Neue Stadtrösterei an der Limmat

Die Geschäftsidee von Nicolas Vuille trägt Früchte. Neben der Caffè-UNO-Espresso-Bar am Badener Bahnhof gründete er mit Freunden eine Rösterei.
Simon Zimmermann, Elias Rüetschi, Karim Abou El Naga, Nicola Graf und Nicolas Vuille (von links) wollen mit ihrem im Oederlin-Areal gerösteten Kaffee die Region Baden erobern. (Bild: zVg)

Der Badener Nicolas Vuille interessiert sich schon seit vielen Jahren für guten Kaffee, was vielleicht mit seinen römischen Wurzeln zu tun hat. Als der 30-Jährige vor zwei Jahren seine Stelle als Vermögensberater bei einer Bank verlor, entschied er sich kurzerhand, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Ursprünglich auf Zeit eröffnete er am Badener Bahnhof die Pop-up-Espresso-Bar Caffè UNO. Wenige Monate nach der Eröffnung bot sich dem Jungunternehmer die Möglichkeit, die gesamte Räumlichkeit am Badener Bahnhof zu übernehmen, wodurch aus der kleinen Espresso-Bar ein Geschäft von ansehnlicher Grösse wurde. Mit seiner Espresso-Bar und ersten Verkaufserfolgen wuchsen auch Nicolas Vuilles Ambitionen, sich dauerhaft im Kaffeegeschäft zu eta­blieren.

Kaffee rösten für den Direktvertrieb
Weil sich sein Kaffee inzwischen zunehmender Beliebtheit erfreut und die Nachfrage danach ständig steigt, war der nächste logische Schritt für Nicolas Vuille, seinen Kaffee selbst zu rösten, die Produkte lokaler zu gestalten und nicht mehr auf Röstereien ausserhalb des Kantons angewiesen zu sein. Um diese Idee umzusetzen, fanden sich fünf kreative Köpfe zum Collettivo zusammen. Gemeinsam mit den Badenern Karim Abou El Naga, Nicola Graf, Elias Rüetschi und Simon Zimmermann gründete er Ende März dieses Jahres die Rösterei Collettivo GmbH im Oederlin-Areal.

Zwar gibt es auch im Aargau Kaffeeröstereien, doch eine Zusammenarbeit mit diesen entspricht nicht der Geschäftsphilosophie von Nicolas Vuille. «Der Kaffee, der hierzulande heute getrunken wird, ist in der Regel ein Industrieprodukt, und oft wissen die Leute nicht, woher ihr Kaffee genau stammt», weiss Nicolas Vuille. «Collettivo will dagegen viel näher an den Leuten sein und ein lokales Produkt anbieten, bei dem die Menschen wissen, dass es von fünf Jungs aus der Region hergestellt wird», ergänzt Elias Rüetschi, der für die Kommunikation des jungen aufstrebenden Unternehmens zuständig ist.

Start des Verkaufs an Privat­personen
Seit dem 10. August ist der Kaffee online auf collettivo.ch bestellbar. Davor konnte die Stadtrösterei über 20 Gastrobetriebe sowie KMU als Partnerinnen gewinnen, wo jetzt der Kaffee aus dem Oederlin-Areal serviert wird. Diese ersten Zusagen und Erfolge stimmen die fünf Geschäftspartner zuversichtlich, dass ihr Produkt noch viel Potenzial birgt, und sie sind für alles bereit: «Bei höherer Nachfrage als erwartet haben wir bereits genügend Rohbohnen bei den Bauern für den Direktbezug reserviert», verspricht Nicolas Vuille.

Simon Zimmermann und Nicolas Vuille tüfteln an einer Kaffeemischung. (Bild: zVg)

Dabei ist und bleibt das Rösten des Kaffees an sich eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, vor allem, wenn es darum geht, bei jedem Durchgang den gleichen Geschmack zu erzielen. Um den eigenen Anforderungen an die Qualität ihres Kaffees gerecht zu werden, investierten die Freunde einerseits in eine hochwertige Röstmaschine und andererseits viel Zeit, bis sie mit der Zusammensetzung ihrer ersten Kaffeemischung zufrieden waren. Massgeblich daran beteiligt war Simon Zimmermann, von Beruf Lebensmittelwissenschaftler und als solcher bestens vertraut mit den Auflagen und Prozessen rund um das Rösten von Kaffee. Inzwischen produziert Collettivo in den Räumlichkeiten auf dem Oederlin-Areal mehrere Kaffeemischungen, die an verschiedenen Orten in der Stadt zum Verkauf angeboten werden.

Dem Erfolg der Caffè-UNO-Espresso-Bar nach zu schliessen, kommt der Kaffee von Collettivo bei der Kundschaft am Badener Bahnhof bestens an. Zwar sei das «UNO» von Anfang an gut gelaufen, «mittlerweile läuft es aber wirklich super», sagt Nicolas Vuille erfreut.

Mit dem Verkaufsstart des Kaffees von Collettivo steht auch die Caffè-UNO-Espresso-Bar vor einem Umbruch. Nach der Sanierung des Bahnhofs Baden eröffnet dieses neu. Mit der Verschiebung von einigen Metern in Richtung Turgi ist es nicht getan – das ganze Ladenkonzept bekommt einen Neuanstrich. Nach Aufteilung des Bahnhofgebäudes hat Starbucks neu weniger Fläche, die ans «UNO» geht. Dieser symbolische Schritt von industriell-kommerziell in Richtung lokal und authentisch freut die Freunde besonders.

Wer eine der Kaffeemischungen von Collettivo probieren will, findet diese im «UNO» beim Badener Bahnhof sowie bei weiteren Partnerinnen der Stadtrösterei, die auf collettivo.ch ersichtlich sind. Dort kann der Kaffee auch bestellt sowie mehr über die Mikrorösterei in Erfahrung gebracht werden. Und schliesslich kann man den Kaffee am Samstag, 17. August, auf dem Badener Wochenmarkt probieren, wo die Freunde mit einem Stand präsent sein werden.