Der Geoweg 2.0 ist auferstanden

Eine stattliche Anzahl Interessierter wohnte der Wiedereröffnung des beinahe zerstörten Geowegs in der ­Region bei.
Von links: Titus Meier, Philipp Flach, Dieter Egli, Barbara Iten, Hans Senn, Richard Plüss und Ernst Hess. (Bilder: hl)

Der Blick in den Habsburger Rittersaal zeigt: Einige Prominenz ist versammelt – aus der Politik sowie dem Tourismus- und dem Schulbereich. Alle waren interessiert zu hören und zu sehen, was Neues um diesen wichtigen Themenweg entstanden ist.

Uralte Findlinge gesprengt
Mit Konsternation haben 2022 die Bewohner und Bewohnerinnen im Umkreis des Rundwanderwegs auf den eingeleiteten Rückbau des 30-jährigen Geowegs reagiert. So zum Beispiel der ehemalige Scherzer Gemeindeammann Kurt Gasser gegenüber Tele M1: «Das ist doch ein barbarischer Akt. Dass man diese Steine, welche Zeugen aus der Eiszeit und der Gletscher sind, einfach wegreisst und zerstört.» Das seitens des Kantons vorgebrachte Argument, eine Sanierung des Wegs hätte mögliche Kosten von bis zu 200 000 Franken generiert, konnte niemand so richtig nachvollziehen. In der Tat liess sich später der Geschäftsführer des Vereins Aargauer Wanderweg so verlauten: Beim Rückbau habe es sich um eine unglückliche Verkettung von Missverständnissen gehandelt, denn dieser Lehrpfad stelle ja keine künstliche Installation dar, sondern eine natürlich entstandene und schützenswerte geologische Sehenswürdigkeit. Also ein gleichsam auf kleinem Raum konzen­triertes umfangreiches Inventar von Schiefer- und Granitgestein. Übrigens damals im Zuge des Baus der A3 gesichert und der Nachwelt zur Verfügung gestellt.

Geologe Konrad Zehnder begutachtet die Gesteinsproben.

Aus tot wird lebendig
Diese Reaktionen blieben nicht ohne Folgen. Rasch bildete sich ein Kernteam unter der tatkräftigen Mithilfe von Tourismus Region Brugg zur Reaktivierung und Erneuerung des Geowegs. Sponsoren, Zuwendungen von Kanton, Swisslos, Stadt Brugg, umliegenden Gemeinden sowie weiteren treuen Unterstützern ermöglichten diese Wiedergeburt. Besondere Erwähnung verdient die Digitalisierung des Geografen Philipp Flach, der in zahllosen Stunden umfassendes Wissen zu diesen Weg und dieser Region zusammenführte. Begeht man ihn – er umspannt auf 11 Kilometern 23 Stationen –, kann man an den einzelnen Halteorten über einen QR-Code das Nötige erfahren. Man kann ihn aber, was gerade für die Arbeit im Schulzimmer wertvoll ist, neu auch virtuell ablaufen, und dank der Interaktivität der neu erstellten Website können die Kinder Wichtiges selbst erarbeiten.

«Hierhin komme ich immer gern!»
Solches verrät in seiner regierungsrätlichen Grussbotschaft der Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres, Dieter Egli. Tatsächlich joggt der in Windisch lebende Egli regelmässig in dieser Landschaft und kennt sie gut aus Kindheit und Jugendzeit. Er ergänzt: «Hier kommt die Erdgeschichte der letzten 250 Millionen Jahre mit einem wichtigen Teil der Geschichte des letzten Jahrtausends zusammen. Deshalb passt es, dass wir hier heute zusammenkommen, um die Auferstehung des Geowegs zu feiern. Diese war nur möglich, weil sich engagierte Bürgerinnen und Bürger zusammengefunden haben, die dieses Erbe bewahren wollten. Sie haben damit mehr geschafft, als es einfach zu bewahren: Sie haben es in einer zeitgemässen Form neu erfunden.» Ähnlich dankbar äussert sich der alt Gemeindeammann von Lupfig, Richard Plüss: «Ich habe die Geschichte des Geowegs von an Anfang miterlebt. Unsere Region ist in der Tat geschichtsträchtig, denken wir an die Römer, die Habsburger und eben auch an den interessanten geologischen Untergrund.» Grossrat Titus Meier seinerseits prägt den Begriff «Geoweg 2.0», verweist als Bezirksschullehrer auf diesen Ort, der schulisch fächerübergreifend behandelt werden kann. Als Dank für die Regierungsunterstützung überreicht die Co-Präsidentin von Tourismus Region Brugg, Barbara Iten, Dieter Egli einen übergrossen QR-Code, edle Habsburger Tranksame und exklusive Geoweg-Caps für die ganze Regierungscrew.

Steine bestimmen
Nachmittags konnte sich das Publikum bei den vier Festplätzen an 17 Führungen Detailkenntnisse zu verschiedenen Themen aneignen. Beim neu erstellten Klopfplatz – Station 12 – stellte Geologe Konrad Zehnder Geologenhämmer zum Abschlagen von Proben des Gesteins zur Verfügung. Über Frage und Antwort wurden diese dann bestimmt. Mittels Salzsäure demonstrierte er zudem, wie sich Kalkvorkommen in denselben nachweisen lassen. Vorgesehen ist, dass diese Gerätekiste fix vor Ort deponiert wird und sich mit einem Code öffnen lässt. So kann man dereinst in Eigenregie Geologie betreiben. Musikalisch unterhalten wurde die Festgemeinde von Alphorn-Hans aus Scherz und dem Schwyzerörgeli-Quintett Donnschtighöckler.

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Regierungsrat Dieter Egli erhält ein Cap und einen edlen Tropfen.

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Am Infostand konnte man den Wettbewerb ausfüllen.

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Alphornspieler Hans Senn mit den Findlingen im Hintergrund.

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