebe Geld
Einen weiteren Themenkreis bildeten die Finanzen. Hier gab Gemeinderat Roger Wüst Auskunft. Er erläuterte zunächst einige Parameter, die zu dem erfreulich guten Rechnungsabschluss beigetragen hatten. So zeigte er auf, dass das ganze Steuersubstrat, die Erbschafts- und Schenkungssteuern, die Grundstückgewinnsteuern sowie das Ergebnis der Steuern von juristischen und privaten ­Personen höher als erwartet ausge­fallen war.

Auf der Ausgabenseite nimmt der Bereich Bildung mit Abstand den grössten Teil in Anspruch (36 Prozent). Als Zweites rangiert der Bereich Soziales mit 17 Prozent. Hier ist eine starke Zunahme der Unterstützungsleistungen zu verzeichnen, zurückzuführen teilweise auf coronabedingte Härtefälle.

Wüst verwies auf die erheblichen bevorstehenden Investitionen beim Schul-, Immobilien- und Strassenwesen. Immerhin beruhigte er die Runde mit der Aussage, dass im Moment (noch) keine Erhöhung des Steuerfusses anstehe. Dieser beträgt gegenwärtig 110 Prozent.

Ein Strauss von Themen
Gemeinderat Kurt Eggenberger ist für das Bauwesen zuständig. An ihn wurde eine ganze Palette von Fragen gerichtet. Sie betrafen die Wirksamkeit des Masterplans gegenüber jener eines Gestaltungsplans, die Begründung für nachträgliche Baugesuche, verschiedene pendente Bauvorhaben, zum Beispiel jenes in der Halde im Dorfteil Oberflachs oder das «Langzeitprojekt» Lindenstrasse. Gefragt wurde auch, nach welchen Gesichtspunkten die Montage von Photovoltaikanlagen bewilligt werde oder eben nicht.

Schliesslich nahm Gemeindeammann Peter Zimmermann Stellung zu mehreren Fragen, die man unter ­Verschiedenes einordnen könnte. Darunter fielen die Kosten und die Machart der Gräber auf dem Friedhof und die nächtliche Strassenbeleuchtung. Mehr Raum nahmen die Sorgen einer Gesprächsteilnehmerin ein: Direkt vor ihrer «Nase» sind zwei grosse Baukörper mit insgesamt 55 Wohneinheiten geplant, zwei «Staumauern», wie sie es nannte. Neben der ihrer Meinung nach fragwürdigen Ästhetik des Bauvorhabens befürchtet sie eine erhebliche Verkehrszunahme und eine Beeinträchtigung der Lichtverhältnisse. Gemeindeammann Zimmermann blieb in seiner Antwort zurückhaltend, verwies aber auf den Grundsatz des verdichteten Bauens.

Viele der weit über zwanzig Anwesenden blieben nach Abschluss der Veranstaltung noch lang sitzen und setzten die Diskussionen in lockerem Rahmen fort.