Die 20-jährige Michelle Eileen Ploner aus Würenlos konnte sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie hat ihre Maturaarbeit mit dem von ihr entworfenen Geschäftsmodell für die Künstler- und Event-Plattform «ourstage.ch» nicht nur mit Bravour abgeschlossen sondern sich damit auch gleichzeitig einen Traum erfüllt: einen aktiven und nachhaltigen Beitrag zu leisten, um Musikschaffende mit Veranstalterinnen und Veranstaltern zusammenzubringen.
Faszination Live-Musik
«Musik verbindet die Menschen, und ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Das wurde mir besonders während Corona bewusst, als es unmöglich war, Konzerte zu besuchen», erzählt die angehende Studentin. In dieser Zeit reifte in ihr die Idee, selber im Eventsektor tätig zu werden. «Es gibt viele junge Musizierende, die ihre Leidenschaft nicht professionell ausüben und bisher noch nie gesehen oder gehört wurden. Mir schwebte vor, ihnen mit einer neuen Plattform Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen – und gleichzeitig kleineren Privatveranstaltern, die sich keine teuren Profi-Acts leisten können, Zugang zu vielversprechenden Nachwuchstalenten zu geben.»
Für die Abschlussarbeit an der Kanti Wettingen erarbeitete Ploner 2022 die Grundlagen für «ourstage.ch», schrieb dafür ein Marketingkonzept, erstellte einen Finanz- und Realisationsplan, machte eine SWOT-Analyse für die strategische Planung und führte verschiedene Gespräche mit Leuten aus der Musikbranche, wie beispielsweise mit dem Gitarristen und Veranstalter Nic Niedermann.
Hilfe erhielt Ploner von ihrem Vater Ralf, der viel Erfahrung im Consultant-Bereich hat und Gründer des Start-up-Unternehmens «skills.ch» ist. Mit ihm und dem Informatik-Ingenieur und Hobbygitarristen Adrian Hitz gründete sie im selben Jahr den Verein «ourstage.ch» und entwickelte das Projekt Schritt für Schritt zur Praxisreife weiter. Seit 2024 ist die Website «ourstage.ch» aufgeschaltet. «Zusätzlich haben wir Flyer und Visitenkarten drucken lassen, machen auf den Social-Media-Kanälen Werbung, stellen uns bei Kulturhäusern vor und schreiben Privatfirmen an. So langsam kommt das Ganze ins Rollen», sagt Michelle Ploner und strahlt.
Erste erfolgreiche Vermittlungen über die neue Plattform
Die 20-Jährige stammt aus einer musikalischen Familie, in der alle ein Instrument beherrschen. Ihr Bruder tritt mit seiner eigenen Band auf, und sie hat ihn oft auf der Bühne erlebt. Von ihm hat sie viel über den Konzertbetrieb gelernt. «Ich spiele selber Geige. Aber nur für den Hausgebrauch. Zu mehr reicht es nicht, das überlasse ich lieber anderen, die es besser können», sagt sie und muss lachen.
Eine davon ist die Sängerin Veronica, die sie ebenfalls für ihre Maturaarbeit interviewte. Sie gehört zu den ersten Musikschaffenden, die durch «ourstage.ch» gefördert und in die Öffentlichkeit katapultiert werden sollen. Des Weiteren sind bis zum heutigen Zeitpunkt die Badener Poprock-Formation Cartridge, die Jazz-/Rock-Band Psychomorpha, das Cover-Duo Early Up, die klassische Pianistin Anissa Schumacher, der italienische Singer/Songwriter Mhai sowie die Popsängerinnen Veronica und Naomi gelistet. Sie sind alle mit einer Kurzbiographie und einem Live-Audio vertreten, damit sich potenzielle Veranstalterinnen und Veranstalter ein Bild von ihnen machen können.
Die Gagen für die Auftritte werden direkt an das Team von «ourstage.ch» ausbezahlt, das sie den Künstlerinnen und Künstlern anschliessend weitergibt. Um allfälligem Preisdumping vorzubeugen, sind die Beträge fix gesetzt und nicht verhandelbar. Eine Person erhält pro Auftritt exakt 140 Franken. «Das ist zwar nur ein kleiner Zustupf.
Aber das Geld soll auch nicht im Vordergrund stehen. Es geht um die Chance, auf die Bühne zu kommen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln», meint Michelle Ploner. Bisher kamen bereits einige Engagements zustande. Anissa wurde beispielsweise für einen Kundenanlass von Knecht-Reisen gebucht und Cartridge konnten an einem Open Air in Scuol auftreten.
Vielversprechender Start
Verdient hat Ploner mit «ourstage.ch» noch nichts. «Das Konzept funktioniert bis jetzt aber ganz gut», zeigt sie sich dennoch zufrieden. Nach den Sommerferien fängt sie ihr Betriebswirtschafts-Studium mit dem Nebenfach Recht an und will es unbedingt bis zum Bachelor schaffen. Ihr Livemusik-Projekt «ourstage.ch» will sie weiterbetreiben. «Es wäre toll, wenn unsere zahlreichen Marketingaktionen fruchten und wir mit der Zeit vielversprechende Hobbymusikerinnen und -musiker aus der ganzen Schweiz vermitteln könnten», meint sie und fügt hinzu: «Wir sind noch in den Anfängen und alle Wege sind offen.» Man darf gespannt sein.
Weitere Infos: ourstage.ch