Ausblicke mit Regierungsrat Dieter Egli

Der Politiker wandert gern. Am Wochenende lud er zum Spaziergang von Windisch nach Turgi und sorgte für spannende Gespräche.
Wahlkampf einmal anders: Dieter Egli startete mit seinen Gästen den Spaziergang nach Turgi auf der Windischer Seite des Brugger Bahnhofs. (Bild: bkr)

Die Konkurrenz anderer Veranstaltungen war letzten Samstagmorgen gross. An den Bahnhöfen warteten Gäste und Teilnehmende des eidgenössischen Trachtenfests auf den Zug nach Zürich. Im Amphitheater Windisch ging die Morgenfeier des Jugendfests über die Bühne. Im Brugger Schachen massen sich Oldtimer-Fahrzeuge im Rahmen eines Grand Prix, in Turgi war Picknick im Dorfpark angesagt. Dennoch: Die Gelegenheit, mit Regierungsrat Dieter Egli von Windisch nach Turgi zu spazieren, wurde wahrgenommen. Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern ist für die Arbeit unserer Politikerinnen und Politiker essenziell. Doch wie kann dieser hergestellt werden? Eine gute Idee, ein gutes Format tut not. Dieter Egli wandert leidenschaftlich gern. Also lag es für ihn nahe, Menschen auf Spaziergänge einzuladen. Gestartet ist er mit diesen 2022 und hat mit seinen Gästen die Bezirkshauptorte erkundet. In einer Neuauflage unter dem Titel «Ausblicke» wurde der Rayon mit grösseren Spaziergängen erweitert.

Egli und der Bahnhof Brugg
Treffpunkt für eine Wanderung von Windisch nach Turgi war die Windischer Seite des Brugger Bahnhofs. Hier hat Egli – in Unterwindisch aufgewachsen und wohnhaft – in den 90er-Jahren erste politische Erfahrungen gesammelt: als Mitglied der Kommission für den Bau der dortigen Bahnhofshalle. «Als diese für 3,5 Millionen Franken erbaut wurde, war dieses Vorhaben nicht unbestritten – die Vision Mitte mit den Bauten der Fachhochschule war noch nicht umgesetzt, das Areal quasi der Hinterhof der Bahnanlage.» Ja, sagte er, hier gebe es heute eine Drogenszene. Die hätte er, der kantonale Polizeidirektor, gern weg. Aber wohin die Leute treiben, fragen ihn die Fachleute der Polizei. «Es geht hier um sozialpolitische Themen», stellte Egli fest.

Apropos Probleme: Während der Wanderung kam Egli auf das Bundesasylzentrum Brugg und die von jungen Männern aus dem Maghreb aufgebrochenen Autos zu sprechen. «Hier in Brugg stammen die Täter aus der Region Basel, während die hier untergebrachten Personen anderswo ihre Delikte begehen.» Egli erklärte den staunenden Zuhörerinnen und Zuhörern den Grund. «Es ist die mangelhafte Sicherheitszusammenarbeit zwischen den Kantonen, die dringend verbessert werden muss.» Kriminalität halte sich nicht an Kantonsgrenzen.

Die Kunst der Politik
Der Weg führte durch das Areal der Psychiatrischen Dienste Aargau. «Dieses Plateau über der Aare hatten sich die Römer zur Verteidigung ihre Stützpunkts Vindonissa ausgesucht», wusste der historisch interessierte und bewanderte Egli zu berichten. Es ging weiter durch den Friedhof hinunter nach Unterwindisch. Der Blick in Richtung Wasserschloss und unteres Aaretal begann sich zu öffnen. Egli zeigte auf die vielen Gemeinden, welche die Ebene füllen, wies auf die Bezirksgrenze hin, die durch sie führt. «Winterthur ist nicht grösser als die Region Baden, wird aber als Einheit anders wahrgenommen», sinnierte Egli. Ist unser System für einen Politiker nicht mühsam, wurde Egli gefragt. «In unserer Demokratie müssen für einen Entscheid alle ins Boot geholt werden, was durchaus schwierig sein kann», antwortete er. In deutschen Gemeinden würden jene entscheiden, die im entsprechenden Parlament über eine Mehrheit verfügten. Die Bürgerinnen und Bürger sind höchstens über eine Bürgerbeteiligung in Entscheidungsprozesse eingebunden. Ein Weg, den Egli nicht beschreiten möchte, wie er durchblicken liess.

Kleinräumiger Aargau
Auf Dieter Eglis bevorzugter Joggingstrecke ging es am Unterwasserkanal des Kraftwerks der ehemaligen Spinnerei Kunz entlang zur SBB-Brücke, über die Reuss und via Gebenstorf zum Badener Ortsteil Turgi. Auch hier wurde einem wieder die Kleinräumigkeit bewusst. Die Bauten der ABB befinden sich in Ennetturgi, das zwar so heisst, aber Teil der Gemeinde Untersiggenthal ist. Hier sprach Egli über Wirtschaftsförderung. Rund ein Dutzend Aargauer Firmen hätten die Dimensionen einer ABB, 50 000 seien KMU. Diese müssten von der Wirtschaftsförderung ebenso profitieren können. Es gelte nicht, Steuerrabatte zu gewähren, sondern Innovationen zu fördern und Firmen mit Institutionen wie dem Paul-Scherrer-Institut, mit Fachhochschulen oder dem Park Innovaare zu vernetzen.

Auch das Thema Fachkräftemangel kam zur Sprache. «Mittlerweile sprechen wir von einem Arbeitskräftemangel», hielt Egli fest. Eine Herausforderung, die bewältigt werden müsse, sei, das Know-how und die Wirtschaftskraft im Kanton zu behalten. «Es ist nicht nur schön, hier zu wohnen, sondern ebenso spannend, hier zu arbeiten», sagte Egli. Das heisse, dieses Bewusstsein in der Bevölkerung zu stärken und den Rahmen dafür entsprechend zu setzen. In Turgi lud Egli bei der reformierten Kirche zu einem Apéro ein, zu dem sich zusätzliche Leute einfanden.